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Zerstörte Gedenktafel am Hansaplatz.

© Bürgerverein Hansaviertel e.V.

NS-Gedenktafel in Berlin zerstört: Glas-Kunstwerk am Hansaplatz erinnerte an deportierte Juden

Unbekannte schändeten Ende Juni das „Fenster der Erinnerung“ am U-Bahnhof Hansaplatz – es zeigte die Namen von 1030 verschleppten und ermordeten Juden. Nun ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz.

Stand:

Unbekannte haben Ende Juni am U-Bahnhof Hansaplatz eine Gedenktafel für in der NS-Zeit aus dem Hansaviertel deportierte und ermordete Juden zerstört. In das aus Verbundsicherheitsglas bestehende „Fenster der Erinnerung“ waren die Namen von 1030 jüdischen NS-Opfern eingelassen.

Auf die Schändung der Gedenktafel hatte in der vergangenen Woche der Verein „Sie waren Nachbarn e.V.“ hingewiesen. Der Verein hat sich seit 2011 der Erinnerung an die Juden-Deportationen aus Tiergarten und Moabit verschrieben.

Die Polizei teilte am Montagvormittag mit, dass der Sachverhalt dort bekannt sei. Anfang Juli sei dieser über die Internetwache angezeigt worden. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittele wegen Sachbeschädigung, ein möglicher politischer Hintergrund werde geprüft.

Gedenktafel zerstört: statt Glas ist nun eine schwarz beschichtete Sperrholzplatte zu sehen.

© Hans-H. Kotte/Der Tagesspiegel

„Sie waren Nachbarn e.V.“ nimmt an, dass die Zerstörung der Gedenktafel bereits am 24. Juni stattfand und einen antisemitischen Hintergrund hat. Denn sie reihe sich ein „in eine Serie von judenfeindlichen Angriffen und Aktionen, besonders in den vergangenen neun Monaten“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Das eingeschlagene Glas der von der Künstlerin Katja van Dyck-Taras geschaffenen Gedenktafel wurde inzwischen durch eine mit Kunststoff beschichtete schwarze Sperrholzplatte ersetzt.

Das „Fenster der Erinnerung“ war 2014 der Öffentlichkeit übergeben worden. Die Namen der Deportierten waren zunächst auf transparente Folie gedruckt, die auf Glas aufgeklebt war. 2018 wurde dann eine überarbeitete Version eingeweiht, bei der die Namen in Verbundsicherheitsglas eingelassen waren.

Aro Kuhrt, Vorstand von „Sie waren Nachbarn e.V.“, wies darauf hin, dass bereits im November 2023 ein vom Verein bestückter Schaukasten vor dem Rathaus Tiergarten von Unbekannten zerstört wurde.

In der Glasvitrine waren Motive zu jüdischem Leben in Moabit ausgestellt worden. Nachdem die Scheibe mit einem Stein eingeworfen worden war, hatten die Unbekannten versucht, in dem Schaukasten ein Feuer zu legen.

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