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Update

Totalausfälle blieben aus: Nur wenige Behinderungen durch BVG-Streik

Die S-Bahn fährt nur nach Notfahrplan – und jetzt wird auch noch bei Bussen und der U-Bahn gestreikt. Wie kamen Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, heute an Ihr Ziel?

Die unter dem Dach der DBB Tarifunion organisierten Arbeitnehmerorganisationen hatten für den heutigen Donnerstagmorgen zu einem Warnstreik vom Dienstbeginn um drei Uhr bis 10 Uhr aufgerufen. Vor allem der Verkehr bei der U-Bahn sollte deshalb eingeschränkt sein. Die Gewerkschaft Verdi, die die meisten Mitglieder hat, ist an dem Streik nicht beteiligt, aber unter anderem die Lokführergewerkschaft GDL.

Eine Sprecherin der BVG sprach am Donnerstagmorgen von einem "entspannten" Verlauf des Streiks. Die Auswirkungen seien weitaus geringer als erwartet. Die meisten Ausfälle habe es auf der Linie U 3 gegeben - dort hätten Fahrgäste mit Wartezeiten von maximal zehn Minuten rechnen müssen. Auch auf anderen Strecken habe es einzelne Verspätungen gegeben, die aber auch nicht über zehn Minuten liegen sollen. Die U 1, U 2, U 6 und U 9 fahren laut BVG normal.

Am Alexanderplatz und am Bahnhof Friedrichstraße war am Morgen nichts vom Streik zu spüren. Die U-Bahnen fuhren normal alle drei bis fünf Minuten, nur die Laufschrift auf der Anzeige erinnerte daran, dass es wegen des Streiks zu Behinderungen kommen könnte. Auch auf den Gleisen der S-Bahn war nicht mehr Betrieb als sonst.

Bei den Bussen kam es vor allem im Raum Spandau zu einigen Verzögerungen. Totalausfälle soll es aber keine gegeben haben. Auch der Flughafen-Bus TXL fuhr laut BVG normal. Ebenso die Straßenbahnen. Die größte Sorge sei der Schülerverkehr gewesen. Aber der konnte laut BVG-Sprecherin auch ordentlich durchgeführt werden. Dennoch werden sicher einige Schüler etwas später kommen und das mit dem Streik bei der BVG begründen - "und das werden wir auch nicht dementieren", sagte die BVG-Sprecherin.

Die Gäste der Buslinie M 29 zwischen dem U-Bahnhof Hermannplatz in Neukölln und Grunewald bekamen den Streik gegen 9 Uhr zuspüren. Die Busse waren vollkommen überfüllt, an jeder Station warteten dutzende neuer Fahrgäste. Das Ein- und Aussteigen dauerte entsprechend lange, die Türen konnten teilweise nicht geschlossen werden, die Busse kamen nur langsam voran und stauten sich hintereinander. Erst als einer der nachfolgenden leeren Busse den ersten überholte, entspannte sich die Situation ein wenig. Der Takt der Busse war jedoch normal, viele Gäste scheinen allerdings vorsorglich von der U-Bahn auf den Bus umgestiegen zu sein.

Eine Sprecherin der DBB Tarifunion sagte, die Beteiligung an dem Warnstreik sei gut. Man rechne damit, dass sich bis 10.00 Uhr mehrere Hundert Bus- und U-Bahn-Fahrer nicht zur Arbeit kommen.

Nach Tagesspiegel-Recherchen sollte der Streikplan für den Verlauf des Morgens wie folgt sein: Normal fahren nur die Linien U 1 (Warschauer Straße–Uhlandstaße) und U 2 (Pankow–Olympiastadion). Hier will die BVG den Einsatz der nichtstreikenden Fahrer konzentrieren, weil die Fahrgäste bereits durch die Sperrungen der Abschnitte Gleisdreieck–Wittenbergplatz und Olympiastadion–Ruhleben der U 2 gebeutelt sind. Auf den Linien U 6 (Alt-Tegel–Alt-Mariendorf) und U 9 (Osloer Straße–Rathaus Steglitz) soll es einen Zehn-Minuten-Verkehr geben, der aber nicht garantiert werden könne, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Bestenfalls alle 20 bis 30 Minuten fahren dagegen die Züge auf den Linien U 3 (Nollendorfplatz–Krumme Lanke), U 5 (Hönow–Alexanderplatz), U 7 (Rathaus Spandau–Rudow) und U 8 (Hermannstraße). Gar keinen Verkehr gibt es auf der U 4 (Nollendorfplatz–Innsbrucker Platz) und U 55 (Brandenburger Tor–Hauptbahnhof).

Nicht betroffen sein soll die Straßenbahn, heißt es in dem Streikaufruf. Bei der Tram hat die Tarifunion nach Tagesspiegel-Informationen auch nur wenige Mitglieder. Dem straff organisierten Betrieb gelinge es, den streikbedingten Ausfall von wenigen Fahrern zu kompensieren, heißt es bei der BVG.

Zur Tarifunion haben sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Gewerkschaft Kommunaler Landesdienst (GKL) zusammengeschlossen. Die GDL hat nach Tagesspiegel–Informationen besonders viele Mitglieder im BVG-Tochterunternehmen Berlin Transport, wo die Fahrer häufig Aufgaben bei der U-Bahn übernommen haben. Zahlreiche BVGer waren nach dem wochenlangen Verdi-Streik 2008 zur GDL gewechselt, weil sie mit dem Verhandlungsergebnis am Ende nicht zufrieden waren. Zudem hatte der streikbedingte Erfolg der GDL bei der Bahn AG viele BVG-Mitarbeiter zum Wechsel der Gewerkschaft animiert, so dass die Zahl der Mitglieder inzwischen ausreichen könnte, den Betrieb weitgehend lahm zu legen. In der Vergangenheit waren Aktionen der Tarifgemeinschaft meist ohne große Auswirkungen verpufft.

In den Verhandlungen zum Manteltarif will die Tarifgemeinschaft erreichen, dass Nachtarbeit auf den Zeitraum von 20 Uhr bis 6 Uhr ausgeweitet wird. Außerdem sollen Ansprüche auf Zusatzurlaub für Nachtarbeit am Jahresende nicht verfallen. Bei Dienstteilungen soll eine Schicht maximal zwölf Stunden dauern. Zudem soll die Zeit, die Busfahrer für die Streckenkenntnis brauchen, als Arbeitszeit gelten.

BVG-Personalvorstand Lothar Zweiniger verwies darauf, dass seit Mitte Mai ein erstes Angebot vorliege, Gespräche darüber stünden noch aus. BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta versicherte den Fahrgästen, diese „ungerechtfertigte Belastung“ durch den Streik, für den sie kein Verständnis habe, so erträglich wie möglich zu gestalten.

Was sind Ihre Beobachtungen, liebe Leserinnen, liebe Leser, im Berliner Nahverkehr am Morgen des Streiks? Wie kommen Sie heute früh an Ihr Ziel? Und was meinen Sie zu dem Streik? Kommentieren und diskutieren Sie mit! Bitte nutzen Sie dazu die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite.

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