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Andreas Kalbitz hat mit der AfD in Brandenburg einen großen Erfolg errungen. Dennoch ist der AfD-Rechtsaußen umstritten.

© dpa/Gregor Fischer

Berliner AfD-Vorstand zur Landtagswahl: "Ohne Kalbitz hätten wir noch besser abgeschnitten"

Das innerparteiliche Ringen um den Kurs der AfD geht auch nach den Wahlen weiter. Aus Berlin kommt schwere Kritik am Flügel.

Am Tag nach den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen haben mehrere Abgeordnete der Berliner AfD-Fraktion Kritik an den beiden Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz und Jörg Urban geübt. "Ohne die beiden und mit Alexander Gauland und Frauke Petry an der Spitze hätten wir noch bessere Ergebnisse geholt. Da war mehr drin", erklärte Frank Scheermesser, Beisitzer im Berliner Landesvorstand und Mitglied des Abgeordnetenhauses, im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Er begründete seine Einschätzung mit der Positionierung der beiden am radikalen Rand ihrer Partei. Vor allem die Verbindungen von Kalbitz ins rechtsextreme Lager würden viele Wähler abschrecken, sagte Scheermesser. Hinzu kämen viele, die wegen der beiden nur unter "Bauchschmerzen" AfD wählen würden. Ohne Kalbitz und Urban wären die "mit voller Begeisterung" dabei, meint der in der Sächsischen Schweiz geborene Politiker.

Scheermesser, der genau wie der Berliner AfD-Landeschef Georg Pazderski zu den Unterzeichnern des gegen Flügel-Frontmann Björn Höcke gerichteten "Appell der 100" zählte, erklärte zudem: "Ohne Höcke könnten wir in Thüringen mehr holen als mit ihm." Mit Blick auf die innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern des von Höcke geführten Flügels und den sich als gemäßigt verstehenden Parteimitgliedern sagte er: "Es sind immer die Flügel-Leute, die Ärger machen."

Immer neue Enthüllungen zur Vergangenheit von Kalbitz

Karsten Woldeit, genau wie Scheermesser Mitglied des Abgeordnetenhauses und darüber hinaus stellvertretender Landeschef der Berliner AfD, bezeichnete dessen Aussagen zum negativen Einfluss von Kalbitz und Urban auf die Wahlergebnisse als "reine Spekulation". Andere stimmten den Aussagen zu, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Tatsächlich hatten im Vorfeld der Wahlen Umfragen gezeigt, dass die Zustimmung für einen Ministerpräsidenten Kalbitz selbst unter AfD-Wählern deutlich geringer ausfällt. Dessen Vergangenheit führe immer wieder zu negativen Schlagzeilen, von denen noch weitere folgen könnten, erklärten Insider.

Am Sonntag hatte Kalbitz, der Berichte über Verbindungen zur rechtsextremen Szene stets dementierte, bereits kurz nach der Wahl in einer Videobotschaft dem rechtsextremen Netzwerk "Ein Prozent" seinen Dank ausgesprochen. Die Gruppe weist enge Verflechtungen zur vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung auf, die offiziell Teil des Unvereinbarkeitsbeschlusses der AfD ist. Kalbitz sagte in Richtung der Aktivisten: "Zusammen sind wir stark, gemeinsam haben wir das erreicht, und noch viel mehr."

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