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Der Neue. Jörg Mark (l.) wurde zum 1. August BER-Technik-Chef.

© dpa

Personalwechsel am Hauptstadtflughafen: Warum Siemens-Manager Marks zum BER wechselt

Jörg Marks wird neuer Technikchef am Flughafen. Er kommt von Siemens. Jetzt soll er am BER die Brandschutz- und Entrauchungsanlage bezwingen. Mit dem Tagesspiegel sprach er darüber, warum er den Job übernimmt, an dem schon so viele scheiterten.

Er ist das, was man einen echten Siemensianer nennt. Ein Ingenieur mit Leib und Seele, für den es schlichtweg keine unlösbaren Probleme gibt. Ein ruhiger Typ, der keine halben Sachen mag. Das ist der Ruf, der ihm vorauseilt. Und jetzt soll Jörg Marks, 46, bislang Regionalmanager der Siemens AG, Ingenieur und gelernter Nachrichtentechniker, der für den Münchener Weltkonzern immerhin seit einem Vierteljahrhundert tätig war, den Berliner Pannenflughafen zum Start bringen. Ab 1.August verlässt Marks Siemens und fängt am BER an, als Nachfolger des wegen der Korruptionsaffäre gefeuerten Technikchefs Jochen Großmann.

Marks wird, wie die Flughafengesellschaft und die Siemens AG am Mittwoch mitteilten, Chef für Technik und Bau der Berliner Flughäfen, vor allem aber der wichtigste Mann im Team von Flughafenchef Hartmut Mehdorn, nämlich „Technischer Gesamtprojektleiter BER“. Der 46-jährige wird damit die Verantwortung haben, das „Monster“ der bislang nicht funktionierenden Brandschutz- und Entrauchungsanlage zu bezwingen. Warum er den Job übernimmt, an dem bislang so viele scheiterten? „Hier ist ein Stück auch meine Ingenieursehre berührt“, sagte Marks dem Tagesspiegel, als er zu seinen Beweggründen gefragt wird. „Ich möchte einfach, dass der Hauptstadtflughafen endlich fertig wird.“ Skepsis, Defätismus, das das sowieso nichts mehr wird, lässt er nicht gelten. „Das ist nicht unlösbar und technologisch machbar. Ich denke, man muss das Schritt für Schritt ordentlich abarbeiten“, sagte Marks.

Marks ist vertraut mit den Problemen am BER

Der Mann weiß, worüber er spricht. „Ich verfolge das Projekt ja seit längeren mit einem gewissen Abstand in meiner Aufgabe als Leiter der Region Ost der Gebäudetechnik bei Siemens. Mich hat immer gewurmt, dass bestimmte Dinge nicht gemacht worden sind." Tatsächlich hat sich Marks in den Jahren ein präzises eigenes Bild machen können, was am Flughafen schief läuft. Seit 2005 ist er im Siemens Konzern Leiter der Region Ost der „Building Technologies Division“, seit 2012 zusätzlich Leiter Business Line BOS-Leitstellen Deutschland. Er verantwortete Sicherheitstechnik, Gebäudeautomation, Starkstrom und IT-Projekte mit einem Geschäftsvolumen von rund 200 Millionen Euro pro Jahr und führte über 600 Mitarbeiter an sechs Standorten. Damit lag seit 2008 auch der Siemens-Auftrag für die gesamte Gebäudetechnik im neuen BER-Terminal in seiner Zuständigkeit. Es ist ein Auftrag, der weitgehend abgearbeitet ist, und zwar so, dass die von Siemens installierte Technik, auch die zur Entrauchung, funktioniert. Darauf legt man Wert bei Siemens. Im letzten Jahr hatte Siemens einen zusätzlichen Auftrag übernommen, nämlich die Steuerung der – von einem anderen Unternehmen gebauten – Anlage für die Frischluftzufuhr, wenn es brennt.

Positive Reaktionen aus der Wirtschaft

Marks kennt damit die andere Seite. Er weiß genau, welche Planungen, Vorarbeiten der Flughafen liefern muss, damit die Siemens-Experten mit der Programmierung der Anlage überhaupt erst beginnen können. Er war es, der Mehdorn immer wieder darauf hingewiesen hatte, welche Hausaufgaben der Flughafen erst einmal lösen muss. Das erklärt die Personalie, aber auch, warum Mehdorn in den letzten Tagen geradezu glücklich wirkte. „Herr Marks ist mein absoluter Wunschkandidat“, sagte er nun. Er werde „der Flughafengesellschaft mit seinem Sachverstand als Ingenieur, seinem lösungsorientierten Managementstil und seiner langjährigen Kenntnis der technischen Herausforderungen am BER gut tun.“

Das ist bitter nötig, nachdem schon viele Technikchefs gekommen und gegangen sind, Mehdorn nach dem Rausschmiss Großmanns unter Druck stand. Mehdorn hat, wie zu hören ist, Marks bearbeitet. Er sei ein „Menschenfänger“, heißt es in München, wo das Ausscheiden von Marks bedauert wird. So gab es diesmal etwas für die BER-Baustelle Ungewöhnliches, nämlich positive Reaktionen. So erklärte Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus und selbst Flughafenaufsichtsrat: Mit Marks komme einer der erfahrensten Ingenieure und Manager von Siemens, „um das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands zum Erfolg zu führen.“

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