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Ein Teilnehmer bei der Aktion "Thüringen trägt Kippa" im April 2018 in Erfurt.

© imago/photo2000

Antisemitismus in Berlin: Jüdische Familie wird in Restaurant nicht bedient

Kellner ignorieren Familie am Gendarmenmarkt, in Tegel entdeckt eine Passantin antisemitische Schmierereien.

Wieder kam es in den vergangenen Tagen zu antisemitischen Vorfällen in der Stadt, einer davon in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe zum „Israeltag 2018“, der am Freitag vergangener Woche auf dem Gendarmenmarkt stattfand. Wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in dieser Woche auf ihrer Facebookseite postete, soll eine jüdische Familie in einem Restaurant am Gendarmenmarkt demonstrativ nicht bedient worden sein.

Gegen halb sechs soll sich das als jüdisch erkennbare Ehepaar – er trug Kippa, sie religiösen Schmuck – mit seinem schwerbehinderten Sohn in den Außenbereich des Restaurants gesetzt haben. Der Sohn trug einen „I like Israel“-Luftballon bei sich. Sie waren die einzigen Gäste, doch trotz mehrmaliger Versuche der Kontaktaufnahme sollen alle fünf Kellner die Familie ignoriert haben.

"Am falschen Tisch"

Nach zehn Minuten setzten sich an einen anderen Tisch zwei Gäste, die umgehend bedient worden sein sollen. Das Ehepaar fragte daraufhin beim Personal nach und erhielt die Auskunft, „am falschen Tisch“ zu sitzen. Doch einen anderen, „richtigen“ Tisch haben die Angestellten der Familie nicht zuweisen wollen, stattdessen sei ihnen signalisiert worden, das Restaurant zu verlassen. Der Mann entgegnete daraufhin einem der Kellner, Juden würden in diesem Lokal wohl nicht bedient – ein spöttisches Lächeln war die Antwort.
In Tegel bemerkte eine Passantin in der Nacht zu Sonnabend antisemitische und israelfeindliche Schmierereien an einem Wartehäuschen am Flughafen Tegel, der Polizeiliche Staatsschutz. Mitte April wurde ein Kippa tragender Israeli auf dem Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg von einem 19-jährigen Syrer als „Jude“ beschimpft und mit einem Gürtel geschlagen. Der Vorfall zog auch in ausländischen Medien große Aufmerksamkeit auf sich.

Das RIAS fordert dazu auf, antisemitische Vorfälle auf www.report-antisemitism.de zu melden. Trotz vieler nachfragender Kommentare unter dem betreffenden Facebook-Post gibt RIAS den Namen des Restaurants nicht preis, da für RIAS "als Monitoringstelle und Meldenetzwerk die Unterstützung und die Perspektive der Betroffenen antisemitischer Vorfälle im Vordergrund" stehe. "Informationen zu den "Täter_innen" veröffentlichen wir in diesem Sinne nur dann, wenn es dem Verständnis des Vorfalls dient".

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