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Unfallschwerpunkt und Treffpunkt der Drogenszene: Am Kottbuser Tor gibt es regelmäßig Ärger.

© Mike Wolff

Heroinhandel in der U 8: Vater schickte Söhne zum Drogenhandel

Der Berliner Polizei gelang am Donnerstag ein Schlag gegen den organisierten Heroinhandel auf der U-Bahnlinie 8. Neun Verdächtige wurden festgenommen, darunter ein Mann, der weitere Verwandte eingespannt haben soll.

Der mutmaßliche Kopf einer Heroinhändler-Bande sowie acht Drogendealer sind am Freitagmorgen festgenommen worden. Laut Polizei handelt es dabei um einen 45-jährigen Mann, der auch seine 17- und 19-jährigen Söhne in die Geschäft eingebunden hatte. Die drei Männer und ein weiterer 19-Jähriger wurden Freitagabend einem Haftrichter vorgeführt. Alle Verdächtigen sollen zu einer berüchtigten arabischen Großfamilie gehören.

Die Polizei sprach von einer „konspirativ agierenden Bande“. Bei ihr wurden 25 Mobiltelefone beschlagnahmt, mit denen der Heroin-Handel organisiert wurde. Tätig war der Clan vor allem auf dem U-Bahnhof Schönleinstraße an der Grenze zwischen Neukölln und Kreuzberg, aber auch am Kottbusser Tor und am U-Bahnhof Hermannstraße.

Zeitgleich drangen Spezialisten am Donnerstagmorgen in die Wohnung des 45-jährigen Hassan El-N. in der Brandenburgischen Straße in Wilmersdorf und in drei weitere Wohnungen in Nord-Neukölln ein. Obwohl Drogenspürhunde im Einsatz waren, wurde kein Heroin gefunden. Die Ermittler stellten jedoch zahlreiche Utensilien zum Verpacken und Mischen sicher. Hassan El-N. soll seine beiden Söhne regelrecht zum Drogenverkauf kommandiert haben, ebenso die weiteren sechs männlichen Verwandten im Alter zwischen 15 und 25. Der Name der Großfamilie steht bereits auf einer internen Liste des Landeskriminalamtes: Ein junges Familienmitglied steht auf der Liste der acht so genannten „Kinderdealer“ . Der Junge, von dem die Polizei fest annimmt, dass er deutlich älter ist, ist bei dieser Razzia jedoch nicht beteiligt gewesen. Wie berichtet, haben Mediziner unter anderem einen angeblich 13-Jährigen nachgewiesen, dass er 21 ist.

Die Familie El-N. ist seit langem polizeibekannt. Monatelang war allein an diesem Fall ermittelt worden, hieß es. Dabei sei die „Organisationsstruktur mit allen Facetten der Portionierung, Verpackung, Aufbewahrung und den Verkaufsmodalitäten offen gelegt“ worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Bereits am 7. Oktober waren drei Dealer aus dieser Familie beim Handel mit Drogen festgenommen worden.

Ein anderer Teil der Großfamilie war in Wedding tätig. Im September 2009 war der Boss dieses Zweiges, Mohammad El-N. zu der hohen Strafe von 6 Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Die drei damals 16- bis 18-Jährigen Komplizen erhielten bis zu drei Jahre und neun Monate.

Der heute 28-jährige Kopf dieses Clanteils hatte den Heroinhandel auf der U-Bahn-Linie 6 zwischen Wedding und Friedrichstraße organisiert, Hauptumschlagplatz war die Station Schwartzkopffstraße. Auch in diesem Fall waren monatelange Ermittlungen gegen die vier arabischstämmigen Männer vorausgegangen. An jedem Tag sollen die Männer zwischen 1000 und 3000 Euro verdient haben, hieß es im Prozess. Eine Kügelchen Heroin soll 10 Euro gekostet haben. Die Drogen hatten sie im Tunnelbereich der U-Bahn gebunkert.

Schon Kinder und Jugendliche werden von der Großfamilie in die Bahnhöfe geschickt. So war Walid El-N. erst 14 Jahre alt, als er 2005 das erste Mal vor dem Haftrichter stand: Zivilfahnder hatten ihn im U-Bahnhof Westhafen mit 20 Kügelchen („Verkaufseinheiten“) erwischt.

Im Jahr 2009 war siebeneinhalb Mal soviel Heroin in Berlin sichergestellt worden wie 2008: 140 Kilogramm.

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