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Prävention von häuslicher Gewalt: Bildungsprojekt für Berliner Grundschulen steht vor dem Aus
In Workshops lernen Schulkinder, Pädagogen und Eltern, was häusliche Gewalt ist – und wo es Hilfe gegen sie gibt. Das Projekt steht auf der Streichliste der Bildungsverwaltung.
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Wie erkenne ich häusliche Gewalt? Und wo kann ich Hilfe finden, für mich oder andere? Über diese und weitere Fragen klärt das Präventionsprojekt gegen häusliche Gewalt an Berliner Grundschulen auf – bis jetzt. Denn das Projekt steht auf der Sparliste der Bildungsverwaltung, die am Donnerstag bekannt wurde.
„Ich bin vollkommen fassungslos. Letzte Woche noch wurde im Bundesrat das Gewalthilfegesetz verabschiedet und damit endlich anerkannt, dass es viel mehr finanzielle Mittel braucht, um Frauen und Kinder flächendeckend vor häuslicher Gewalt zu schützen“, sagt Doris Felbinger, Geschäftsführerin von der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG), die Projektträgerin ist. Nun habe man die Mitteilung erhalten, dass das Projekt ersatzlos gestrichen werden soll.
Bei dem Projekt werden Schulkollegien, die Schüler- und die Elternschaft zum Thema häusliche Gewalt geschult. Grundschulkinder lernen dabei zum Beispiel, was der Unterschied zwischen einem fairen Streit und einer Eskalation ist, und wo es bei Gewaltvorfällen Hilfe gibt.
Das Projekt läuft seit 2006, bislang mit vier Teilzeitstellen. 2023 wurden über das Projekt 22 pädagogische Fortbildungen für Lehrpersonen in 17 Einrichtungen mit insgesamt 474 Teilnehmenden angeboten sowie zwölf Workshops für Schulkinder mit 209 Teilnehmenden. Auch fanden Informationsabende für die Eltern statt. Eine genaue Auflistung vom vergangenen Jahr liegt nach Angaben der Initiative noch nicht vor.
Es sei „der beste Schutz vor Gewalt, diese noch vor ihrem Entstehen zu verhindern“, sagt BIG-Geschäftsführerin Felbinger.
Nicht nur Aufklärung, sondern auch Frühwarnsystem
Laut der Initiative ist der Vorteil dieser präventiven Workshops nicht nur die Aufklärung, sondern auch, dass Fälle häuslicher Gewalt früh erkannt werden. Im Rahmen der Projekttage werden auch Kindersprechstunden angeboten, bei denen Kinder von häuslicher Gewalt und körperlichen Misshandlungen berichten.
Mit dem Präventionsprojekt wird ab April Schluss sein. Die rund 218.000 Euro, die BIG für die Fortführung des Projekts bis zum Jahresende bekommen sollte, sind gestrichen. Dabei ist der Bedarf und das Interesse weiter groß: Nach Angaben von BIG reicht die Warteliste bis ins Jahr 2027.
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