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Privat isst er auch gern Fleisch: Veggie-Chef wird Berliner Meisterkoch des Jahres
Die jährliche Auszeichnung der Spitzenköche der Hauptstadt ist ein Markenzeichen geworden – auch wenn sie sich gerade nicht in gefühlter Bestform befindet. Ein Sternekoch sahnt ab.
Stand:
Im Berliner Festkalender sind die „Berliner Meisterköche“ fest verankert – im kommenden Jahr findet diese Gala der Gastronomie zum 30. Mal statt. Die Wirtschaftsförderer der „Berlin Partner“ haben damit ein Markenzeichen der Stadt geschaffen, dessen Ruf weithin ausstrahlt, auch wenn diese Berliner Gastronomie gegenwärtig mit vielen Problemen zu kämpfen hat und sich nicht in gefühlter Bestform befindet.
Spannend ist allerdings zu beobachten, wie sich die Veranstaltung verändert hat, die als feinbürgerliche Gala und vorgezogene Weihnachtsfeier jener Unternehmen begann, die die „Berlin Partner“ tragen. Der große Ballsaal des Hotels Intercontinental wurde längst zugunsten wechselnder, nicht immer geeigneter Eventhallen aufgegeben. Und da seit einigen Jahren immer auch die Crews aller nominierten Restaurants und nicht mehr nur die Preisträger anrücken, ist das Publikum deutlich jünger und enthusiastischer als früher.
Stammgäste wie Anne und Walter Momper oder Renate Künast lassen sich allerdings keine Feier entgehen. Franziska Giffey hielt als Vertreterin von Kai Wegner eine optimistische Begrüßungsrede.
Das Ex-Kino „Colosseum“ an der Schönhauser Allee dürfte als guter Veranstaltungsort in die Historie der Gala eingehen. Die eigentliche Feier mit Bekanntgabe der Preisträger lief im akustisch perfekten großen Kinosaal, weiter hinten im Gebäude war viel Platz für die Pop-up-Restaurants der letztjährigen Preisträger. Felicitas Then, als Profiköchin auch fachlich bestens geeignet, moderierte zusammen mit wechselnden Juroren und stellte diese Preisträger vor:
Meisterkoch des Jahres ist Nicholas Hahn vom „Cookies Cream“, das als vegetarisches Restaurant mit Michelin-Stern schon ein Berliner Klassiker ist. „Sein dynamischer Geist sorgt dafür“, heißt es in der Laudatio, „dass die Gäste aus aller Welt und Restaurantkritiker begeistert die Menüs genießen.“ Er selbst isst gern auch Fisch und Fleisch und hat sich vorgenommen, gerade jene Gäste mit seiner kreativen Gemüseküche anzusprechen, die ebenso offen sind.

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Aufsteiger des Jahres ist ein kulinarischer Außenseiter: Jeff Claudio aus dem „Stoke“ in Kreuzberg. In seinem kleinen Restaurant gibt es nur Yakitori- und Kushiyaki-Spieße vom Huhn nach japanischer Art. Der gebürtige Kanadier mit philippinischen Wurzeln hat die Welt gesehen: Seine Erfahrungen stammen aus Weltklasserestaurants wie dem „Noma“, dem „Per Se“ und dem „Burnt Ends“.
Die Berliner Gastgeberin des Jahres, Jana Kämpfer, kommt aus dem Reich des Kantstraßen-Königs The Duc Ngo. Sie reagierte gerührt auf die Ehrung, die sie für ihre Arbeit im „Manon“ am Steinplatz erhielt. Sie hat sich aber auch schon in anderen Duc-Restaurants wir dem „892 Ryotei“ oder „Funky Fisch“ als Allzweckkraft bewährt. „XXL-Portionen an Kompetenz, Charme und Herzlichkeit, die das gesamte Team mitreißen“, attestierte ihr die Jury.

© Ulrich Amling
Berliner Szenerestaurant des Jahres wurde das „Luna d´Oro“ in Clärchens Ballhaus in Mitte. Die 111 Jahre alte Berliner Institution ist mit dem Neuanfang 2024 in eine neue Ära gestartet, „ein eleganter Ort, an dem die Gäste gut essen, tanzen, sich verlieben und feiern können“, lobte die Jury. Hier sei mit altem Charme eine neue Ausgehkultur etabliert worden. Die deutsche Küche mit Königsberger Klopsen, Kartoffelsalat und Mettigel wird von Tobias Beck serviert, der auch als „Aufsteiger“ nominiert worden war.
In der thematisch weit offenen Kategorie Berliner Kiezmeister ist auch Platz für Feinkostgeschäfte, Imbisse und Eisdielen. In diesem Jahr wurde aber ein Restaurant gewählt, das „Adana Grillhaus“ in Kreuzberg. Der rund 30 Jahre alte Familienbetrieb wird heute von Rojat Akpolat geführt und bietet traditionelle türkische Gerichte vom Grill, leicht modernisiert – ein Favorit vieler Profiköche für den freien Abend.
Den Preis Berliner Barkultur 2025 schließlich gewann Dustin Franke, der in seinem kleinen Reich aktuell sieben verschiedener Bars („Mausi“, „Torte“, „Lamm“, „Nonno“, „Stock“ „Bademeister“ und „Krass Böser Wolf“ ) gegen die elitäre Anmutung der Bar-Branche angeht und mit der Mischung aus Kiezkneipen-Flair und moderner Barkultur neue Kundenkreise erschließt.
Schließlich hat die Jury wie in jedem Jahr noch ohne vorherige Nominierungen ein Sonderlob für den Gastronomischen Innovator des Jahres ausgesprochen. Das ist Vadim Otto Ursus Henselder, der in seinen Restaurants „Otto“ und „Trio“ sowie in der Weinbar Pluto eng mit regionalen Lieferanten zusammenarbeitet, produktfokussiert und saisonal.
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