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Der ehemalige Übergang zwischen Ost- und Westberlin, Checkpoint Charlie in Kreuzberg.

© Mike Wolff

Exklusiv

Millionen-Investment in Mitte: Projektgesellschaft von Checkpoint-Charlie-Bauherr insolvent

Die Investmentfirma Trockland IX Real Estate GmbH, gegründet zur Entwicklung des Checkpoint Charlie, konnte Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen.

Die Geschäftsführer der Firmengruppe „Trockland“ haben mit Plänen zur Bebauung der letzten Brachen am früheren Grenzkontrollpunkt „Checkpoint Charlie“ eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Nun haben sie für eine ihrer Firmen, für die „Trockland IX Real Estate GmbH“, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Dies gab das Amtsgericht Charlottenburg bekannt.

„Zur Verhinderung nachteiliger Veränderungen in der Vermögenslage der Schuldnerin“, so das Amtsgericht weiter, wurde Sebastian Laboga zum „vorläufigen Insolvenzverwalter“ bestellt. Dieser sei vorläufig „ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen“ – grob gesagt, Teile der Geschäftsführung zu übernehmen.

Rechtsanwalt Sebastian Laboga bestätigte, dass er als vorläufiger Verwalter durch das Amtsgericht Charlottenburg bestellt worden sei. Die Insolvenz sei auf einen Eigenantrag der Geschäftsführung zurückzuführen, da fällige Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt werden konnten. Die Trockland IX Real Estate sei „eine Investmentgesellschaft, die für die Entwicklung des Areals am Checkpoint Charlie gegründet wurde“.

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Die Firma Trockland hat eine Vielzahl von Neubauten in Berlin errichtet und entwickelt weitere. Die Bebauung des Checkpoint Charlie führt Trockland als eines seiner Projekte auf der Website auf und will dort „ein neues Wahrzeichen für Berlin schaffen“ mit einem „Museum mit Besucherzentrum, Wohnungen, Büros, Geschäften, Restaurants und Hotel“.

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Dazu hatten Trockland-Manager mit dem Land Berlin, das im Grundbuch eine öffentliche Museumsnutzung gesichert hat, eine Absichtserklärung mit geheim gehaltenem Inhalt abgeschlossen. Doch im Zuge der öffentlichen Beteiligung und einer Debatte über den geschichtsträchtigen Ort einigte sich der Senat darauf, öffentliche Interessen durch Aufstellung eines Bebauungsplans zu sichern. Dieser deckt sich leidlich mit den Trockland-Plänen.

Trockland: „verpasste Chance für Berlin“

Eine „verpasste Chance für Berlin“ hatte Trockland die Senatspläne im Januar auf Anfrage genannt – Firmenvertreter erklärten aber auch, das Projekt nicht aufgeben zu wollen: „Wir haben nach wie vor ein großes Interesse, den Gedenkort und die beiden Grundstücke im Rahmen der wirtschaftlichen Machbarkeit mit einer würdigen, dem Standort angemessenen Architektur zu realisieren“.

Am Donnerstag Abend teilte ein Firmensprecher mit: „Es ist an der Zeit, die Berliner Stadtentwicklung an diesem bedeutenden Ort, der als Symbol für überwundene Teilung international bekannt ist, zu einer Lösung zu führen“.

„Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“: rund 36 Millionen Euro

Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen bezwecke, „eine Lösung zu ungeklärten Grundbuch- und Vermögenfragen zwischen allen Beteiligten zu forcieren“. Ohne diese Klärung sei eine Entwicklung der Flächen nicht möglich. Gefordert sei „der Berliner Senat, der bislang jegliche Einigungsvorschläge in Bezug auf die komplexen Grundbuchfragen blockiert“ habe.

Weiter hieß es: „Die Finanzkraft der gesamten Trockland Gruppe ist durch die Antragstellung nicht beeinträchtigt“. Man sei zuversichtlich, dass die Insolvenz „nur um eine vorübergehende Situation“ für die Projektgesellschaft handle. Die Bilanz der insolventen Trockland IX Real Estate GmbH laut dem im Bundesanzeiger zuletzt veröffentlichtem Jahresabschluss 2018: 125 Millionen Euro Bilanzsumme und ein „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ von rund 36 Millionen Euro.

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