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Die A100 wird die Berliner Verkehrspolitiker noch sehr lange beschäftigen.

© dpa

Autobahnverlängerung Berlin: Protest gegen Abriss von Häusern für die A100

Um Platz für die A100-Verlängerung zu machen, sollen zwei Mietshäuser abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative hat dem Senat nun ein Ultimatum bis zum 14. Februar gestellt und mit der Besetzung der Häuser gedroht.

In Begleitung von 150 Polizeibeamten haben am Freitagnachmittag 50 Demonstranten auf einem „Kiezspaziergang“ vom Kreuzberger Wrangelkiez zum Treptower Kungerkiez gegen Gentrifizierung, Verdrängung und Zwangsräumungen protestiert. Anlass ist der bevorstehende Abriss der Häuser Beermannstraße 20 und 22, die der geplanten Verlängerung der A100 nach Treptow weichen müssen. In diesen Häusern wohnen derzeit noch sechs Mietparteien, die jedoch alle bereits Ersatzwohnungen bekommen haben und dieser Tage umziehen. Im Erdgeschoss wohnt eine Familie mit kleinen Kindern.

"Was uns geärgert hat, war der schikanöse Umgang mit den Mietern"

Eine Katze wandert hinter der Scheibe unruhig hin und her. Noch sieht es nicht nach Umzug aus. Kindersachen liegen verstreut: rosa Einhörner, Barbiepuppen. Beide Eltern gehen arbeiten, dennoch reicht es nicht zum Lebensunterhalt, sie müssen aufstocken. Zwangsgeräumt wird niemand.

Einer der Mieter ist Herr Eis, der seit 15 Jahren hier wohnt und jetzt die letzten Sachen aus seinen Räumen holt: „Mit drei Euro pro Quadratmeter war die Miete unschlagbar billig, da geht man natürlich nicht gern raus. Was uns geärgert hat, war der schikanöse Umgang mit den Mietern. Erst als es zum Gerichtstermin mit der Enteignungsbehörde kam, wurde uns angemessener Wohnraum angeboten.“

Die Veranstalter der Demonstration riefen auf, den „Wiedereinzug zu üben“, also die Häuser zu besetzen. „Wir laden alle Menschen ein, die dringend ein Dach über dem Kopf suchen (Obdachlose, Flüchtlinge, Gekündigte), sich die Häuser der Beermannstraße 20 und 22 auf Bewohnbarkeit anzusehen“, hieß es im Aufruf. Dazu kam es nicht; die Polizei ließ niemanden außer den Mietern in die Häuser. Eine Besetzung sei „totaler Quatsch“, sagt Mieter Eis: „Die Häuser sind größtenteils unbewohnbar, die meisten Wohnungen stehen seit Jahren leer.“ Die beiden Häuser sollen bis August abgerissen werden, die Kleingärten dahinter sind bereits geräumt. Man braucht das Gelände als Baustraße. Die Autobahn soll in diesem Abschnitt 2022 fertig sein.

Der Protest gegen die Verdrängung von billigem Wohnraum geht weiter: Am 14. Februar um 18 Uhr gibt es in der Dachetage des Kreuzberg-Museums, Adalbertstraße 95a, eine Veranstaltung von Initiativen aus Treptow, Kreuzberg und Neukölln. Dann läuft auch ein Ultimatum der Bürgerinitiative „Besetzen statt räumen!“ gegen den Senat aus. Es beinhalte „die Freigabe der Häuser für eine öffentliche Wiedervermietung zu bezahlbaren Preisen“, wie Peter Weiher am Freitag von der Initiative gegenüber dem Tagesspiegel sagte.

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