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„Realistisch und sinnvoll“: Bezirk will Vollsperrung der maroden A100-Brücke im Westen Berlins
Wegen Brückenschäden ist die A100 am Dreieck Funkturm nur einspurig befahrbar. Der Bezirk will bei der Sanierung eine Vollsperrung – und sorgt sich wegen des Durchgangsverkehrs.
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Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf spricht sich für eine Vollsperrung der maroden Ringbahnbrücke am Dreieck Funkturm aus. Entsprechend äußerte sich der zuständige Bezirksstadtrat für Verkehr, Oliver Schruoffeneger (Grüne) im RBB. „Durch eine Vollsperrung ist eine schnelle und auch kostengünstigere Sanierung der Brücke möglich. Deswegen ist sie realistisch und sinnvoll“, sagte Schruoffeneger dem Sender am Dienstag.
Die 1963 gebaute Ringbahnbrücke auf der Berliner Stadtautobahn ist seit vergangenem Donnerstag für Autofahrer nur einspurig befahrbar. Nach Angaben der Autobahn GmbH wurden Veränderungen bei bestehenden Schäden festgestellt, unter anderem habe sich ein bereits bekannter Riss verlängert. Dieser befindet sich demnach in einem der Hohlkästen der Brücke direkt unter der Fahrbahn.
Aus Sicherheitsgründen wurde die Autobahn in Fahrtrichtung Wedding auf eine Fahrspur verengt, um die Brücke zu entlasten. Die Überfahrt der A115 auf die A100 in Richtung Wedding wurde gesperrt. Autofahrern wird empfohlen, Alternativrouten zu benutzen.
Infolge der Teilsperrung kam es zu Staus und stockendem Verkehr. Am Montag gab die Autobahn GmbH Nordost bekannt, dass abhängig von den tatsächlichen Schäden auch eine Vollsperrung denkbar sei. Die Untersuchungen dazu haben am Freitag begonnen. Die Ergebnisse sollen in voraussichtlich zwei Wochen vorliegen.
Ob zumindest eine Spur offenbleiben kann, soll ein Gutachten zeigen. Bei einer Vollsperrung müsste der Verkehr weiträumig umgeleitet werden, also schon Kilometer vor der Ringbahnbrücke.
Stadtrat: Schon jetzt Durchgangsverkehr in Wohngebieten
Eine Vollsperrung hätte massive Auswirkungen, sagte Schruoffeneger laut RBB mit Blick auf die umliegenden Charlottenburger Wohngebiete. „Es braucht eine sehr intelligente Umleitungsplanung, die sich auf die Hauptverkehrsstraßen konzentriert und die es nicht möglich macht, dann einfach nach rechts und links in die Wohnquartiere auszuweichen, wenn die Hauptstraße voll ist“, sagte Schruoffeneger. „Das würde uns wirklich in den Gebieten, wo viele Menschen wohnen, wo Schulen sind, wo Kitas sind, erheblich treffen.“
Der Stadtrat sagte: „Das sind relativ schmale enge Wohnstraßen, wo auch selbst im Erdgeschoss noch viele Menschen wohnen, die dann einen ständigen Stau und Stop-and-go vor ihrer Tür haben. Das ist über Jahre, und darüber reden wir ja wohl, sicherlich nichts, wo man dann noch vernünftig wohnen kann.“
Eine Auswirkung der Sperrung sei im Bezirk bereits spürbar. „Schon jetzt dauert das Durchkommen eine Weile, das ist schon jetzt dramatisch.“ Er stelle vermehrten Durchgangsverkehr durch die Wohnquartiere fest. Dieser müsse verhindert werden – auch bei einer Vollsperrung. „Die Durchfahrt durch Wohnquartiere wie den Karl-August-Kiez oder um den Lietzensee darf nicht attraktiv sein“, sagte Schruoffeneger.
Bezirk will mit Senat über Verkehrskonzept sprechen
Für die geplante Baustelle am Dreieck Funkturm habe der Bezirk bereits ein Verkehrskonzept, über Vorschläge daraus wolle man nun mit der Verkehrsverwaltung sprechen. Einbahnstraßen oder Abbiegeverbote könnten Möglichkeiten sein, um das Einfahren in den Wohnkiez unattraktiv zu machen, sagte Schruoffeneger. Im besten Fall sollten Hauptstraßen genutzt werden. „Schön ist auch das nicht, aber die sind zumindest für viel Verkehr ausgelegt.“
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sagte nach der jüngsten Senatssitzung am Dienstag, dass es noch kein Konzept für den Fall einer möglichen Vollsperrung gebe. Allerdings sei diese Option erst am Montag bekannt geworden. Verkehrskonzepte gebe es bisher nicht, weil noch nicht klar gewesen sei, ob solche erforderlich seien oder ob die Teilsperrung sehr schnell wieder beseitigt werden könne.
„Auch da stehen wir natürlich mit der Autobahn des Bundes im engen Austausch, wie dann Verkehrslenkungen tatsächlich stattfinden können“, sagte Bonde. Ein Brücken-Neubau wäre allerdings ein Projekt, das viele Jahre in Anspruch nehmen würde.
Der Verkehr an diesem Autobahnbereich hat nach Angaben der Autobahn GmbH Nordost erheblich zugenommen: Waren dort Anfang der 1960er Jahre täglich rund 20.000 Fahrzeuge unterwegs, sind es derzeit rund 230.000. Und die Zahl dürfte den Erwartungen zufolge weiter steigen.
Eine Vollsperrung hätte entsprechend einschneidende Folgen für den Verkehr – nicht zuletzt für die Pendler aus Brandenburg, die auf der Autobahn Richtung Norden fahren. (mit dpa)
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