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Blick auf eine abfahrende U2 am frühen Morgen am Alexanderplatz.

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Rettung mit Zementspritze: Beschädigter U2-Tunnel am Berliner Alexanderplatz wird für zehn Millionen Euro repariert

Die Erfolgsaussichten schätzt der Covivio-Chef auf „99,98 Prozent“: Von März bis August soll der U-Bahn-Tunnel am Alexanderplatz wieder angehoben werden.

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„Es wird klappen.“ Am Montag hat der französische Konzern Covivio ein Versprechen abgegeben: Der Tunnel der U-Bahn-Linie U2 am Alexanderplatz kann repariert werden. Das Absacken des Tunnels, der direkt neben der Covivio-Hochhaus-Baustelle liegt, hatte im Oktober 2022 für massive Störungen auf der U-Bahn-Linie gesorgt, die bis heute anhalten.

Die BVG, die Verkehrsverwaltung des Bezirks Mitte und Covivio stellten jetzt die Pläne vor. Von einem „technisch sehr komplexen Verfahren“ sprach Covivio-Projektleiter Andreas Tichay. Ein solches Verfahren sei bislang nur „in deutlich kleinerem Maßstab angewendet worden“. Dennoch schätzte der Chef von Covivio Deutschland, Daniel Frey, die Erfolgsaussichten spontan auf „99,98 Prozent“.

Beim Ausheben der Baugrube für das Hochhaus war im Oktober vorigen Jahres ein Teil des Tunnels der U2 um 3,8 Zentimeter abgesackt. Aus Sicherheitsgründen wurde eines der beiden Gleise gesperrt. Seitdem fährt die U2 nur noch im Pendelverkehr alle 15 Minuten zwischen Klosterstraße und Senefelderplatz, eine Zumutung für Fahrgäste in Mitte und Prenzlauer Berg.

Zahl der Fahrgäste ging um die Hälfte zurück

Covivio habe nun ein Instandsetzungskonzept eingereicht, sagte Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag. Sie sicherte zu, dass dieses gemeinsam mit der BVG „ebenso schnell wie sorgfältig geprüft“ werde.

Schon im März soll mit den Arbeiten begonnen werden. BVG-Vorstand Rolf Erfurt sagte, dass die U-Bahn während der Reparatur weiterfahren könne. Eine komplette Einstellung der U2 an dieser Stelle werde es höchstens für kurze Zeit zu bestimmten Phasen des Projektes geben, sagte Erfurt.

Seit Oktober sei die Zahl der Fahrgäste drastisch von einst 90.000 pro Tag auf die Hälfte zurückgegangen. Viele Pendler seien auf die Straßenbahnlinie M1 umgestiegen, so Erfurt. Die BVG will den Takt der M1 von 7,5 Minuten auf fünf Minuten verdichten, einen Termin dafür gibt es noch nicht.

Und so soll der 100 Jahre alte Tunnel gerettet werden: Unter den Tunnel soll mit einer „Injektionseinrichtung“ Flüssigzement gepresst werden. Zudem soll die Baugrubenwand mit Ankern gesichert werden. Der Beton soll den Boden verdichten und den Tunnel wieder in die alte Lage anheben.

Diese Technik soll während der gesamten Bauzeit des Hochhauses im Untergrund bleiben, hieß es. So wolle man auch künftige Bewegungen des Tunnels wieder ausgleichen. Durch den Baustopp seit Oktober werde sich die Fertigstellung des Hochhauses auf Ende 2026 verschieben sagte Frey, also um etwa ein Jahr.

Der Verursacher zahlt.

Meike Niedbal, Verkehrsstaatssekretärin, zur Tunnel-Instandsetzung

Die Kosten werden auf knapp unter zehn Millionen Euro geschätzt. „Der Verursacher zahlt“, sagte Staatssekretärin Niedbal. Doch wer ist der Verursacher? Covivio-Chef Frey lehnte auch am Montag ein Schuldeingeständnis ab. Zunächst müssten Gutachter klären, wodurch der Tunnel abgesackt sei, möglicherweise sei auch das Grundwasser mitverantwortlich.

Es ist also gut möglich, dass Berlin auf einem Teil der Kosten sitzen bleibt. Die Baugrube für das Projekt hat zum BVG-Tunnel nur einen Abstand von 80 bis 250 Zentimeter, sagte Covivio-Projektleiter Andreas Tichay.

So soll der U-Bahn-Tunnel am Alex gehoben werden
So soll der U-Bahn-Tunnel am Alex gehoben werden

© Grafik: Tsp/Klöpfel • Quelle: Covivio, Stand: Februar 2023

Die BVG hatte mit dem Investor im Vorfeld eine „nachbarschaftliche Vereinbarung“ geschlossen, zum Glück, wie Erfurt sagte. Derzeit bekommt die BVG täglich einen niedrigen fünfstelligen Betrag als Strafzahlung des Baukonzerns. Die Summe tue Covivio „weh“, so der BVG-Vorstand.

Dennoch habe man aus den Erfahrungen der letzten Monate „gelernt“ – bei künftigen Projekten dürfte es also strengere Regeln für Investoren geben. Auch Niedbal von der Verkehrsverwaltung kündigte an, „sich alle Vorhaben noch einmal anzuschauen“. Die Linkspartei hatte schon im Herbst einen Baustopp für derartige Projekte in der Nähe von Tunneln gefordert.

Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe sagte, dass der „Baugrund am Alexanderplatz schwierig“ sei, wie überall im Urstromtal der Spree. Gothe teilte zudem mit, dass auch am Hauptbahnhof ein weiteres Hochhaus geplant sei, direkt am Tunnel der künftigen S-Bahn-Strecke S21.

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