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Berlin: Ring zu, Baustelle offen

Von Klaus Kurpjuweit Was für ein Feiertag! Am Morgen haben die Fußballfans gefeiert, am Nachmittag machten es ihnen die S-Bahn-Freunde nach.

Von Klaus Kurpjuweit

Was für ein Feiertag! Am Morgen haben die Fußballfans gefeiert, am Nachmittag machten es ihnen die S-Bahn-Freunde nach. Tausende waren am Sonnabend auf den Bahnhof Westhafen gekommen, um dabei zu sein, als sich nach fast 41 Jahren Zwangspause der innerstädtische S-Bahn-Ring schloss. Jetzt geht es in der Stadt wieder rund.

Die S-Bahn hatte vorgewarnt. Bei zu großem Andrang werde der Bahnhof Westhafen am Tag der Eröffnung dichtgemacht. Und als gegen 14 Uhr die Zeremonie begann, war es auch so weit. Für die Reden von Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und von Bahnchef Hartmut Mehdorn interessierten sich aber die Wenigsten. Im Mittelpunkt stand ein neu lackierter Zug der Baureihe 485. Die S-Bahn hat ihm versuchsweise die Traditionsfarben Gelb-Rot verpasst, die ihm gut stehen. Ob alle vorhandenen Züge dieser Reihe, die bisher als rot-schwarze „Coladosen“ unterwegs sind, umlackiert werden, will die S-Bahn erst später entscheiden.

Als Symbol für den Ringschluss kuppelte die S-Bahn im Bahnhof zwei Züge zusammen. Wer es nicht bis auf den Bahnsteig schaffte, konnte dieses Schauspiel von der Putlitzbrücke aus beobachten.

Nur wenige Minuten brauchte der völlig überfüllte Eröffnungszug dann für die Fahrt zum Bahnhof Wedding, der damit als letzter auf dem Ring wieder ans Netz ging. 54 Millionen Euro hat der Wiederaufbau des drei Kilometer langen Abschnitts zwischen Westhafen und Gesundbrunnen gekostet. Insgesamt verschlang der Wiederaufbau des Rings rund 500 Millionen Euro. Auf dem Nettelbeckplatz feierte man die S-Bahn bereits seit dem Morgen, was nach dem Sieg der Fußballer noch mehr Spaß machte.

Viele nutzten gestern die einmalige Gelegenheit, den Ring gleich mehrfach zu umrunden, ohne den Zug verlassen zu müssen. Wählen konnte man dabei zwischen regulären Zügen, der Panoramabahn und dem Traditionszug. Bei den Ansagen hatten auch die Aufsichten anfangs noch Probleme. Fahrten auf dem „Vollring“ gab es nur am Sonnabend. Von Sonntag an wird’s komplizierter. Dann drehen die Bahnen aus Richtung Königs Wusterhausen und Spindlersfeld nur noch eine volle Runde auf dem Ring und verlassen ihn wieder gen Bernau. Doch die S-Bahn hat am Wochenende nicht nur den Ring geschlossen, sondern seit Sonntag auch den Nord-Süd-Tunnel zwischen den Stationen Yorckstraße im Süden und Nordbahnhof. Während es nach dem Schließen auf dem Ring wieder rund geht, geht im Tunnel gar nichts mehr. Der Abschnitt ist vier Monate lang wegen Bauarbeiten gesperrt. Fahrgäste müssen sich zum Umfahren neue Wege suchen. Als Alternative bietet sich jetzt auch der Ring an.

Und für fünf Tage hat die S-Bahn eine weitere Aufgabe übernommen. Zwischen Ostbahnhof und Zoo ersetzt sie von Sonntag bis Freitag die Fern- und Regionalzüge. Hier hat die Bahn den Verkehr auf der Stadtbahn unterbrochen, um die Gleise am Lehrter Bahnhof auf die neue Trasse legen zu können.

Neue Wege müssen sich anschließend auch die S-Bahn-Fahrgäste suchen, denn wenn die Fern- und Regionalzüge vom 21. Juni an wieder fahren, stellt die S-Bahn zwischen Friedrichstraße und Zoo ihren Betrieb ein. Auch bei ihr müssen die Gleise „verschwenkt“ werden. Aber wer wollte daran am Feiertags-Sonnabend schon denken?

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