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Der neue "Flagship Store" am Kurfürstendamm 32 in Charlottenburg. Früher war hier der Salon von Frisör Udo Walz.

© Holger Talinski

Schokolade am Ku'damm: Sawade eröffnet sechsten Laden in Berlin

Der Berliner Pralinenhersteller Sawade hat ein neues Geschäft auf dem Kurfürstendamm eröffnet. Dabei war das Traditionsunternehmen vor einem Jahr pleite.

Drei Berliner Manufakturen unter einem Dach, alle haben Tradition: Am Donnerstagabend haben der Pralinenhersteller Sawade, die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) und Einstein Kaffee am Kurfürstendamm in der City West ihren gemeinsamen Shop eröffnet. Das Ereignis wurde PR-wirksam als „Grand Opening des Flagship Store“ bezeichnet.

Früher befand sich dort an der Ecke Grolmann- und Uhlandstraße der Salon des verstorbenen Promi-Frisörs Udo Walz. Der Standort passt ebenso wie die mit West-Berlin verbundenen Namen auf der Gästeliste zu den drei Unternehmen, die „gemeinsam auf mehr als 400 Jahre Tradition“ zurückblicken können.

Zur Party am Ku’damm waren 250 mehr oder weniger sowie gar nicht bekannte Gäste exklusiv und unter 2G-Bedingungen (geimpft, getestet) geladen, um den 500 Quadratmeter großen Laden mit all seinen handgefertigten Produkten zu begutachten und sich zu überzeugen vom „besonderen Charme des modernen Konzept-Mix aus Berliner Geschichte und Zeitgeist“, wie die Veranstalter das Ganze selbst beschreiben.

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Unter den Eingeladenen befanden sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller, sein Vorgänger im Amt, Klaus Wowereit (beide SPD), der am Dienstag frisch gewählte IHK–Präsident Daniel-Jan Girl, der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, Wilhelm von Boddien, die TV-Moderatorin Ulla Kock am Brink, die PR-Expertin Tini Gräfin Rothkirch und etliche weitere mit der Stadtgesellschaft vertraute und verbandelte Besucherinnen und Besucher.

Im vergangenen August war Sawade pleite. Am Donnerstagabend eröffnete die Manufaktur wieder einen Laden.
Im vergangenen August war Sawade pleite. Am Donnerstagabend eröffnete die Manufaktur wieder einen Laden.

© Tanja Buntrock

Noch vor einem Jahr wäre dieses Szenario aus den verschiedensten Gründen nicht denkbar gewesen: Im vergangenen August war Sawade pleite. Berlins älteste Pralinenmanufaktur aus Reinickendorf meldete, dass sie zahlungsunfähig ist und ging in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Das bedeutete: Der Geschäftsführer Benno Hübel und sein Kompagnon haben gemeinsam mit einem so genannten Sachwalter das Insolvenzverfahren abgewickelt.

Der sechste Laden des Pralinenherstellers

Offensichtlich erfolgreich. Im Dezember 2020 stieg ein neuer Investor ein, im Februar dieses Jahres war das mehr als 140 Jahre alte Unternehmen raus aus der Insolvenz.
Und jetzt? Es habe sich seitdem nicht viel verändert, sagt Sawade-Sprecherin Juliane Otte.

Die handgefertigten Pralinen der Traditionsmanufaktur werden in sechs Berliner Verkaufsstellen angeboten. Das Werk befindet sich in Reinickendorf.
Die handgefertigten Pralinen der Traditionsmanufaktur werden in sechs Berliner Verkaufsstellen angeboten. Das Werk befindet sich in Reinickendorf.

© Holger Talinski

Der Investor sei noch da, wolle aber weiterhin nicht öffentlich genannt werden. „Es fühlt sich gut an, wenn man bedenkt, dass wir erst vor rund sechs Monaten raus waren aus der Insolvenz“, sagt sie. Der neu eröffnete Shop am Ku’damm ist der sechste Laden der 1880 gegründeten Manufaktur, die ihren Sitz an der Wittestraße in Reinickendorf hat. Dort werden auch die handgemachten Pralinés, Trüffel und Edelschokoladen produziert. Nebenan befindet sich der Werksverkauf, dazu gibt es noch ein Geschäft in der Charlottenburger Reichsstraße, eines am Hackeschen Markt einen Shop im KaDeWe sowie den kurz vor dem ersten Corona-Lockdown eröffneten Laden in der Bergmannstraße in Kreuzberg.

Nach den Lockdowns wollten Kunden wieder im stationären Laden einkaufen

Inhaber und Geschäftsführer Benno Hübel und seine Frau Melanie setzen – trotz oder gerade wegen Corona – weiter auf stationäre Läden als Geschäftskonzept. Zwar investierten sie seit der Pandemie auch viel in den Onlineshop und erweiterten ihn, „aber die Ladengeschäfte haben ein deutlich größeres Angebot und einen Mehrwert“, sagt Otte.

Denn – so erzählten die Hübels dem Tagesspiegel bei einem Werksbesuch im Dezember vergangenen Jahres – die Leute wollten gerade nach der langen Lockdown-Zeit wieder das „Shoperlebnis“: Dazu gehöre, die Schokoladen zu riechen, die Champagner-Trüffel und Nougat-Praliné persönlich zu begutachten – und beraten zu werden vom Fachpersonal.

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Deshalb fiel auch die Entscheidung, mit den beiden anderen Traditionsfirmen – KPM, die seit 1763 besteht, und Einstein Kaffee, gegründet 1978 – in den ehemaligen Udo-Walz-Salon an den Ku’damm zu ziehen. Oder um es mit Sawade-Chef Hübel zu sagen: „Das Berliner Traditions-Handwerk hat mit der Eröffnung dieses Ladens eine präsentable Bühne in der Stadt bekommen.“

Denn die drei Unternehmen, die sich das Label Metropol-Marken gegeben haben, hätten sich als „Experten des alltäglichen Luxus und gehobener Genussmomente etabliert“.

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