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Als würde sie den Weg in den verschimmelten Keller aufzeichnen: ein Mädchen der Anna-Lindh-Schule an der Tafel (Archivbild).

© Kitty Kleist-Heinrich

Eine der größten Grundschulen Berlins: Schimmelbefall erzwingt Teilschließung von Anna-Lindh-Schule in Wedding

Immer wieder macht eine Berliner Brennpunkt-Schule wegen baulicher Mängel Schlagzeilen. Jetzt wurden in 20 Räumen erneut zu viele Schimmelsporen gemessen.

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Manchmal kann ein einziger Buchstabe den entscheidenden Unterschied machen. Gleich im ersten Satz eines Schreibens, das Lehrer, Eltern und Schüler der Weddinger Anna-Lindh-Schule am Dienstag erhielten, ist statt von "Verwaltungstrakt" vom "Lehrkräftezimmer des Veraltungstraktes" die Rede.

Und damit ist die Situation einer der größten Grundschulen Berlins bereits treffend beschrieben: Wegen anhaltenden Schimmelbefalls musste Schulleiter Mathias Hörold erneut eine Teilschließung der Schule verkünden. Der Gebäudeteil 2 (auch B-Trakt genannt) und das erwähnte Lehrerzimmer können vorläufig nicht genutzt werden. Dort sei von einer "Gesundheitsgefährdung" auszugehen, die Teilschließung diene der "Gefahrenabwehr".

Die Folge: Ein beträchtlicher Teil der gut 700 Schülerinnen und Schüler muss nach Ende der Sommerferien, also ab dem 22. August, erst einmal an einem anderen Standort unterrichtet werden. "Die Nichtverfügbarkeit von insgesamt 20 Unterrichtsräumen aufgrund der Teilsperrung lässt sich innerschulisch nicht kompensieren", schreibt Hörold in dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt. "Für mehrere Klassen wird es Ausweichräume außerhalb der Anna-Lindh-Schule geben müssen."

Die vorhandenen Optionen würden momentan auf ihre Verfügbarkeit und schulische Nutzbarkeit geprüft, erklärte Hörold weiter. Bevorzugt sollen demnach die älteren Jahrgänge, also die Klassen 5 und 6, an dem anderen, bisher nicht näher genannten Standort unterrichtet werden. Zu diesem Zweck soll ein Bustransfer von der Anna-Lindh-Schule aus eingerichtet werden.

Die Schulleitung werde mit Träger und Schulaufsicht bis Ferienende einen Plan erarbeiten, der den Schulstart am 22. August "trotz der organisatorischen Herausforderungen weitestgehend stabil gewährleistet", verspricht Hörold der Schulgemeinschaft. Zugleich bereitet er sie auf "mögliche Einschränkungen in den ersten Schulwochen" vor. Genauere Informationen soll es bei einer Informationsveranstaltung in der letzten Ferienwoche geben, die ebenfalls noch nicht genauer terminiert ist.

Ein ungenügend sanierter Wasserschaden in der Teeküche

Schimmelbefall bereitet der Anna-Lindh-Schule, die in einem sozialen Brennpunkt liegt, bereits länger Probleme. Im Jahr 2021 mussten elf Klassen nach den Osterferien erst einmal zu Hause bleiben. Betroffen waren damals rund 250 Schüler.

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Wie Hörold schreibt, wurde im Mai erneut die Schimmelkonzentration gemessen, um zu prüfen, ob "Sicherungsmaßnahmen" aus dem vergangenen Jahr Erfolg hatten. Dabei seien jedoch in den Flur- und Treppenaufgängen im Gebäudeteil 2 sowie im Lehrerzimmer zu hohe Belastungen in der Luft gemessen worden.

Auch die Gründe sind bereits bekannt: "Während im Gebäudeteil 2 als Ursache für den Schimmelbefall fehlende Außenwandabdichtungen im Kellerbereich genannt werden, ist im Lehrkräftezimmer ein vor mehreren Jahren ungenügend sanierter Wasserschaden im Fußbodenbereich der Teeküche ursächlich benannt."

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Turnhalle seit 2015 wegen Schimmels gesperrt

Der Schimmel im Keller wurde bereits 2020 gefunden. Zudem ist die Turnhalle der Schule schon seit 2015 wegen Schimmels gesperrt. Zu lange war wegen der Berliner Sparjahre und der damit verbundenen Haushaltssperren nicht genug Geld in die Gebäudeunterhaltung gesteckt worden. In den vergangenen fünf Jahren hat der Bezirk zwar Millionen investiert, doch beim Schimmelbefall wurden mehr die Symptome als die Ursachen angegangen.

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Auch 2022 kam die Schule nicht zur Ruhe: Im März musste die Schule einen Tag geschlossen werden, nachdem aus dem Boden vor einem Eingang Wasser ausgetreten war. Es handelte sich um Frischwasser, die Feuerwehr stellte daraufhin die Wasserzufuhr ab. Da die Sanitäranlagen nicht mehr genutzt werden konnten, sah sich die Schulleitung gezwungen, den gesamten Schulbetrieb einzustellen.

Ursache des Schadens war ein Rohrbruch. Denn die Leitungen stammen noch vom Bau der Schule in den 1950er-Jahren. Das muss dann wohl diese Veraltung sein.

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