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© imago/Jens Koehler

Schneller auf die Urlaubsinsel: Bahnstrecke von Berlin nach Rügen soll ausgebaut werden

Die Verbindung von Berlin über Stralsund nach Rügen soll modernisiert werden. Darauf haben sich Bundesregierung und Bahn verständigt. Die Fahrzeit soll sich dadurch verkürzen.

Nach entsprechenden Forderungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Rügener Terminal für Flüssigerdgas (LNG) soll die Bahnstrecke von Berlin bis auf die Insel Rügen modernisiert werden. „Darauf haben sich Bundesregierung und Bahn verständigt“, sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Nach derzeitiger Veranschlagung gehe es bei der sogenannten Vorpommern-Magistrale um 500 Millionen Euro.

Die Strecke Berlin-Angermünde-Pasewalk-Stralsund-Sassnitz-(Mukran) soll demnach ausgebaut werden, und zwar zwischen Berlin und Stralsund für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde. Auch auf Rügen soll es einen Ausbau geben. „Das wird Rügen sehr helfen, weil die Verbindung nach Berlin über Stralsund dann langfristig eine Fahrzeitverkürzung von einer knappen halben Stunde haben wird.“

Den Ausbau der Bahnstrecke in Vorpommern hatten das Wirtschafts- und das Umweltministerium in Schwerin Ende Mai gefordert, als Teil eines Maßnahmenkataloges zur Steigerung der Akzeptanz in Mecklenburg-Vorpommern (MV) für das LNG-Terminal.

Bahnstrecke soll Umstieg auf die Schiene befördern

Der Ausbau solle möglichst bis zum Ende des Jahrzehnts erfolgen. Er hoffe auf eine Verlagerung von Autoverkehr auf die Schiene und Vorteile etwa für Pendler.

Schneider war am Donnerstag auf dem Weg zu einer Einwohnerversammlung in Sassnitz, bei der es um das in der Gemeinde geplante LNG-Terminal gehen sollte. Er kümmert sich im Auftrag des Bundes auch um das Projekt und etwa den Austausch mit der Bevölkerung vor Ort.

Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland.

© dpa/Kay Nietfeld

Eingeladen zu der Versammlung hatte der Sassnitzer Bürgermeister Leon Kräusche (parteilos). Der dpa sagte er, er vermisse in der Diskussion um das LNG-Projekt mitunter Ehrlichkeit. „Das ist das, was ich ein bisschen bedaure, dass diese Ehrlichkeit zum Teil nicht gegeben ist.“

Stattdessen würden teilweise falsche Argumente vorgebracht und später nicht korrigiert. Beispiele seien der kritisierte Einsatz von Bioziden beim Betrieb der Terminalschiffe, der gar nicht geplant sei, oder etwa die Aussagen, dass neben dem Betrieb des Terminals kein Fährverkehr mehr möglich sei oder dass es sich in Mukran, das zu Sassnitz gehört, gar nicht um einen Industriehafen handele.

Viele Seiten äußern am LNG-Terminal ihre Kritik

Der Hafen gehört zu 90 Prozent der Stadt Sassnitz. Die restlichen zehn Prozent hält das Land MV. Wirtschaftlich läuft er nicht optimal. Der Bund will das Terminal dort noch im kommenden Winter betriebsbereit haben. Kritiker sprechen von nicht benötigten Überkapazitäten und Risiken für die Umwelt sowie den Tourismus in der Region.

Der Binzer Tourismusdirektor Kai Gardeja kritisierte das Treffen am Donnerstag. Es säßen nur Befürworter des Projekts auf dem Podium.

Rügen hat als große Ostseeinsel auch eine symbolische Bedeutung. Jeder kennt Rügen und verbindet etwas mit der Insel.

Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland

Erst kürzlich waren Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) beauftragten Studie zu dem Ergebnis gekommen, es gebe „weder energiewirtschaftliche noch industriepolitische Argumente“ für das Terminal.

Schneider sagte, „Rügen hat als große Ostseeinsel auch eine symbolische Bedeutung. Jeder kennt Rügen und verbindet etwas mit der Insel.“ Umso mehr brauche es Fingerspitzengefühl und eine Einbindung der Menschen vor Ort. „Das hätte am Anfang besser laufen müssen. Auch deswegen hat mich der Kanzler gebeten, das mit in die Hand zu nehmen.“

Auch die Kosten für den Ausbau des Hafens in Mukran wird nach seiner Aussage mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag zu großen Teilen der Bund tragen. Schneider werde sich auch dafür einsetzen, dass der Bund bei entsprechender Nachfrage Fördermittel etwa für den Ausbau einer Wasserstoffinfrastruktur gebe.

„Gas ist eine Übergangstechnologie. Bis 2045 wollen wir klimaneutral werden und auf fossile Energie verzichten.“ Es werde schon davor zum Import von Wasserstoff kommen. Dabei könne etwa die derzeit gebaute Anbindungspipeline für das LNG-Terminal zum Einsatz kommen. (dpa)

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