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Kiziltepe traf sich mit gemobbtem Berliner Lehrer: Günther-Wünsch soll Schulbesuch von Senatskollegin verhindert haben
Oziel Inácio-Stech berichtet von einem emotionalen Treffen mit der Antidiskriminierungssenatorin. Dass sie einen Besuch Kiziltepes an seiner Schule verhindert habe, lässt die Schulsenatorin dementieren.
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Der Umgang mit Oziel Inácio-Stech, pädagogische Unterrichtshilfe an der Carl-Bolle-Schule in Moabit, ist innerhalb des Berliner Senats sehr unterschiedlich: Bis heute wurde der schwule Mann, der Mobbing durch Schüler und Kolleg:innen angeprangert und Schulaufsicht und Bildungsverwaltung „Systemversagen“ vorgeworfen hat, von Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nicht kontaktiert. Senatorin Cansel Kiziltepe (SPD) allerdings hat ihn persönlich gesprochen, das berichtete am Mittwoch die „Berliner Zeitung“.
Wie der Tagesspiegel aus dem Umfeld der Schule erfuhr, hatte Kiziltepe nach Bekanntwerden des Falls auch die Carl-Bolle-Schule besuchen wollen. Das allerdings sei von Günther-Wünsch verhindert worden. Ein Sprecher Kiziltepes wollte sich dazu nicht äußern. Die Bildungsverwaltung ließ ausrichten, dies entspreche „nicht den Tatsachen“.
Kiziltepe soll „sehr einfühlsam“ gewesen sein
Dass ein Treffen der Sozialsenatorin mit Inácio-Stech stattgefunden habe, bestätigte ihr Sprecher. Es sei ein vertrauliches Gespräch gewesen. Sozialsenatorin Kiziltepe ist auch für Antidiskriminierung und queere Anliegen zuständig. Inácio-Stech berichtet von einer sehr emotionalen Atmosphäre, sowohl er als auch Kiziltepe hätten geweint. Dem Tagesspiegel sagte er, Kiziltepe sei im Gespräch „sehr einfühlsam“ gewesen. Er hätte sich gewünscht, Günther-Wünsch wäre ihm auf ähnliche Weise begegnet.
Die CDU-Schulsenatorin steht wegen seines Falls derzeit unter Druck: Sie hatte zunächst gegenüber Abgeordneten mehrfach angegeben, einen Brief, den Inácio-Stechs Anwalt im Dezember an sie persönlich geschickt hatte, erst Monate später selbst gelesen zu haben. Weil sie diese Aussage Ende der vergangenen Woche zurückziehen musste, stellt die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus im Plenum am Donnerstag einen Missbilligungsantrag gegen die Schulsenatorin. Das Abgeben von falschen oder irreführenden Auskünften verletze ihre verfassungsgemäßen Pflichten, hieß es dazu: „Wir erwarten eine Entschuldigung der Senatorin gegenüber dem Parlament.“
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