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A kindergartener learning colors and shapes with montessori toy.

© Getty Images/dusanpetkovic

Update

Runder Tisch zu Kitas in Berlin: Senatorin Günther-Wünsch verkleinert Gruppen bei den Jüngsten

Statt wie bisher fünf soll eine Vollzeit-Erzieherin in einem Jahr nur noch vier unter Dreijährige betreuen müssen. Außerdem bekommen Kitas zur Entlastung zwei zusätzliche Schließtage pro Jahr.

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Der Betreuungsschlüssel für Berlins jüngste Kitakinder soll innerhalb eines Jahres um ein Kind sinken. Statt wie bisher rechnerisch 5,1 soll eine Vollzeit-Erzieherin dann nur noch 4,1 unter Dreijährige betreuen. Außerdem sollen alle Kitas zwei zusätzliche Schließtage im Jahr für Qualifizierung und Weiterbildung zugesprochen bekommen. Deren Zahl würde sich damit von 25 auf 27 erhöhen.

Das sind erste Ergebnisse des zweiten Runden Tischs zwischen Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) und Gewerkschaften sowie Verbänden und Einrichtungen aus dem Kitabereich, der am Dienstagnachmittag stattgefunden hat. „Eine solch deutliche Anpassung in so kurzer Zeit ist eine substanzielle und nachhaltige Verbesserung für die Fachkräfte und die pädagogische Qualität“, sagte Günther-Wünsch am Dienstag.

Die Zahl der neugeborenen Kinder bricht in Berlin derzeit massiv ein. Würde der bisherige Betreuungsschlüssel gehalten, müssten in naher Zukunft laut der Rechung des Senats etwa 2400 Vollzeit-Erzieherstellen gestrichen werden. „Mit unserer Maßnahme sichern wir Erzieherinnen und Erzieher langfristig im System“, sagte Günther-Wünsch.

Die beiden Schritte erforderten „erhebliche finanzielle Mittel, und wir haben intensiv darum gerungen“, sagte Günther-Wünsch mit Blick auf Berlins Sparpläne. „Aber wir sind überzeugt: Diese Investition lohnt sich. Sie stärkt die Fachkräfte, sichert gute Arbeitsbedingungen und verbessert die frühkindliche Bildung nachhaltig.“

Verdi führt Entlastung auf Kitastreiks zurück

Tina Böhmer, Sprecherin der Gewerkschaft Verdi, sagte dem Tagesspiegel, es sei „erfreulich“, dass die Bildungssenatorin die Chance im demografischen Wandel erkenne und keine Erzieherstellen kürze. Die Gewerkschaft hatte im vergangenen Jahr mehrfach versucht, einen Entlastungstarifvertrag für die Erzieherinnen und Erzieher der fünf landeseigenen Kita-Betriebe zu erstreiken. Dass Günther-Wünsch die Erhaltung der Erzieherstellen gegenüber CDU-Finanzsenator Stefan Evers durchsetzen konnte, führt Böhmer auch darauf zurück: „Das Anliegen der Streikenden war nie, die Eigenbetriebe handlungsunfähig zu machen. Wir sehen nun, dass das Engagement der Kolleginnen und Kollegen die Verhandlungsposition der Senatorin gestärkt hat. Ohne die öffentliche Debatte hätte der Finanzsenator diese Stellen sicher gerne gestrichen.“

Wie berichtet, hatten Verdi und ein Eigenbetrieb in den Tagen vor dem zweiten Runden Tisch eigene Untersuchungen über den tatsächlichen Betreuungsschlüssel in Berliner Kitas präsentiert – mit sehr verschiedenen Ergebnissen. Eine eigene, stadtweite Erhebung in allen Einrichtungen habe Günther-Wünsch während des zweiten Runden Tischs abgelehnt, berichteten übereinstimmend mehrere Teilnehmende. „Dass der Senat sich weigert, selbst zu erheben, inwiefern seine Maßnahmen dann vor Ort wirklich zu Verbesserungen führen, finden wir bemerkenswert bis befremdlich“, sagte Verdi-Sprecherin Böhmer.

Die Liga Berlin der Wohlfahrtverbände, ein Verband von sechs gemeinnützigen Berliner Kitaträgern, lobte die Verringerung des Betreuungsschlüssels gegenüber dem Tagesspiegel. „Das ist eine sehr positive Entwicklung“, sagte Sabine Kosler, Kita-Referentin beim Paritätischen Berlin. Auch die Flexibilität, die zwei zusätzliche Schließtage den Einrichtungen ermöglichen könnten, begrüße man, sagte Kosler. Die genaue Ausgestaltung dieser Tage – die Günther-Wünsch für Weiterbildung und Qualifizierung verwendet sehen möchte – müssten Senat und die Kitaverbände allerdings in den nun angelaufenen Verhandlungen für die neue Rahmenvereinbarung zwischen Land und den Kitaträgern (RVTag) aushandeln.

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