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Kitastreit in Berlin: Positive Signale nach erstem Runden Tisch
Nach dem erfolglosen Kampf der Gewerkschaften für einen Entlastungstarifvertrag lud die Familiensenatorin alle Akteure an einen Tisch. Nach dem ersten Treffen zeigt auch Verdi sich zuversichtlich.
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Vorsichtige Zuversicht: Nach dem ersten Runden Tisch zwischen CDU-Familiensenatorin Katharina Günther-Wünsch, verschiedenen Akteuren aus dem Kindertagesstättenbereich sowie den Gewerkschaften äußerten mehrere Parteien sich zurückhaltend positiv. Tina Böhmer von Verdi sagte dem Tagesspiegel über das dreistündige Gespräch am Freitagnachmittag: „Wir freuen uns über einen Auftakt mit konstruktiven Gesprächen.“
Es habe „einhellig“ die Meinung vorgeherrscht, dass es „Regelungsbedarf“ gebe in Bezug auf den Betreuungsschlüssel – also die Vorgaben, wie viele Kinder maximal von einer Erzieherin betreut werden dürfen. „Das ist toll, und dass dieser Runde Tisch und diese Einschätzung überhaupt zustande gekommen ist, bewerten wir als absoluten Erfolg der Streikbewegung diesen Sommer.“
In einer Mitteilung nach dem Runden Tisch forderte die Gewerkschaft einen „Personalcheck“, der die „realen Besetzungsschlüssel in den Kitas“ erfassen soll. „Verdi sieht in den Daten der Senatsverwaltung erhebliche Mängel, da diese die Realität in den Kitas nicht wiederspiegeln können“, hieß es. „So werden in der Darstellung der Senatsverwaltung Fachkraft-Kind-Schlüssel angegeben, die in der Realität nicht existieren können, da bei der Berechnung Ausfallzeiten durch Urlaub, Krankheit, Fortbildung etc. nicht einbezogen werden.“
Auch Roland Kern vom Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (Daks) bezeichnete die Gesprächsatmosphäre als konstruktiv. Der Daks bewertet die Lage an den Kitas nicht ganz so dramatisch wie die Gewerkschaften, dennoch sagte Kern: „Bei den Belastungsfaktoren wurde viel zusammengetragen.“ Ähnlich wie Verdi bewertete Kern es als positiv, dass Günther-Wünsch sich für eine Verkleinerung des Betreuungsschlüssels für unter dreijährige Kinder offen zeigte. Dies sei, weil die Zahl der Kleinkinder in Berlin derzeit sinkt, relativ kostenneutral möglich, sagte Kern: „Und es ist sehr wichtig, dass wir die Leute, die wir ausgebildet haben, im System behalten, anstatt Stellen abzubauen.“
Kern äußerte außerdem ähnlich wie Verdi den Eindruck, dass Personalschlüssel seitens der Familienverwaltung zum Teil auf der Grundlage von falschen oder veralteten Daten berechnet würden. In einem gemeinsamen Statement bekräftigte die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände, der neben Daks auch AWO, Diakonie und Paritätischer angehören, die Forderung nach einer Verbesserung des Personalschlüssels besonders für Kinder im Krippenalter: „Wenn auch im Zuge der Haushaltssituation des Landes Berlins nicht alle Bedarfe zugleich und vollumfänglich erfüllt werden können, so ermutigen wir für eine schrittweise Unterstützung der Kita-Praxis.“
Günther-Wünsch teilte nach dem Treffen mit: „Alles, was besprochen wurde, muss sich an der Realität messen lassen und in konkreten, spürbaren Verbesserungen münden.“ Die Senatsverwaltung werde die gesammelten Perspektiven nun „sorgfältig auswerten und darauf aufbauend mögliche Maßnahmen entwickeln“. Das nächste Mal soll der Runde Tisch voraussichtlich zu Beginn des neuen Jahres zusammentreten.
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