zum Hauptinhalt
Ein neunjähriger Junge aus Syrien, der ein Deutschland-Trikot trägt, geht im Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel durch einen Gang.

© dpa/Sebastian Gollnow

Schulwege von bis zu 15 Kilometern: Mehr als 13.000 Kinder und Jugendliche leben in Berlins Flüchtlingsunterkünften

In Berlins Unterkünften für Geflüchtete leben 20 Prozent mehr Kinder und Jugendliche als noch vor anderthalb Jahren. Nicht einmal die Hälfte der Kinder im entsprechenden Alter geht in eine Kita.

Stand:

In Berlins regulären Unterkünften für geflüchtete Menschen lebten Ende des vergangenen Jahres 12.824 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit ihren Familienangehörigen. Das geht aus einer Anfrage der linken Abgeordneten Elif Eralp (Linke) hervor. Hinzu kommen 667 Kinder und Jugendliche in der Großunterkunft Tegel sowie 256 in der Unterkunft am Flughafen Tempelhof, wie eine Anfrage des Tagesspiegels beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) ergab. Sie wurden in der ursprünglichen Statistik nicht aufgeführt.

In den vergangenen anderthalb Jahren ist damit die Anzahl von minderjährigen Geflüchteten in den Unterkünften um über 20 Prozent gestiegen. Im Juli 2023 lebten rund 10.000 Kinder und Jugendliche in den Landesunterkünften. Im gleichen Zeitraum ist aber auch die Anzahl an Menschen, die das LAF in Berlin insgesamt unterbringt, um etwa ein Drittel gestiegen. Aktuell leben über 41.000 Menschen in LAF-Unterkünften, wie die Landesbehörde mitteilte.

Von den insgesamt 13.747 geflüchteten Minderjährigen in Landesunterkünften sind knapp 5000 unter fünf Jahre alt, etwa 4800 zwischen sechs und elf, rund 4000 zwischen 12 und 17.

Von den rund 4800 Kindern im Kitaalter außerhalb der Großunterkünfte Tegel und Tempelhof hatten zum Stichtag 20. Dezember 2024 rund 2100 Kinder einen vertraglich gebundenen Kindertagesbetreuungsplatz, wie die Sozialverwaltung mitteilte. Eine Analyse im Umfeld der Unterkünfte für Geflüchtete zeige, dass in der Regel noch Kita-Plätze in der Nähe verfügbar seien. Vor diesem Hintergrund fordert die Linken-Abgeordnete Eralp, bestehende Hürden abzubauen: „Hier muss der Senat mehr tun, um Barrieren abzubauen und alle Kinder mit Kitaplätzen zu versorgen, damit ein gutes Ankommen gelingen kann“, sagt sie.

12.000 Kinder in Willkommensklassen

Laut Bildungsverwaltung besuchen aktuell rund 12.000 Kinder und Jugendliche Berliner Willkommensklassen. Die Lage in den Großunterkünften auf den alten Flughafengeländen Tegel und Tempelhof hat sich wohl etwas entspannt. Im März vergangenen Jahres etwa waren über 800 Kinder in Tegel nicht in einer Schule, obgleich sie schulpflichtig waren.

Inzwischen hat sich das geändert. Bis auf wenige Ausnahmen besuchten alle schulpflichtigen Kinder und Jugendliche in den Unterkünften in Tegel und Tempelhof eine Willkommensklasse oder Regelschule, erklärte LAF-Sprecher Sascha Langenbach in dieser Woche auf Anfrage. Auch die Bildungsverwaltung sagte, es bestünden keine Wartelisten für die Willkommensklassen.

Die Oberstufenschülerinnen und -schüler seien auf verschiedene Bezirke aufgeteilt. Die Jugendlichen müssten dafür teils lange Wege auf sich nehmen, sagte Langenbach vergangene Woche bei der Jahrespressekonferenz des LAF. Eine Jugendliche etwa fahre jeden Tag ins etwa 15 Kilometer entfernte Weißensee, habe dort aber eine „perfekte Schule“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })