
© Credit: Schöneberg hilft
Kurse für geflüchtete Kinder in Berlin: Finanzierung reicht nur für wenige Monate
Über 400 geflüchtete Kinder und Jugendliche warten in ihren Unterkünften auf einen Schulplatz. Für die Kurse zur Überbrückung könnte schon ab Frühsommer das Geld fehlen, mahnt ein Träger von „Fit für die Schule“.
Stand:
Kurz vor dem Haushaltsbeschluss für 2025 stehen weitere Verlierer fest. Diesmal sind es die Geflüchteten ohne Schulplatz: Die Überbrückungskurse „Fit für die Schule“ sollen mit der Hälfte des Geldes auskommen, das in 2024 zur Verfügung stand.
Nach Informationen des Tagesspiegels stehen statt der 2,5 Millionen Euro des laufenden Jahres nur noch 1,24 Millionen Euro im Haushalt. Das Geld werde nur noch wenige Monate reichen, warnt der Träger „Schöneberg hilft“. Wenn man die Ausgaben für die Ferienschulen hinzunehme, würden sogar rund drei Millionen Euro gegenüber 2024 fehlen, rechnet Projektleiter Hans-Jürgen Kuhn vor. Ab April oder Mai werde das Geld fehlen, um neue Verträge mit Betreuern zu unterschreiben.
Sein Verein und weitere Träger bieten die Kurse unter dem Titel „Fit für die Schule“ im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung an. Nötig wurde das Angebot, weil es nicht genug freie Plätze in Berlins überfüllten Schulen gibt. Damit die unversorgten Kinder und Jugendlichen in ihren Unterkünften nicht ohne Tagesstruktur und Förderung sich selbst überlassen sind, wurden die täglich vierstündigen Sprach- und Integrationskurse sowie Ferienschulen konzipiert.
„Der Senat muss Strukturen dauerhaft schaffen und bestehende absichern, um flexibel auf die Zahl unversorgter geflüchteter Kinder und Jugendlicher zu reagieren“, forderte Kuhn.

© Schöneberg hilft
„Die Kinder verwildern“, beschreibt eine Betreuerin das, was passiert, wenn Kinder und Jugendliche nach der oftmals traumatisierenden Flucht monatelang sich selbst überlassen sind. Mitunter würden sie nur „die Wände anstarren“. Andere würden sich in Spätis oder bei anderen Geschäften ausbeuten lassen, weil sie weder die Gesetzeslage noch die Gepflogenheiten kennen.
‚Fit für die Schule‘ ist der erste Schritt in der Bildungskette.
Aus dem Appell der Träger
„Manche landen hier und denken, sie kämen in ein englischsprachiges Land“, berichtet ein Vormund. Sein Mündel sei geschockt gewesen, als er ankam und kein Wort verstand.
Die Kurse „Fit für die Schule“ dienen daher auch dazu, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur Grundkenntnisse im Deutschen, sondern auch etwas über das hiesige Leben, das Schulsystem lernen und die Stadt lernen sollen.

© Schöneberg hilft
Außerdem gehe es um den Umgang mit Gleichaltrigen und darum, dass die vier Kursstunden zu einem strukturierten Tagesablauf beitrügen, heißt es in einem Appell, den die Träger von „Fit für die Schule“ vor einigen Tagen veröffentlichten. Zu den Unternehmungen gehören demnach auch Ausflüge zu Museen und Ausflugsorten sowie um das „Heraustreten aus den zum Teil traurigen Wohnrealitäten in den Unterkünften“.
Alles in allem sei „Fit für die Schule“ keine Notlösung oder Brücke, sondern der erste Schritt in der Bildungskette dieser neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen ohne regulären Schulplatz, betonen die Träger. Das bereite den Übergang in die Schule und den Schulalltag in Willkommensklassen, wovon alle profitierten.
Umso unverständlicher finden es die Betreuer, dass „Fit für die Schule“ noch immer nicht fest im Haushalt verankert sei.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: