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Lorenz Maroldt und Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra beim Treffen der „100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024“

© Malte Neumann

Senatorin will an die Hochschulverträge „ran“: Berliner Unis sollen wegen Kürzungen Angebote neu aufstellen

Die Wissenschaftssenatorin kündigt auf einer Tagesspiegel-Veranstaltung an, die Hochschulverträge ändern zu wollen. Die versammelten Forscher machen den Wert ihrer Arbeit für die Stadt klar.

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Ob beim Berliner Senat angekommen sei, dass bei der Wissenschaft nicht weiter eingespart werden könne, fragt Günter M. Ziegler. Unmittelbar vor dem Präsidenten der Freien Universität Berlin und Sprecher der Berlin University Alliance (BUA) sitzt Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra. „Die Wissenschaft ist das Potenzial Berlins und das müssen wir sichtbar machen“, fährt Ziegler fort.

Ziegler ist am Montagmorgen mit der Senatorin zum Tagesspiegel gekommen, wo die in der Serie „100 Köpfe“ ausgezeichneten Spitzenwissenschaftler der Stadt präsentiert werden. Widerspruch erntet Ziegler dafür von der SPD-Politikerin nicht. Angesichts der heftigen Haushaltskürzungen des Berliner Senats – 100 Millionen Euro sollen die Berliner Hochschulen bis 2025 allein bei den direkten Zuschüssen sparen, 280 Millionen Euro Kürzungen sind es für Wissenschaft und Gesundheit – ist sie sich bewusst: „Irgendwann ist der Speck weg. Wenn weiter gekürzt wird, wird das spürbare Folgen haben.“ Die Senatorin äußert sich damit erstmals öffentlich zu den Kürzungsplänen.

Bislang hatte Czyborra wiederholt versprochen, dass die Hochschulverträge von etwaigen Kürzungen unberührt bleiben. Auf der Tagesspiegel-Veranstaltung folgt nun die Kehrtwende. „Die Hochschulverträge müssen nachverhandelt werden. Da müssen wir nochmal ran“, sagt die Senatorin knapp. Man werde auch dringend benötigte „Sanierungen unterlassen“ müssen.

Berlin müsse nicht in jedem Bereich zur Spitze zählen

Nicht nehmen lässt Czyborra es sich aber, darauf zu verweisen, dass das für den Wissenschaftsbetrieb kein Neuland ist und die Hochschulen über Rücklagen verfügen. Bereits in den 90er Jahren hätten sich die Berliner Hochschulen trotz Sparzwängen zu führenden Forschungsstandorten gemausert.

Im Zweifel werde das auf Kosten einzelner Forschungsbereiche gehen. Berlin müsse nicht in jeder Disziplin bundesweit an der Spitze stehen, sagt Czyborra. Man verstehe sich als Teil einer nationalen wie europäischen Forschungsgemeinschaft. Um welche Bereiche es geht, lässt sie offen, deutet aber an, dass Studienfächer betroffen sein könnten, die nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit nachgefragt sind.

Im Publikum kommt das nicht besonders gut an. Die versammelten Spitzenforscher eint, dass sie im Tagesspiegel als die „100 Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024“ porträtiert wurden. Es ist die zweite Auflage der Serie. Ausgewählt wurden quer durch alle Fachdisziplinen Persönlichkeiten, die sich in diesem Jahr durch ihre Forschungsleistungen, Lehre und Beitrage zu gesellschaftlichen Debatten hervorgetan haben.

Dabei sind auch Berliner Aushängeschilder wie der an der Charité tätige HIV-Forscher Christian Gaebler. Ein Grund für seine Rückkehr aus den USA im letzten Jahr sei gewesen, dass der Standort Berlin auf dem Fachgebiet der Infektiologie neue Zugkraft entwickelt habe. Weltweit seien bisher sieben Menschen von HIV geheilt worden, zwei davon in Berlin. An Berlin schätzt Gaebler besonders die enge Kooperation zwischen den Forschenden. Verantwortlich dafür macht er die Vernetzung durch die BUA, den Zusammenschluss der drei Berliner Exzellenzuniversitäten.

Die Stadt an sich bleibt attraktiv

Andere Forschende, die kurze Einblick in ihre Arbeit gewähren, heben vor allem eines hervor: Es sei die Vielfalt der Stadt, die ihre Forschung befruchte. Für die einen sind es die ambitionierten Studierenden, für andere ist es die Vielsprachigkeit der Berliner und für wiederum andere ist es das nicht vollends ausgeschöpfte energetische Potenzial von Schlammresten in den städtischen Kläranlagen. Auch darin würden sich die verschiedenen Lebensrealitäten der Bewohner widerspiegeln.

Wie abwechslungsreich und ambitioniert Berlins Wissenschaft aufgestellt ist, wird der Tagesspiegel auch im kommenden Herbst wieder sichtbar machen. Noch immer sei vielen Berlinern nicht klar, welcher Schatz sich in ihrer Stadt befinde, begründete Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt gleich zu Beginn des Events die Fortsetzung der Serie.

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