
© Silvia Passow
Tagesspiegel-Weihnachtsaktion: Berliner Senioren-Besuchsdienst „LeNa“ bittet um Spenden
In der Serie zur Tagesspiegel-Aktion „Menschen helfen!“ stellen wir soziale Projekte aus Berlin vor, die um Spenden bitten. Diesmal: „LeNa“, das steht für lebendige Nachbarschaft, mit Sitz im Spandauer Johannesstift.
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Bei der 32. Tagesspiegel-Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“ 2023/24 sammelt der Spendenverein wieder für soziale Initiativen. In unserer Spendenserie stellen wir einige dieser 52 Projekte vor. In dieser Folge ist es der Besuchsdienst „LeNa“ aus Spandau.
Eigentlich sei es, als würde sie eine ihrer Freundinnen besuchen, sagt Maria Trofimov. „Wir sitzen zusammen, reden, trinken Tee, haben uns so viel zu erzählen“, beschreibt sie ihre wöchentlichen Treffen mit einer Spandauer Seniorin. Die 18-Jährige (Foto oben, links) besucht einmal die Woche die alte Dame in deren Wohnung. Sie unterstützt damit ehrenamtlich das Projekt „LeNa“, lebendige Nachbarschaft, des evangelischen Johannesstifts in Spandau.
Die Gespanne aus Jung und Alt werden „Tandems“ genannt
„Tandems“ nennt man hier diese Gespanne. Bei denen, die besucht werden, handelt es sich mehrheitlich um Senioren, die nicht mehr allein die Wohnung verlassen können oder es sich nicht trauen. Die Ehrenamtlichen, die Jüngste ist 15 Jahre, die älteste 85, leisten Gesellschaft, bringen Leben und Schwung in den Alltag. Und bekommen dafür auch etwas zurück. Um das Projekt, das zwei festangestellte Koordinatorinnen organisieren, erhalten zu können, bittet „LeNa“ um Spenden auf das Tagesspiegel-Vereinskonto – für Personalkosten und die an anfallenden Betriebskosten im Büro auf dem Gelände des Evangelischen Johannesstifts.

© Silvia Passow
Alt und Jung ergänzen sich hier. „Ich schätzte ihren Rat sehr, sie hat sehr viel Lebenserfahrung“, sagt Trofimov über die ältere Dame. „Sie ist wie eine Oma für mich“, fügt sie hinzu. Ihre richtige Großmutter lebt in Moldawien. Vor rund sechs Jahren kam Maria mit den Eltern nach Deutschland. Derzeit macht sie ihr Abitur, die Zeit bei ihrer Tandempartnerin ist auch eine Auszeit vom Lernen.
Dann darf geträumt werden, denn später einmal will sie viel reisen, sagt Trofimov. „Ferne Länder und andere Kulturen kennenlernen.“ Da passt es gut, dass ihre Tandempartnerin selbst gern viel reiste. „Sie war ihn China, ist dort allein mit der Bahn gefahren, als einzige Europäerin im Zug“, berichtet die junge Frau.
Gemeinsam schauen sie sich Fotos an, hören klassische Musik, plaudern über Politik. „Ich bin im Politikleistungskurs. Es ist gut, andere politische Meinungen und Sichtweisen zu hören“, sagt sie. „Wir verstehen uns wirklich gut. Dafür, dass es passt, hat die Koordinatorin des Projektes gesorgt“, sagt Maria Trofimov.
Sie ist wie eine Oma für mich.
Schülerin Maria Trofimov über die Seniorin, die sie im Rahmen des Projekts besucht
Zwei Koordinatorinnen sind bei „LeNa“ tätig. Sie organisieren das Projekt in Spandau und im Wedding. Eine von ihnen ist Christiane Ginkel, vor einigen Tagen feierte sie ihr 10. Jubiläum bei LeNa. Ginkel (Foto oben, rechts) ist Diplom-Sozialpädagogin und sie stellt die Tandems zusammen. Damit das Gespann zusammenpasst, sucht sie das Gespräch mit den Senioren und den Ehrenamtlichen. Ein bisschen wie eine Partnerbörse, beschreibt sie diese Gespräche lachend.
Denn natürlich haben die Senioren Wünsche und Vorstellungen, und sie heißen zunächst einen Fremden in ihrer Wohnung willkommen. Es kann sein, dass ein bestimmtes Geschlecht bevorzugt wird oder eine Altersgruppe. Manche Menschen sagen, sie seien im Alter nicht mehr so offen für fremde Kulturen. Spricht ein Ehrenamtlicher nur wenig, oder mit starkem Akzent die deutsche Sprache, kann das für schwerhörige Menschen ein Problem werden.
Die Senioren, die sich einen Besuchsdienst wünschen, sind zwischen 70 und 101 Jahre alt. Meist sind es Frauen, auf zehn Seniorinnen komme lediglich ein Senior. „Unsere Ehrenamtlichen sind sehr bunt“, sagt Ginkel. Verschiedene Altersgruppen, unterschiedliche Herkunftsländer. Im Wedding sind rund 25 Ehrenamtliche für „LeNa“ unterwegs, in Spandau etwa 30, sagt Ginkel. Es dürfen gern mehr werden. Freiwillige, die gern einmal wöchentlich einen anderen, betagten Menschen besuchen möchten, sind ihr willkommen.
Bevor es für die Ehrenamtler ans Werk geht, bekommen sie eine Schulung. „Wichtig sind Themen wie Distanz und Nähe“, sagt Ginkel. Und die Ehrenamtlichen lernen ihre Aufgaben kennen und auch das, was nicht dazu gehört.
Nicht zu ihren Aufgaben gehören pflegerische Tätigkeiten und sie sind auch keine Haushaltshilfen oder Gärtner. Sie sollen auch nicht den Wocheneinkauf übernehmen. Gemeinsam bummeln, spazieren, essen oder ins Konzert gehen, kurz, was Spaß macht, und Freude schenkt, das ist okay. Fotos ansehen, gemeinsam spielen oder einfach nur plaudern. Was so einfach klingt, sind oft vielfach vermisste Beschäftigungen, die man mit jemanden teilen möchte. Anders als in der Begegnungsstätte kommt der Besuchsdienst nach Hause – und was unternommen wird, entscheidet das Tandem allein. Und manchmal entstehen aus diesen Tandems auch langjährige Freundschaften.
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