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Das Universitätsgebäude „Holzlaube“ der Freien Universität in der Fabeckstraße.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / dpa/Jens Kalaene

Update

Sexuelle Belästigung an der FU Berlin: Studierendenausschuss warnt davor, die Polizei zu rufen

Ein Mann soll an der FU Berlin Frauen belästigen. Ein Anruf bei der Polizei könnte die Situation unnötig eskalieren, meint der Asta. Die Uni selbst sieht das anders.

| Update:

In einer Rundmail an Fachschaften und Hochschulgruppen warnt der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Freien Universität Berlin vor einem namentlich genannten Mann, der in der Vergangenheit mehrfach auf und rund um den Campus Frauen belästigt haben soll. Der Asta weist zudem darauf hin, dass Betroffene sich zunächst an den Sicherheitsdienst der Uni wenden sollten – und rät davon ab, die Polizei einzuschalten. Zuerst hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet.

Der Mann habe seit Mitte Januar auf dem Gelände der Freien Universität offiziell Hausverbot. „Noch können wir nicht einschätzen, ob er sich daran hält“, schreibt der Asta. Bislang habe sich der Mann „nicht einsichtig“ gezeigt. Er befinde sich oft in einem offenbar „psychischen Ausnahmezustand“.

Der Asta empfiehlt Menschen, denen der Mann begegnet, diesen wegzuschicken und dabei auf das Hausverbot zu verweisen. Dazu wird auch auf die uniinterne Security verwiesen. Es sei „natürlich in eurem Ermessen“, ob die Polizei hinzugezogen werde, schreibt der Asta an die Studierenden. „Wir möchten jedoch unbedingt darauf hinweisen, dass Polizeieinsätze für von Rassismus betroffene Menschen grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko einhergehen, Polizeigewalt zu erfahren.“ Damit zielt der Asta offenbar auf mögliche Opfer des mutmaßlichen Belästigers, eines Deutschen, ab.

Mann soll wiederholt auf dem Campus aufgetaucht sein

Zudem seien die meisten Polizist:innen nicht ausreichend im Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen geschult und würden Einsätze oft durch „unnötigen Einsatz von Gewalt“ eskalieren. Als Alternative zur Polizei verweist der Asta auf den Sozialpsychiatrischen Dienst.

Wir möchten unbedingt darauf hinweisen, dass Polizeieinsätze für von Rassismus betroffene Menschen grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko einhergehen, Polizeigewalt zu erfahren.

Aus dem Schreiben des Astas an die Studierenden

Der Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, ist auch ein Aushang mit dem Foto des Mannes angefügt. Laut dem Schreiben sei der Mann in den vergangenen Monaten wiederholt auf dem Campus der Uni aufgetaucht und habe dabei versucht, „vor allem von ihm weiblich gelesene Personen in Gespräche zu verwickeln“. Er soll sich dabei mindestens einmal verbal sexuell übergriffig verhalten und häufig sexistische Kommentare gemacht haben. Auch soll er Menschen belästigt und in einigen Fällen körperliche Gewalt angedroht haben.

Der Mann habe mindestens eine Person über einen längeren Zeitraum hinweg gestalkt, so ein weiterer Vorwurf, sei aber bislang wohl nicht körperlich übergriffig geworden. „Berichte über derartige Begegnungen haben sich in letzter Zeit gehäuft, deswegen möchten wir mit dieser Mail möglichst viele Menschen darüber informieren“, heißt es weiter in dem Schreiben. Rein verbale sexuelle Übergriffe sind in Deutschland in der Regel nicht strafbar, der entsprechende Paragraf 184i greift nur bei körperlichen Belästigungen.

Laut eigenen Angaben auf diversen Onlineportalen hat der Mann in den 1990ern selbst an der FU studiert und anschließend bis vor wenigen Jahren auch promoviert. Aktuell sei er „Philosoph und Künstler“, schreibt er über sich.

Die Pressestelle der FU bestätigte auf Anfrage, dass die Vorwürfe bekannt seien und ein Hausverbot ausgesprochen wurde. Es würden zudem Maßnahmen eingeleitet, damit dieses eingehalten werde. „Die Freie Universität verurteilt jegliche Form von Gewalt und sexualisierter Belästigung, die Sicherheit ihrer Mitglieder nimmt das Präsidium sehr ernst“, hieß es.

Zugleich widersprach die FU dem Asta und forderte dazu auf, in Notsituationen die Polizei zu informieren: „Mitglieder und Gäste der Freien Universität sollten, wenn Gefahr in Verzug ist oder sie oder andere Personen in eine Notsituation geraten, den Notruf der Polizei wählen“, schreibt die Pressestelle.

An der FU komme es immer wieder zu übergriffigem Verhalten, schreiben die Autor:innen des Briefs weiter. So seien etwa sogenannte „Pick-up-Artists“ auf dem Campus unterwegs, die Menschen mit manipulativem Verhalten „aufreißen“ wollten und dabei sexistisch und frauenfeindlich vorgingen.

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