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Schulhof einer Grundschule in Prenzlauer Berg

© picture alliance/dpa/Annette Riedl

Sicherheit an Berlins Schulen: Darf jeder einfach so einen Schulhof betreten?

Nach der Gewalttat in Neukölln, bei der zwei Mädchen schwer verletzt wurden, bangen Eltern um ihre Kinder. Und fragen sich, wie es um deren Sicherheit bestellt ist.

Stand:

Ist die Schule meiner Kinder sicher genug? Diese bange Frage dürften sich viele Eltern stellen, nachdem am Mittwoch ein möglicherweise psychisch kranker Mann zwei Grundschülerinnen auf dem Schulhof der Evangelischen Schule Neukölln mit einem Messer attackiert hat.

Für die ganze Stadt beantworten lässt sie sich kaum; das Hausrecht hat laut Auskunft der Schulverwaltung jede Schule selbst beziehungsweise ihr Träger. Bei öffentlichen Schulen in Berlin sind das fast immer die Bezirke, im Fall der freien Evangelischen Schule ist es die Evangelische Schulstiftung Berlin-Brandenburg.

Schule ist ein geschützter Raum.

Schulverwaltung

„Für gewöhnlich betreten Schulfremde nicht einfach so das Schulgelände. Schule ist ein geschützter Raum. Wenn Schulfremde ein Anliegen haben, sind sie verpflichtet, sich zunächst im Schulsekretariat zu melden“, heißt es von der Schulverwaltung. Aufsichtsführende Lehrkräfte seien zudem gehalten, schulfremde Personen anzusprechen, sollten sie sich auf dem Schulgelände befinden.

Einlasskontrollen nur vereinzelt

So halten es auch die Schulen der Evangelischen Schulstiftung: „Grundsätzlich möchten wir mit unseren Schulen in unser Umfeld, unseren Bezirk hinein offen sein“, sagt Sprecherin Christina Reiche dem Tagesspiegel. „Aber wenn unsere Mitarbeiter Sie nicht kennen, werden Sie angesprochen.“ Das funktioniere normalerweise, weil man sich innerhalb der Schulgemeinschaft kenne: „Aber natürlich wird die Frage, ob wir unsere Sicherheitsvorkehrungen verstärken, in den nächsten Tagen Thema sein“, sagt Reiche.

Einlasskontrollen im klassischen Sinne gibt es an Berlins Schulen nur vereinzelt: Das Jüdische Gymnasium in Mitte ist besonders geschützt; in Spandau gibt es an einer Schule einen Sicherheitsdienst. Und der Bezirk Neukölln bezahlt nach Angaben eines Sprechers derzeit für zwölf seiner Schulen einen Wachschutz, dessen Aufgabe es auch sei, „sicherzustellen, dass schulfremde Personen das Gelände nicht ohne Kontrolle bzw. unberechtigt betreten dürfen“. 650.000 Euro kostet das den Bezirk insgesamt pro Jahr.

Elternvertretung will keine „US-amerikanischen Verhältnisse“

Der Landeselternausschuss ist weit davon entfernt, solche Maßnahmen für jede Schule zu fordern: „US-amerikanische Verhältnisse hätten wir ungern“, sagt der Vorsitzende Norman Heise. „Wir halten es aber für ratsam, dass alle Schulgemeinschaften sich in den Gremien über vorhandene Sicherheitskonzepte austauschen, um diese gegebenenfalls zu überarbeiten und weiterzuentwickeln.

Wo technische Verbesserungen sinnvoll sind, sollten sie bei den Schulträgern eingefordert werden.“ Der Umgang mit schulfremden Personen solle mit allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft besprochen werden. Auch müsse klar sein, wie sich Eltern anmelden und wie Schüler:innen reagieren sollten, wenn sie schulfremde Personen sehen.

Zu Letzterem wünscht Heise sich einen Infobrief der Schulpsychologie mit Tipps und Hinweisen. Vor allem habe die Tat ihm aber auch verdeutlicht, wie wichtig Wissen über Erste Hilfe sei. Der Landeselternausschuss fordert deshalb Kurse und Auffrischungen für schulisches Personal.

Und: „Die Senatsverwaltung für Bildung ist seit Jahren mit der Aktualisierung des sogenannten Notfallordners beschäftigt“, kritisiert Heise – der letzte Leitfaden für Notfälle stammt von 2011. „Das sollte jetzt zügig zum Abschluss gebracht werden“, sagt der Elternsprecher.

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