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Abriss an der Westendbrücke.

© Thomas Loy

Spatenstich für Berlins neue Westendbrücke: Autobahn-Anwohner wollen den Verkehrsminister mit lautem Protest empfangen

Nach dem Abriss wird am Freitag der Spatenstich für die neue Westendbrücke gefeiert. Auch der Bundesverkehrsminister kommt. Anwohner kritisieren unzureichenden Lärmschutz.

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Am Freitag beginnt der Bau der neuen Westendbrücke auf der Berliner Stadtautobahn. Die Autobahn GmbH lädt am Nachmittag zum feierlichen Spatenstich, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und die Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU) werden erwartet.

Damit startet zwei Monate nach der Ringbahnbrücke auch der Ersatzneubau für die zweite A100-Brücke. Beide Bauwerke waren im Frühjahr wegen Einsturzgefahr abgerissen worden. Seitdem leiden Anwohner in Charlottenburg-Wilmersdorf unter dem Lkw-Verkehr, der über Stadtstraßen umgeleitet wird. Trotz des etwas späteren Baustarts sollen beide Brücken zeitgleich im Sommer 2027 fertig werden.

Eine Anwohnerinitiative will am Freitag gegen den Ersatzneubau protestieren. Das Kiezbündnis Klausenerplatz hat eine Kundgebung auf der Knobelsdorffbrücke angemeldet, diese soll um 13.30 Uhr beginnen. „Wir wollen dort den vorbeifahrenden Bundesverkehrsminister und sein Gefolge mit Plakaten und Lärm empfangen“, heißt es in einer Mitteilung. Die Linksfraktion im Bezirk unterstützt die Anwohner.

Anwohner kritisieren unzureichenden Lärm- und Emissionsschutz

Die neue Westendbrücke werde keine Lärmschutzwände erhalten, kritisieren die Anwohner, auch keine Abschirmung gegen Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide. „Verkehrsminister und Autobahn GmbH sparen sich Gesundheitsschutz“, heißt es in dem Aufruf der Anwohner. Der geplante „Flüsterasphalt“ sei zu wenig.

In dem bereits gestarteten Planfeststellungsverfahren für eine Westendbrücke war Lärmschutz vorgesehen. Denn ursprünglich sollte der Neubau an anderer Stelle entstehen, dadurch hätten die aktuell strengen Umweltauflagen beachtet werden müssen.

Nach der unerwarteten Sperrung der A100 durch die akut einsturzgefährdete Ringbahnbrücke etwas weiter südlich änderte sich die Situation schlagartig. Die Autobahn GmbH und die Planungsgesellschaft Deges entschieden schnell, das Baugenehmigungsverfahren zu beenden und die marode Westendbrücke abzureißen. Diese wird nun an alter Stelle gebaut, deshalb ist kein zeitraubendes Planfeststellungsverfahren nötig.

Autofahrer auf der A100 sind vom Neubau nicht betroffen, weil die Umleitung für Pkw über die Gegenfahrbahn führt. Lkw fahren über die Stadtstraßen und werden erst in Höhe Spandauer Damm wieder auf die A100 geleitet. Auch den Anwohnern der Westendbrücke ist bewusst, dass es mit dieser Entscheidung deutlich schneller geht und die Anwohner an den Stadtstraßen schneller entlastet werden.

Die Brücken werden aus Sicherheitsgründen deutlich breiter

Beide Brücken werden deutlich breiter, kritisiert der Bund für Umwelt- und Naturschutz. Auch wenn die neuen Brücken in alter Lage entstehen, müssen aktuelle Sicherheitsvorschriften angewendet werden, argumentiert die Deges. Diese sehen zum Beispiel einen Standstreifen vor. Auch die einzelnen Fahrbahnen werden breiter als die aus den 60er-Jahren. Zudem bekommt die Ringbahnbrücke zusätzlich einen Einfädelungsstreifen.

Dass die Ringbahnbrücke dadurch von 16 auf 24 Meter Breite zulegt, also um 50 Prozent, war erst kürzlich bei einer Anwohnerinformation in die Öffentlichkeit gedrungen. Auch die Westendbrücke bekomme quasi eine vierte Fahrspur, kritisierte der Bund, und zwar in Form eines sogenannten Verflechtungsstreifens von der Einfahrt Kaiserdamm bis zur Ausfahrt Spandauer Damm.

Beide abgerissenen Brücken stammen aus den 60er Jahren und waren für etwa 25.000 Fahrzeuge pro Tag konzipiert. Heute sind es etwa 90.000 Fahrzeuge in Höhe Ringbahn und 100.000 in Höhe Westend.

Die Deges lädt die Anwohner der Westendbrücke am 15. Dezember zu einer Informationsveranstaltung ein (deges.de). Diese beginnt um 18.30 Uhr in der Technischen Universität an der Straße des 17. Juni 135.

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