
Spaß ohne Geld: Berlin zum Nulltarif
Kunst ohne Eintritt, Konzerte für umsonst – ein Kulturführer für Arme, Sparsame und Knauser.
Berlin ist die Hauptstadt der Künstler und Kreativen – wie gut, dass da auch reichlich Kultur für diejenigen geboten wird, die gerade knapp bei Kasse sind oder kein Kulturbudget haben. Immer am 18. eines Monats wird etwa aus einer Schöneberger Wohnung ein öffentlicher Ausstellungsraum mit zeitgenössischer Kunst. Dann treffen in der „Galerie 18m“ in Wohnzimmeratmosphäre Künstler auf „Normalos“ und sprechen mit ihnen über ihre Werke.
Seit November ist ein Kulturführer auf dem Markt, der sich auf solche Veranstaltungen konzentriert und dem „arm, aber sexy“-Prinzip Berlins gerecht wird: „Eintritt frei – Berlin kostenlos erleben“ heißt das kleine Büchlein vom Verlag an der Spree. Unter den Rubriken Ausstellungen, Filme, Führungen, Konzerte und Lesungen findet sich allerlei Bekanntes, aber auch Ausgefallenes: Wer zum Beispiel im ältesten Gebäude auf dem Gendarmenmarkt, dem Französischen Dom, ein Orgelkonzert ohne Eintrittspreis anhören will, muss nur im Internet nach dem aktuellen Veranstaltungsprogramm sehen. Samstagsnachts um halb eins können Jazzliebhaber in der Charlottenburger Musikinstanz A-Trane der „Late Night Jamsession“ lauschen. Und auch in der Buchhandlung Dussmann (Friedrichstraße) oder der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz gibt es regelmäßig Jazz und Klassikkonzerte für lau.
Filmvorführungen ohne Obolus gibt es ebenfalls hier und da: Berliner, die sich am Sonntagabend vom Blockbuster-Sofa wegbewegen, können im „Zyankino“ ab 20.30 Uhr jede Woche zwei Themenfilme vom Arthaus-Filmverleih ansehen, die das „Institut für Unterhaltungs-Chemie“ in der Kreuzberger Großbeerenstraße 64 ausgesucht hat. Schon jetzt sollte man sich für die Sommermonate Juli und August das Balkonkino in Hellersdorf vormerken. Allerdings sind die Ehrenlogen am Cecilienplatz den Anwohnern mit Balkon vorbehalten.
Politik-Interessierte dürften sich über den Hinweis auf das Archiv des Auswärtigen Amts freuen: In der Kurstraße 33 in Mitte können hier Dokumente zu den internationalen Beziehungen des Deutschen Reiches, der DDR und der Bundesrepublik in Augenschein genommen werden. Um die Allgemeinbildung zu schulen, ohne den Geldbeutel zu belasten, kann auch eine Führung im ehemaligen DDR-Staatsgebäude hilfreich sein. Jeden letzten Freitag im Monat um 12 Uhr startet die Kostenlosrunde.
Dass die auf rund 100 Seiten aufgezählten Museen, Gedenkstätten und Veranstaltungen alle umsonst oder mit „freiwilligem Unkostenbeitrag“ sind, bedeutet jedoch nicht, dass überall auf Etikette und Noblesse verzichtet werden muss: In der schicken Dependance der Nolde-Stiftung Seebüll am Gendarmenmarkt, wo man „Kunst von Weltrang“ bestaunen kann, könnte der Besucher sich in allzu legerer Kleidung leicht deplaziert fühlen. Im Kostenlos-Kulturführer sind eben Tipps und Hinweise für alle dabei: Von Underground, über Erinnerungskultur bis „hochkarätige Klassik“. Ferda Ataman
Monika Märtens, „Eintritt frei – Berlin kostenlos erleben“, 7,80 Euro.
Täglich aktuelle Tipps für budgetfreundliche Aktivitäten gibt es auch im Internet unter www.gratis-in-berlin.de.
Ferda Ataman