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Gut mit Hut. Seine Frau sagte ihm vor Jahren, er klinge wie Frank Sinatra. Seither schlüpft Christoph Schobesberger immer wieder in die Rolle des Entertainers.

© Thilo Rückeis

Frank Sinatra-Musical: Der Sinatra von Berlin kommt aus Österreich

Im Kleinen Theater am Südwestkorso spielt der Wiener Sängerknabe Christoph Schobesberger die Rolle des genialen Musikers und Lebemanns.

Das hätte Christoph Schobesberger nie geahnt, als er noch ein Wiener Sängerknabe war, dass er später mal der „Sinatra von Berlin“ sein und innerhalb von gut sechs Wochen auf zwei verschiedenen Bühnen stehen und Frank Sinatras Lieder und Leben interpretieren würde. Erst am heutigen Sonnabend im Kleinen Theater am Südwestkorso in Friedenau und dann im Februar im Schlossparktheater in Steglitz.

Frankie Boy wurde dem 1954 in Salzburg geborenen Schobesberger eher nebenbei zum Schicksal. „Ich habe mich selbst irrtümlicherweise zum Frank Sinatra gemacht“, lacht er. Aber eigentlich war’s seine Frau, die auch daran schuld ist, dass Schobesberger jetzt schon 20 Jahre in Wilmersdorf lebt. „Du klingst wie Sinatra“, sagte sie zu ihrem Mann, als der am Mozarteum Salzburg und dem Max-Reinhardt-Seminar ausgebildete Schauspieler und Sänger 1999 ein Gershwin-Programm probte. Das hat ihn irgendwie beeindruckt. Schobesberger belas sich, grübelte und stellte dann mit Musikerkollegen die Show zum schillernden Leben des Entertainers auf die Bühne, die er im Februar nun im Schlossparktheater zeigt. Sinatra ist ergiebig: Frankie Boy gewann nicht nur 18 Grammys, verkaufte nach den Beatles und Elvis Presley die meisten Tonträger der Welt und ist einer der bedeutendsten Liedinterpreten des 20. Jahrhunderts, sondern kungelte auch mit der Mafia, machte Wahlkampf für Kennedy, trug Toupet und verschliss zahllose Frauen, darunter Ava Gardner und Mia Farrow.

Die spielt im heute uraufgeführten Stück „Frank Sinatra – ein musikalisches Porträt“ im Kleinen Theater alle ein und dieselbe Schauspielerin: Agnes Hilpert. Errol Trotman Harewood erzählt als Sinatras Butler William Episoden aus dessen Leben. Und Christoph Schobesberger gibt den rauchenden, auf Barhockern hängenden, viel Jack Daniels trinkenden und noch viel mehr singenden Entertainer. Der wird musikalisch gemeinhin für ein Genie und menschlich für ein Arschloch gehalten. „Genau diesen Zwiespalt zeigen wir“, freut sich Christoph Schobesberger, dessen sonorer Bariton das 99-Plätze-Theater bis in den letzten Winkel ausfüllt.

Als Sänger bewundert er die stilbildenden Phrasierungen des „Fischer-Dieskaus des Jazz“, wie er Sinatra nennt, und betont, dass es nicht darum ginge, den Meister zu imitieren, sondern eine Figur zu interpretieren. Eines will Schobesberger nämlich auf keinen Fall machen: Karaoke. Gott sei Dank, schließlich ist Sinatras Überlebenshymne „My Way“ der Fluch jeder Karaoke-Bar zwischen Friedrichshain und Tokio. Allein diesen tausendfach zersungenen Hit seit zehn Jahren immer wieder aufzuführen, kann ja nur was für einen Künstler mit Nerven aus Stahl sein. Schobesberger winkt amüsiert ab. Er ist eher ein schmaler Mann mit fein gefurchten Zügen, die das gelebte Leben zeigen, das ein echter, ewiger Sinatra braucht. Er mache ja noch andere Sachen, sagt er. Wiener Lieder singen, Fernsehrollen spielen, mit Desirée Nick auf Theatertour gehen. „Da ist Sinatra immer eine Heimkehr für mich.“

Frank Sinatra – Eine musikalische Biografie: Kleines Theater, Südwestkorso 64, Friedenau, ab Sa 14.1., 20 Uhr, ab 15 Euro; Christoph Schobesberger goes Sinatra: Schlossparktheater, Schlossstraße 48, Steglitz, ab Di 21.2., 20 Uhr, ab 21,50 Euro

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