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Über die Gestaltung des Gendarmenmarkts gehen die Ansichten auseinander.

© Jens Kalaene/dpa

Steinwüste oder „Musterbeispiel für nachhaltige Stadtentwicklung“?: Berliner Senat weist Kritik am neugestalteten Gendarmenmarkt zurück

Am wiedereröffneten Gendarmenmarkt gibt es laute Kritik. Von Steinwüste sprechen manche. Die Umweltverwaltung hingegen lobt den Platz. Auch der Bausenator findet den Spott überzogen.

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Trotz massiver Kritik verteidigt der Senat die Gestaltung des Gendarmenmarkts nach der abgeschlossenen Sanierung. Der Platz sei „unter Einbeziehung der vielfältigen Nutzungsansprüche und Rahmenbedingungen ein Musterbeispiel für nachhaltige Stadtentwicklung“, sagte der Sprecher von Verkehrs- und Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU), Michael Herden, dem Tagesspiegel.

Der Gendarmenmarkt sei „ökologisch nachhaltig“, da dank neuer unterirdischer Anlagen nun „im Sinne der Schwammstadt Regenwasser gesammelt, gefiltert und gereinigt ans Grundwasser abgegeben wird“, erklärte er. So ließen sich Überschwemmungen bei Starkregen vermeiden.

Keine zusätzlichen Bäume auf dem Gendarmenmarkt wegen Denkmalschutz

Dass auf dem Platz trotz des voranschreitenden Klimawandels keine zusätzlichen Bäume gepflanzt wurden, verteidigte der Sprecher „aufgrund denkmalpflegerischer Vorgaben“. Auch lägen unter dem Platz technische Anlagen und Leitungen. All das mache mehr Bäume „nicht möglich“.

Gleichzeitig benötigen die weit über Berlin beliebten regelmäßigen Groß-Veranstaltungen wie das Classic Open Air oder der Weihnachtsmarkt eine tragfähige Platzfläche.

Michael Herden, Sprecher der Senatsumweltverwaltung

Der Denkmalschutz habe demnach „eine offene Platzstruktur mit freien Sichtachsen sowie die Bewahrung des historischen Erscheinungsbilds“ erfordert, sagte Herden. Daher habe der Blick auf das Konzerthaus, den Deutschen und den Französischen Dom nicht durch Bäume verstellt werden dürfen.

„Gleichzeitig benötigen die weit über Berlin beliebten regelmäßigen Groß-Veranstaltungen wie das Classic Open Air oder der Weihnachtsmarkt eine tragfähige Platzfläche“, fügte Bondes Sprecher hinzu. Davon profitiere auch die Gastronomien, die den Platz nutze – und dazu Sonnensegel für zusätzlichen Schatten aufhänge, die „kühlend wirken“.

Der Gendarmenmarkt war in der vergangenen Woche nach mehrjähriger Sperrung wieder eröffnet worden. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurden rund 14.000 Quadratmeter Natursteinpflaster denkmalgerecht erneuert. Außerdem erhielt er ein unterirdisches, rund fünf Kilometer langes Leitungsnetz für Strom, Wasser und Abwasser.

Es ist weder aus ästhetischen, denkmalpflegerischen noch aus klimaresilienten Gründen zu begreifen.

CDU-Bundestagsabgeordneter Armin Laschet

Anschließend war in den sozialen Medien immer wieder Kritik an der Gestaltung laut geworden. Der Kernvorwurf lautete, dass der Platz einer Steinwüste gleiche. Es gebe zu wenig Bäume, die für Begrünung und Schatten sorgen würden. „Es ist weder aus ästhetischen, denkmalpflegerischen noch aus klimaresilienten Gründen zu begreifen“, spottete der frühere Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU).

Auch der Klima-Aktivist Heinrich Strößenreuther (Grüne) kritisierte die Gestaltung. „Der Gendarmenmarkt sieht aus wie eine Stadtglatze: Glatt, grau, hässlich und für viele alte Leute zunehmend gefährlich bei Hitze.“

Bausenator Gaebler verteidigt die Gestaltung des Gendarmenmarkts

Aus Sicht von Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler sind die Vorwürfe unberechtigt. „Man kann da immer unterschiedlicher Meinung sein“, räumte der SPD-Politiker ein. Das Gesamtkonzept ist aus seiner Sicht aber richtig. „Das sollten sich alle erstmal in Ruhe angucken“, empfahl er. „Ich glaube, dann wird sich die Aufregung auch wieder legen.“

Er persönlich sei auch immer ein Fan davon, wenn es viele Bäume gebe, sagte Gaebler. „Da kann man hinterher immer drüber streiten.“ Es sei letztlich aber eine Frage der Zielsetzung.

Gendarmenmarkt soll auch Veranstaltungsort sein

Es habe vor dem Umbauprojekt lange Gespräche darüber gegeben, welcher historische Zustand wieder hergestellt werden solle. Schließlich sei die Entscheidung gefallen, sich an der Gestaltung während der DDR-Zeit zu orientieren, in der es schon vergleichsweise wenig Grün gegeben habe. 

Dabei sei auch entscheidend gewesen, dass der Gendarmenmarkt künftig wieder als Veranstaltungsort genutzt werden soll. Dafür wären viele Bäume eher hinderlich, sagte der Senator. 

Auch der Berliner Landeskonservator Christoph Rauhut nannte den Platz gelungen. „Ich finde die Grundsatzentscheidung richtig, dass der Gendarmenmarkt ein städtischer Platz bleibt“, sagte er dem Tagesspiegel.

Zudem ließen sich zu wenige Grünanlagen in Berlin wirklich so pflegen, dass sie auch grün blieben. „Wo Grünflächen sind, ist es oft eher Braun als Grün.“

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