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Kaum zu übersehen. Das farbenfrohe Hostel „Happy Go Lucky“.

© Cay Dobberke

Update

Streit um Charlottenburger Wandgestaltung: „Happy Go Lucky“-Hostel soll seine bunte Fassade verlieren

Obwohl ein Richter von Kunst spricht, soll das Hostel „Happy Go Lucky“ am Stuttgarter Platz seine auffällige Fassade neutralisieren.

Die knallbunten Bilder und Muster an der Fassade des Charlottenburger Hostels „Happy Go Lucky“ sind ein Kunstwerk – und müssen trotzdem weg. Das urteilte am Mittwoch das Berliner Verwaltungsgericht nach einem Ortstermin am Stuttgarter Platz.

Damit scheiterte die Klage des Eigentümers Alexander Skora gegen eine „Beseitigungsanordnung“ des Bauamts Charlottenburg-Wilmersdorf. In dem Streit war es ursprünglich um die Frage gegangen, ob es sich um Werbung handelt oder ob die im Grundgesetz verankerte Kunstfreiheit gilt. Doch darauf kam es nun gar nicht mehr an.

Vielmehr begründete der Richter seine Entscheidung damit, dass ein Nachbarhaus am Stuttgarter Platz / Ecke Windscheidstraße unter Denkmalschutz steht.

Der Altbau sei „ein beeindruckendes Zeugnis“ aus großbürgerlichen Zeiten, könne aber kaum betrachtet werden, ohne dass der Blick auf das „schreiend“ bunte Hostel falle. Bei einer „Verunstaltung des Ortsbildes“ sei die Kunstfreiheit „nicht schrankenlos“.

Die Auseinandersetzung hatte vor sieben Jahren begonnen, als Skora die Fassade orange streichen ließ und ein Schriftzug darauf die Internetadresse des Hostels zeigte. Das Bezirksamt forderte die Entfernung der „unzulässigen Werbung“ und gewann einen ersten Rechtsstreit.

Streetart mit Herzen, Smileys und Starporträts

Doch 2016 beauftragten Hauseigentümer Skora und der Hotelbetreiber Dirk Jochheim den irischen Streetart-Künstler Dom Browne damit, die Fassade zu besprühen. Seitdem sieht man Herzen und Smileys, abstrakte Muster, Pilze, Helme von Darth Vader und imperialen Sturmtruppen aus den „Star Wars“-Filmen sowie Porträts von Jack Nicholson, Kurt Cobain und Bruce Lee.

Der Schriftzug wurde in „Happy Go Lucky Hearts“ ohne Internetadresse geändert. Damit könne nicht mehr von Werbung die Rede sein, fanden die Chefs des Hostels.

Das Bauamt bot an, diese Gestaltung zu dulden, falls sie regelmäßig gepflegt werde. Gutachter sollten alle fünf Jahre prüfen, ob etwas aufgefrischt werden muss. Der Kompromiss scheiterte vor allem, weil das Hostel eine Kostenbeteiligung des Bezirks verlangte.

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Die Fronten verhärteten sich. „Wie die grauen Männer in Michael Endes Roman Momo“ bekämpften „anonyme Schreibtischtäter“ alles Bunte, kritisierte Skora damals.

An der Gerichtsverhandlung nahmen nur sein Geschäftspartner Jochheim und ein Anwalt teil. Bei der Urteilsverkündung fehlten dann auch sie. Der Richter hatte erfolglos für eine Einigung geworben.

Bezirksbaustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) sagte uns am Donnerstag, er habe den Urteilsspruch für nötig gehalten, damit endlich Klarheit herrsche. Nun wolle er dem Hostel erneut eine Duldung vorschlagen, zu den alten Bedingungen und ohne finanzielle Hilfen des Amts.

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