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In Potsdam unterwegs: Studenten-Job: Straßenbahnfahrer

Denis Newiak hat einen Traum: Der 25-Jährige will zum Mars. In der irdischen Realität ist der Student auch ständig unterwegs - als Fahrer einer Tram. Wäre das nichts für die BVG oder die S-Bahn?

Er will zum Mars fliegen, ohne Rückkehrmöglichkeit. Derzeit aber steuert Denis Newiak, der es in die Endauswahl für einen Marsflug geschafft hat, noch ganz irdisch Straßenbahnen durch Potsdam – als studentische Aushilfe. Während der Flug zum Mars die ganz große Ausnahme ist, sind Studenten als Fahrer von Straßenbahnen Alltag in mehreren Städten. Die BVG dagegen beschäftigt keine. Um langfristig und zuverlässig planen zu können, setze man auf fest angestellte Fahrer, sagte Sprecherin Petra Reetz. Außerdem sei man in der Lage, auch Spitzenverkehre mit dem vorhandenen Personal fahren zu können.
Die Kölner Verkehrsbetriebe planen dagegen schon seit Jahren mit den studentischen Aushilfen. Die Ausbildung dauert zwei Monate. In der Regel sitzen die Studenten zwischen 8 und 20 Stunden wöchentlich in der Fahrerkabine. Vor allem bei Großereignissen, wenn es Sonderverkehre gibt, sind die Studenten gefragt. Und bezahlt wird relativ gut; meist mehr als bei anderen Aushilfsjobs.

In Potsdam ist Newiak nach Angaben eines Sprechers der Stadtwerke derzeit der einzige Student, der Straßenbahnen steuert. Cottbus hat gleich fünf unter Vertrag, die vor allem wie in Köln den Spitzenbedarf abdecken sollen, wie eine Sprecherin sagte. Einige, die ihr Studium abgeschlossen haben, überbrückten als Fahrer auch die Zeit bis zum Berufsstart.

Doch unumstritten sind die Aushilfen nicht. In Internetforen bezeichnen Kritiker sie sogar als Sicherheitsrisiko; ein Vorwurf, den die Verkehrsbetriebe entschieden zurückweisen. Die Ausbildung sei anspruchsvoll, und wer dann die Prüfung bestehe, sei auch geeignet, 300 Fahrgäste in einer Bahn sicher durch die Stadt zu fahren, sagte ein Sprecher. Und dass Studenten ständig durchfeiern und dann die Straßenbahn steuern, sei ein Vorurteil. Aber auch in der Belegschaft sind die Kollegen von der Uni nicht immer willkommen. Vor allem Gewerkschafter befürchten, dass die Aushilfen Arbeitsplätze für feste Mitarbeiter blockieren könnten.

Heute in der Tram, morgen in der Rakete. Denis Newiak kann aber auch ganz ruhig sitzen.

© dpa

Wie bei der BVG sind die Studenten als Fahrer auch bei der S-Bahn kein Thema. Die Ausbildung dauere zu lang, was bei einer nur vorübergehenden Tätigkeit als Fahrer unwirtschaftlich wäre, sagte ein Sprecher. Während die jungen Fahrer woanders begehrt sind, verzichten Verkehrsbetriebe in der Regel auf Rentner als Aushilfen am Steuer, obwohl es sogar für Busfahrer keine gesetzliche Altersgrenze gibt. Auf Ältere greifen aber gern private Firmen zurück, die im Auftrag Linienverkehr betreiben. Vor zwei Jahren hatte ein damals 71-Jähriger in Berlin beim Abbiegen einen 76-jährigen Fußgänger erfasst und tödlich verletzt. Ein „Augenblicksversagen“ – unabhängig vom Alter des Fahrers, urteilte das Gericht und verhängte eine Geldstrafe.

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