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22.3.2025 Demonstration der Querdenkerszene in Stuttgart.

© IMAGO/Daniel Kubirski

Tausende Teilnehmer in Berlin angemeldet: Angeblich Friedensbewegte demonstrieren gemeinsam mit Neonazis

Ein rechtes Bündnis aus dem Querdenker-Spektrum will am Sonnabend bundesweit demonstrieren. Auch in Berlin ist eine Versammlung angekündigt, Gegenprotest ist angemeldet.

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Sie waren schon mal da, nur hat es kaum einer mitbekommen. Ende März folgten etwa 600 Menschen einem Aufruf des rechten Bündnisses „Gemeinsam für Deutschland“ und demonstrierten am Alexanderplatz. Unter normalen Umständen hätten hunderte Demonstranten aus dem rechten Milieu im Zentrum Berlins durchaus für Aufmerksamkeit gesorgt, nicht jedoch am 22. März, an dem ein parallel stattfindender Protest junger Neonazi-Gruppen ein paar Kilometer weiter östlich deutlich mehr beachtet wurde.

Nicht nur die linke Szene konzentrierte sich damals größtenteils auf den rechtsextremen Protest mitten in Berlin-Friedrichshain, sondern auch die überwiegende Mehrheit der Fernsehteams und Reporter. Am Ende wurde die Demonstration am Alexanderplatz, wenn überhaupt, in einem Nebensatz erwähnt. An diesem Sonnabend könnte sich das ändern.

Demonstrationen in allen 16 Bundesländern

Bundesweit ruft das diffuse Bündnis aus angeblich Friedensbewegten, Querdenkern, Rechten und eindeutig Rechtsextremen zu Demonstrationen auf. In jedem der 16 Bundesländer soll mindestens ein Protest stattfinden. In der Hauptstadt wurden 3500 Teilnehmer für eine Demonstration angemeldet. Sie soll um 14 Uhr in der Grunerstraße beginnen.

Im weiteren Verlauf führt die Route über den Mühlendamm und die Leipziger Straße bis zur „Mall of Berlin“. Nach einer Zwischenkundgebung soll es zurück Richtung Alexanderplatz gehen. Die Botschaften, die auf die Straße getragen werden sollen, sind vielfältig. Die Organisatoren fordern flächendeckende Grenzkontrollen und eine Einstellung der Militärhilfen für die Ukraine. Dazu gesellen sich vage Formulierungen, wie der geforderte „Schutz der Bevölkerung“ oder das Motto „Schluss mit der Spaltung“.

Neonazis bei der Demonstration des Bündnisses „Gemeinsam für Deutschland“ am 22. März in Stuttgart.

© IMAGO/Daniel Kubirski

Das neu entstandenen Bündnis, das aus verschwörungsideologischen Verbindungen der Querdenken-Szene hervorgegangen ist, dürfte selbst erfahrungsgemäß nicht dazu beitragen, die gesellschaftliche „Spaltung“ zu überwinden. Vor allem die Bilder der ersten Demonstrationen der Initiative am 22. März sprechen dagegen.

An jenen Protesten nahmen auch zahlreiche Rechtsextremisten und teils geschlossene Neonazi-Gruppen teil. Besonders auffällig war die Gegenwart dutzender gewaltbereiter Neonazis der Gruppe „Der Störtrupp“ in Stuttgart. In Hannover sprachen Beobachter damals von einer der größten rechtsextremen Demonstration seit Jahren, auch in Düsseldorf nahmen zahlreiche Extremisten an dem dortigen Protest teil.

In Brandenburg wird nach Oranienburg mobilisiert

Ähnliches ist an diesem Wochenende auch in Berlin zu erwarten. In Brandenburg mobilisieren die Rechten unterdessen einen Auftritt in Oranienburg, wo sich ebenfalls um 14 Uhr vor dem Schloss gesammelt werden soll. Hier haben sich auch Mitglieder der Neonazi-Gruppe „Deutsche Jugend Voran“ angekündigt, deren Chef Julian M. erst vor wenigen Wochen zu mehreren Jahren Haft wegen verschiedener Gewaltdelikte verurteilt wurde.

Ein weiteres Mitglied von „Deutsche Jugend Voran“ koordiniert eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der es vor allem um die Organisation der Demonstration in Oranienburg geht. Auf Instagram schreibt er einem anderen User: „Hast leider mit Schädlingen (Moslems) zu tun (...), solltest halt lieber aufpassen mit den ganzen Viechern.“

In zahlreichen deutschen Städten sind Gegendemonstrationen zu den rechten Aufmärschen geplant. In Berlin beginnt bereits um 12.30 Uhr eine Demonstration unter dem Motto „Querstellen gegen rechten Aufmarsch“ am Warschauer Platz in Friedrichshain mit 1500 angemeldeten Teilnehmern. Ein weiterer Gegenprotest zieht ab 13 Uhr durch Mitte und beginnt am Bebelplatz.

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