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Igel mögen es kuschelig – erst recht beim Winterschlaf.

© IMAGO/Depositphotos

Tipps für den Ernstfall: Wann benötigt ein Igel Hilfe – und was kann ich tun?

Ein verletzter Igel auf der Straße weckt oft den Impuls, sofort zu helfen. Doch nicht jedes Tier benötigt menschliche Unterstützung. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Selin Amil

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Im Herbst ist die Wahrscheinlichkeit hoch, einem Igel zu begegnen – besonders in der Nähe von Gärten und Parks, wo die Tiere auf Nahrungssuche sind, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten.

Doch nicht jeder Igel, der tagsüber unterwegs ist, ist in Not. Deshalb sollte man prüfen, ob der Igel tatsächlich Hilfe braucht. Besonders junge Igel müssen sich in dieser Zeit Fettreserven anfressen, um das notwendige Gewicht für den Winterschlaf zu erreichen. Doch was, wenn der Igel, dem man begegnet, verletzt ist oder geschwächt wirkt? Hier ist Vorsicht geboten, übereiltes Eingreifen ist nicht immer das Beste für das Tier.

Derk Ehlert, der Wildtierreferent des Berliner Senats, rät: „Erst denken, dann handeln.“ Ein schwach wirkender oder abgemagerter Igel ist oft in seiner natürlichen Umgebung besser aufgehoben, als sofort eingefangen zu werden. Nur wenn der Igel offensichtliche Anzeichen einer Notlage zeigt – etwa blutende Wunden, Befall durch Parasiten oder ein sehr schwaches Verhalten – ist Unterstützung notwendig.

Besondere Vorsicht ist laut Ehlert vor allem bei jungen Igeln mit einem Gewicht unter 500 Gramm geboten. Unüberlegtes Handeln kann mehr schaden als helfen. „Es ist nicht Sinn und Zweck, gleich alles mit nach Hause zu nehmen und erst mal wild zu füttern“, sagt der Wildtierreferent.

Derk Ehlert, Wildtierexperte vom Land Berlin.

© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich

Wohin kann man sich wenden?

Falls Hilfe notwendig ist, stellt die Klein- und Heimtierklinik in Düppel eine der wichtigsten Einrichtungen für die Behandlung verletzter Wildtiere in Berlin dar. Derk Ehlert hebt hervor, dass es ratsam ist, nicht direkt dorthin zu fahren, sondern zunächst einen Tierarzt aufzusuchen. Viele Tierarztpraxen sind in der Lage, verletzte Igel zu versorgen.

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Ehlert betont zudem, dass Wildtiere in Deutschland rechtlich als herrenlos gelten. Dies bedeutet, dass der Finder nicht verpflichtet ist, die Kosten für die Behandlung zu tragen. Viele Tierarztpraxen und Wildtierstationen bieten kostenfreie Behandlungen für verletzte Igel an oder ermöglichen zumindest eine kostengünstige Versorgung. Dennoch kann es vorkommen, dass einige Praxen Gebühren erheben, insbesondere wenn spezielle Behandlungen oder Medikamente notwendig sind. Daher ist es wichtig, im Vorfeld telefonisch zu klären, welche Kosten anfallen könnten und welche finanzielle Unterstützung zur Verfügung steht.

Wie transportiert man einen Igel?

Wer einen verletzten Igel aufgenommen hat, sollte beim Transport und bei der Handhabung vorsichtig sein. Igel sind Wildtiere und reagieren oft mit Stress auf Berührungen und unbekannte Umgebungen. Am wichtigsten ist, das Tier ausschließlich mit Handschuhen anzufassen. Ein kleiner Karton mit Luftlöchern eignet sich hervorragend als Transportmittel. Dieser sollte mit weichem Material wie Heu, Laub oder einem Tuch ausgelegt sein, um dem Igel eine geschützte Umgebung zu bieten.

Was kann man tun, um Igel zu schützen?

Um sich langfristig für den Schutz der Igel einzusetzen, kann man den eigenen Garten igelfreundlich gestalten. Laub- und Reisighaufen bieten Igeln ideale Rückzugsorte. Wichtig ist auch der Verzicht auf nächtlich aktive Gartengeräte wie Mähroboter – diese können für die Tiere lebensgefährlich sein. Auch auf Insektizide sollte verzichtet werden, da sie den Nahrungsbestand der Igel bedrohen. So tragen naturfreundlich gestaltete Gärten dazu bei, Igeln eine sichere Überwinterung in ihrem gewohnten Lebensraum zu ermöglichen.

Der Tierschutz in Berlin steht vor großen Herausforderungen, die weit über die Hilfe für verletzte Tiere hinausgehen. Laut Derk Ehlert sind Urbanisierung sowie menschliche Eingriffe in die Natur Faktoren, die die Lebensräume von Wildtieren stark gefährden. Diese Veränderungen führen dazu, dass viele Tierarten ihre Lebensräume verlieren.

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