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Internationale Gartenschau 2017 in Marzahn: Tiroler wollen IGA-Seilbahn bauen

Zur Internationalen Gartenschau in Berlin-Marzahn sollen die Gäste per Gondel einschweben. Von zwei Talstationen aus geht es dann hoch auf den Kienberg. Eine Tiroler Firma will für 14 Millionen Euro alles bauen und bezahlen.

Mexiko-City und Medellin hat Martin Leitner aus Südtirol schon erfolgreich mit Seilbahnen ausgestattet, jetzt ist Berlin dran. Zur Internationalen Gartenschau 2017 in Marzahn-Hellersdorf sollen Gondeln über den 102 Meter hohen Kienberg schweben. Die 1,5 Kilometer lange Strecke zwischen dem Westeingang der „Gärten der Welt“ und dem U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße ist als wichtige Zusatzattraktion gedacht. In einer Höhe von 30 Metern über Wuhletal und IGA-Gelände gleiten, das könnte selbst aussichtsverwöhnte Wannseeanrainer zu einer Fahrt in den Osten der Stadt motivieren.

Das Projekt soll 14 Millionen Euro kosten. Dafür werden zwei Talstationen, eine Bergstation und die Seilbahntrasse mit sieben Stützen errichtet. Die Leitner AG aus Sterzing finanziert das Projekt aus eigenen Mitteln. Dafür erhält sie pro Fahrgast 2,30 Euro aus dem IGA-Eintrittspreis. Wie hoch der sein wird, ist noch offen. Mit dem IGA-Ticket darf der Gast dann den ganzen Tag lang Seilbahn fahren.

„Das ist kein Marketing-Gag“

Bei den IGA-Machern ist die Freude groß. Sie erhalten eine Attraktion, die das „sportlich geplante“ Budget der Gartenschau (33 Millionen Euro, davon zehn aus Berlin) nicht belastet. „Eine Win-win-Situation“, sagte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD). IGA-Geschäftsführer Christoph Schmidt lobte das „tolle Ergebnis“. Leitner hatte sich neben einem Mitbewerber aus Österreich um das Projekt beworben und offenbar das bessere Konzept abgegeben.

Die Seilbahn soll Besucher anlocken und zugleich das Verkehrskonzept der IGA abrunden. Idealtypisch reist der Besucher am Hauptbahnhof an, fährt mit der S-Bahn zum Alexanderplatz, weiter per U 5 zur Neuen Grottkauer Straße und von dort mit der Seilbahn auf den Kienberg. In den 170 Tagen der IGA wird mit 2,3 Millionen Gästen gerechnet. Das reicht nicht aus, um die Bau- und Betriebskosten einzuspielen. Deshalb soll die Seilbahn mindestens drei Jahre stehen bleiben und, bei entsprechender Auslastung, auch dauerhaft den beliebten Landschaftspark „Gärten der Welt“ überspannen.

„Das ist kein Marketing-Gag“, sagte Martin Leitner bei der Projektpräsentation. Er möchte Geld verdienen und nebenbei den Nachweis führen, dass Seilbahnen auch in Städten Sinn machen, „als Ergänzung“ zu bestehenden S- und U-Bahnnetzen. In Mexiko-City wurden U-Bahnlinien auf diese Weise verlängert, in Medellin, Kolumbien, führt eine Seilbahn in ein Elendsviertel am Berghang. 12 Millionen Fahrgäste habe man dort jährlich, sagt Leitner. Derzeit baut sein Unternehmen eine Stadtseilbahn in der türkischen Hauptstadt Ankara.

Seilbahnen werden elektrisch betrieben, belasten also höchstens indirekt die Umwelt. Auch der Platzbedarf für die Trasse ist vergleichsweise gering. Außerdem sind Seilbahnen günstiger zu bauen als beispielsweise U-Bahnen und relativ leise. Ein Problem ist die Geschwindigkeit: Das Maximaltempo liegt laut Leitner bei 25 Stundenkilometern. Die IGA-Bahn wird mit etwa 21 km/h unterwegs sein. Sie überspannt das naturbelassene Wuhletal östlich des Kienbergs. Dort würden keine Tragpfeiler errichtet, erklärte Leitner. Je zehn Menschen passen in eine der 65 Gondeln.

Wie bei der IGA 1957

Jetzt werde das Planfeststellungsverfahren „zügig“ in die Wege geleitet, kündigte Christoph Schmidt an. Trotz der überschaubaren Distanz von anderthalb Kilometern sind zwei Jahre für das Verfahren angesetzt. Anschließend werde in sechs bis neun Monaten gebaut.

Hilfreich für die Planer: Auf Druck der EU hatte Berlin vor Jahren ein „Seilbahngesetz“ verabschiedet. Damals wurde das belächelt, heute erweise sich das Gesetz als „vorausschauend“, sagte Gaebler schmunzelnd. Christian Gräff (CDU), Stadtrat für Stadtentwicklung in Marzahn-Hellersdorf, würde sich die Seilbahn als Dauereinrichtung wünschen. Wenn die U 5 ab 2019 durchgehend vom Hauptbahnhof bis nach Hellersdorf fährt, seien die Gärten der Welt auch für auswärtige Besucher bequem erreichbar.

Die künftige Berliner Seilbahn hat übrigens ähnliche Dimensionen wie die vergangene. Zur Internationalen Bauausstellung 1957 schwebten die Besucher auf einer Strecke von 1,4 Kilometern durch das Hansaviertel. Die Fahrt in offenen Zweiergondeln kostete 1,50 Mark. Doch 16 Monate später war der Spaß vorbei.

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