
© Martina Hoppstock
Tagesspiegel-Adventskalender: Türchen 23 ist von tragender Bedeutung
Bis zum 24. Dezember öffnen wir täglich Berliner Türen - und berichten, was sich dahinter befindet. Ein Kenner ahnt, was die 23. Tür verbirgt.
Stand:
Kein Schild, keine Klingel, massiver Stahl. Ganz unauffällig, wie hier an der Autobahnbrücke über der Mecklenburgischen Straße in Wilmersdorf. Wer darauf achtet, findet solche Türen an vielen neueren Brücken. Ein ehemaliger Bundeswehrsoldat sagt mit Kennerblick: „Zugang zur Sprengkammer“. Bei der Nato waren solche Bauwerke vorbereitet zur Sprengung. Ob Straße oder Schiene, im Falle eines Falles, nämlich dem Verteidigungsfalle, sollte der Feind nicht die Brücke nutzen dürfen.
Und damit die Sprengung schnell geht, wurden die Kammern eingebaut, eine Zeit lang war sogar der Sprengstoff schon drin. Später, als der Kalte Krieg nicht mehr ganz so kalt war, wurde der Sprengstoff an einem geheimen Ort in der Nähe verwahrt, den sogenannten Depotbunkern.
Aber nicht in Berlin-Wilmersdorf, versichert die Verwaltung. Eine Sprengung dieser Brücke hätte ja ohnehin keinen Sinn gemacht. Man müsse ja in die Brücke hinein, zur Wartung und Kontrolle der Lager zum Beispiel. Geheime Partyräume gebe es jedenfalls nicht in Berliner Brücken. Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigt: „Es sind selbstverständlich keine Zugänge zu Sprengkammern.“
Brücken mit großer Stützweite hätten in den Widerlagern begehbare Wartungsgänge. Hierüber können Brückenwarte schnell und einfach Wartungen und Reinigungen, zum Beispiel an den Brückenlagern und Entwässerungsleitungen, durchführen, ohne den Verkehr zu beeinträchtigen.
Türchen Nummer eins führte bereits nach Schöneberg, die zweite Tür erzählt von alten Zeiten und die dritte vom Untergrund. Die vierte Tür ist ein geheimer Übergabeort, um die fünfte "kommste nicht drumrum" und die sechste bringt das Glück. Hinter der Sieben aber steppt der Berliner Bär und die achte Tür ist unscheinbar. Hinter der neunten steckt Tradition, auf die zehnte Tür ist Verlass und Türchen Nummer 11 versprüht Großstadtromantik.
Das 12. Türchen nun führt in die tropische Unterwelt und Tür Nummer 13 ist ein Relikt. Wer das 14. "Türchen" öffnet, braucht drei Schlüssel. Türchen 15 sollte besser verschlossen bleiben und hinter dem 16. Türchen stecken 300 Jahre Geschichte. Das 17. Türchen steht jedem offen und hinter der 18. Türverstecken sich alte Akten und Propagandamaterial. Eine bewegte Geschichte verbirgt sich hinter dem 19. Türchen, Nullen und Einsen hinter dem 20. Türchen. Der letzte Feldweg Prenzlbergs erstreckt sich hinter Türchen 21 und die 22. Tür führt nur nach draußen.
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