zum Hauptinhalt
Bunte Gepäckbänder können die Suche erleichtern, wenn der Koffer beim Flug verloren gegangen ist.

© DPA

Berlinerin sucht Koffer mit Geschenken: Twitter rettet die Bescherung in Greifswald

Eine Berlinerin merkt im Zug, dass ihr Koffer mit den Geschenken vertauscht wurde. Hunderttausende verfolgen ihre verzweifelte Suche – und deren Ausgang.

Auch für Louis, den wuscheligen Kerl mit den flauschigen Haaren, wird es nun ein fröhliches Fest. Er weiß es nur nicht. Louis hat am Freitag nur das strahlende Gesicht von Sara Buckow gesehen. Aber der Familienhund hat ja keine Ahnung, was sein Frauchen alles erlitten hat, bis sie ihre Geschenke wieder in Händen halten konnte. Auch das Geschenk für Louis.

Aber Hunderttausende wissen es.

Gegen 9.30 Uhr am Freitag twitterte Sara Buckow glücklich und erleichtert: „Ich habe meinen roten Koffer wieder.“ Zwölf Stunden zuvor hatte sie auch getwittert, aber diesmal verzweifelt: „SOS. Jemand hat meinen roten Koffer vertauscht.“ Wenn sie ihn nicht rechtzeitig wiederhabe, „fällt Weihnachten für meine Familie und meine Freunde aus“.

Geschenke auf Abwegen

Zwölf Stunden, in denen eine rührende Weihnachtsgeschichte ablief, mit unzähligen mitfiebernden Menschen. Sara Buckows Koffer schaffte es bis ins Radio und in den „Checkpoint“ von Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt. Auf Twitter teilten unzählige Menschen ihren Hilferuf. Sie alle werden jetzt wohl das Happy End genießen.

Und das alles, weil Sara Buckow nicht genau aufpasste. Die Kommunikationsberaterin aus Berlin saß am Donnerstagabend im IC von Berlin nach Greifswald, sie war auf dem Weg zu ihren Eltern und der restlichen Familie. Den Koffer hatte sie hinter ihrem Sitz abgestellt. Ein großer, roter, markanter Koffer mit all ihren Geschenken. Als sie in Greifswald aussteigen wollte, stand da immer noch ein großer, roter Koffer. Nur nicht ihrer. Irgendjemand hatte zuvor beim Aussteigen aus Versehen den falschen mitgenommen.

Es war fast 22 Uhr, die Hotline der Bahn war geschlossen, Sara Buckow stand unglücklich auf dem Bahnhof in Greifswald und twitterte der Bahn ihren Hilferuf, mit Details über Koffer, Zugnummer und Uhrzeit. Diesen Tweet lasen andere mit, und sofort begann eine elektronische Hilfsaktion. Sara Buckows Ruf wurde retweetet, unzähliger Follower waren nun informiert und fieberten mit. Die 30-Jährige ist „überwältigt von der Anteilnahme“.

Aber das entscheidende Detail ist ein Zettel hinter einem Reißverschluss an der Außenseite ihres Koffers. Auf den hatte sie, noch als 15-Jährige, einen Zettel mit ihrer Handynummer und der Adresse ihrer Eltern geschrieben. Für genau so einen Fall wie jetzt. Die Handynummer war längst nicht mehr aktuell, die Adresse schon.

Am Freitag gegen 9.30 Uhr rief „dann eine Dame bei meinen Eltern an und sagte, sie habe den Koffer“, erzählt Sara Buckow. Die Anruferin war in Züssow, kurz vor Greifswald, ausgestiegen. Nun teilte sie Sara Buckow mit, dass sie sowieso nach Greifswald zum Einkaufen wollte. Also klingelte sie gleich bei Buckows.

Als Sara Buckow ihren Koffer hatte, da war sie „glücklich“, logisch. „Aber noch mehr habe ich mich gefreut, als der Anruf kam.“ Die Besucherin war ihrerseits froh, dass sie ihren eigenen Koffer wiederhatte. Hochgradig erstaunt hörte sie, welche emotionale Hilfswelle in der Zwischenzeit durchs Land gerollt war.

Und so bekommt auch Louis, der Familienhund, sein Geschenk, Dass Sara Buckow das Präsent in London im Nobelkaufhaus „Harrod’s“ besorgt hat, interessiert ihn dabei herzlich wenig. Viel spannender dürfte er den Inhalt seines Geschenks aus Keramik finden: Louis erhält einen Hunde-Napf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false