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Umsonstladen „UnbezahlBar“ in Marzahn: Wenn Nachbarn Nachbarn helfen
In Marzahn hat ein besonderer Secondhand-Laden eröffnet. Von Kleidung über Bücher bis hin zu sozialer Beratung wird hier alles angeboten – und zwar kostenlos.
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Kleidung, Bücher, Brettspiele und ein voller Kühlschrank: Die Kunden des Ladens „UnbezahlBar“ in Marzahn müssen nichts bezahlen. Hier stammen alle Gegenstände aus Spenden der Bewohner des Viertels und werden kostenlos angeboten.
Neben den unterschiedlichen Produkten bietet der „UnbezahlBar“-Laden aber auch menschlichen Kontakt und Möglichkeiten zur Begegnung. Jeden Freitag wird ein gemeinsames Mittagessen mit Lebensmitteln aus dem Kiezkühlschrank gekocht und regelmäßig wird ein Brunch veranstaltet. Für die Vielleser:innen und diejenigen, die den Strom für ihr eigenes Wohnzimmer sparen möchten, wurde außerdem eine Sofaecke eingerichtet.
Der Laden ist in erster Linie eine Anlaufstelle für Menschen in sozialen oder finanziellen Schwierigkeiten. „Das Ziel ist es, für Menschlichkeit und Solidarität in der Nachbarschaft zwischen den Bewohnern zu sorgen“, erklärt die Leiterin des Standorts Marzahn-Süd des BENN-Programms, Johanna Eichstädt. Das 2018 gestartete Programm „Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“ soll die Nachbarschaften stärken, indem es unter anderem kreative Workshops, gemeinsame Kulturausflüge oder Treffpunkte für die Kiezbewohner:innen anbietet.
Die Idee für den Laden entstand 2022, als die Prekarität im Viertel stark anstieg und ukrainische Flüchtlinge ankamen, die bei Familien in der Nachbarschaft untergebracht waren. Mit der Finanzierung der Initiative Netzwerk der Wärme, die von der Berliner Sozialverwaltung ins Leben gerufen wurde, wollten die Mitarbeiter:innen von Benn in Marzahn einen Ort der Begegnung und des Austauschs, der materiellen Hilfe für den täglichen Bedarf und der sozialen Beratung schaffen. Zu den Trägern des Projekts gehören das Deutsche Rote Kreuz, die Volkssolidarität Berlin e.V. und die pad gGmbH.
„Wir haben viele Spenden erhalten und können bereits nach unseren Bedürfnissen sortieren“, freut sich Eichstädt. Einen Teil der finanziellen und materiellen Spenden haben sie sogar an Hilfsorganisationen in der Türkei geschickt, wo die Familien einiger Bewohner:innen der Viertel von dem Erdbeben betroffen sind. Der Empfang der Kunden im Laden und die Annahme der Spenden werden vorübergehend von den Mitarbeiter:innen der Träger übernommen, bis sich genügend Freiwillige gefunden haben, um mitzuhelfen.
Am Tag der Eröffnung, an dem die Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) anwesend war, waren gut 150 Menschen im Laden, erzählt Eichstädt. Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer, da der Mietvertrag für die „UnbezahlBar“ Ende April ausläuft. Die schwierige Lage auf dem Berliner Immobilienmarkt macht die Suche nach dem nächsten Lokal für die Initiatoren des Projekts zu einer schwierigen Aufgabe.
Bis zu ihrem Umzug ist die „UnbezahlBar“ von Dienstag bis Freitag in der Marzahner Promenade 37 zu finden. Die soziale Beratung ist dienstags von 9 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 18 Uhr verfügbar.
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