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Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt.

© dpa

65 Jahre Bundespresseball: Und plötzlich sind alle so schick

Uschi Glas und Event-Unternehmerin Jenny Gsell-Dreyer tragen das gleiche Kleid. Bundespräsident Joachim Gauck kommt als Ehrengast. Das 65. Jubiläum wird glamourös gefeiert.

Supergau? Ach was. Uschi Glas und Event-Unternehmerin  Jenny Gsell-Dreyer trugen das gleiche Kleid beim Bundespresseball am Freitagabend, merkten es bereits im Eingangsbereich. Sie lachten und posierten Arm in Arm. Dass die Schauspielerin gekommen war, freute die Gastgeber beim 65. Ball-Jubiläum ganz besonders. Im Archiv hatten sie ein Foto gefunden, das Uschi Glas beim Ball im Jahr 1969 zeigt. Da tanzte sie mit Rainer Barzel. Der sei ein flotter Tänzer gewesen: "Aber der Genscher war auch gut." Im Zuge der 68er Ereignisse habe es an Gesprächsstoff nicht gemangelt. "So ähnlich wie heute." Claudia Roth in rotem Spitzenkleid mit Schleppe: "Wir feiern heute eine Freiheit, die mehr und mehr unter Druck gerät."

Mit Rock' n Roll in der Lobby kam der Ball diesmal ganz schnell in Schwung. Vor dem offiziellen Eröffnungstanz gab es aber noch ein gesetztes Dinner für 300 der 2.300 geladenen Gäste. Für das Dessert hatte Sterne-Koch Hendrik Otto sich etwas sehr Elegantes einfallen lassen: Gefrorener Joghurt mit einer Creme aus Ananas und Estragon mit geschmorter Aprikose und knuspriger, getrockneter Milchhaut. Die Gäste im Palais-Saal konnten sich auf einen prominenten Probeesser verlassen. US-Präsident Barack Obama hatte die weiße Köstlichkeit einige Tage zuvor bei seinem Abendessen mit Angela Merkel probiert und für gut befunden.

Gauck als Ehrengast

Dass zum in Rotwein geschmorten Rinderbug beim 65. Jubiläumsball nach Sterne-Art zubereitete Bratkartoffeln serviert wurden, hatte freilich ein anderer Präsident zu verantworten. Otto hatte sich vorab nach den Lieblingsgerichten von Bundespräsident Joachim Gauck erkundigt, der mit Daniela Schadt, die in burgunderfarbener Robe erschien, als Ehrengast teilnahm.

Zwischen Dinner und Tanz hatte der Vorsitzende der gastgebenden Bundespressekonferenz, Gregor Mayntz, im Ballsaal noch ein retardierendes Moment eingefügt. Der langjährige Leiter des ARD-Studios in Brüssel, Rolf-Dieter Krause, bekam den Preis der Bundespressekonferenz, weil er, so Mayntz, „wie kaum ein anderer Kollege Europa ein Gesicht gegeben“ habe.  Der Vorstandskollegin, Angela Wefers, fiel noch ein weiterer Grund ein, warum Krause so ein besonders passender Preisträger war in diesem Jahr.

Er wurde im Februar 1951 geboren, dem Monat, in dem zum ersten Mal der Bundespresseball gefeiert wurde, damals noch in Bonn. Das letzte Mal war Krause tatsächlich in der Bonner Beethovenhalle auf einem Bundespresseball, also vor dem großen Umzug 1999. Damals machte es ihm besonders viel Spaß, die Kollegen plötzlich ganz schick zu sehen, „die sonst nur schlabbrige Cordhosen trugen“. Dieses Vergnügen ist geblieben.

Zum letzten Mal sollte Joachim Gauck als Bundespräsident den Ball eröffnen mit Sonja Mayntz, der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Gregor Mayntz, der mit Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt, zum Walzer des Oberbaum Orchesters tanzen wollte. Nach einem Mageninfekt war der Bundespräsident wieder fit, aber noch vorsichtig mit dem Sekt.

2000 Flaschen Wein, 1500 Liter Bier

Die wenigen Hotel-Stammgäste erkannten die Räume kaum wieder. Da gab es eine Austern- und Champagnerbar in der Beletage, Trüffelpasta im Kaminzimmer, American Diner im Wintergarten, Asian Streetfood im Sra Bua, und Sushi-Meister Mr. Hai hatte vorsichtshalber noch 4000 Stück Sushi in verschiedenen Variationen vorbereitet. Bis zum frühen Morgen sollten 2000 Flaschen Wein, 1500 Liter Bier und 1800 Flaschen Champagner und Sekt die Kehlen hinunterfließen.

Einmal im Jahr mit denjenigen zu feiern, die tagtäglich im Fokus der Parlamentsjournalisten stehen, das war schon in Bonn der Zweck des Balls. Deshalb überwogen auf der Gästeliste Politiker, wie die Minister Thomas de Maizière, Alexander Dobrindt, Hermann Gröhe, Christina Schmidt und Manuela Schwesig, der FDP-Vorsitzende Christian Lindner oder der Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir. Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller wollte sich den Ball nicht entgehen lassen.
Es gab auch einige bunte Tupfer auf der Gästeliste: Veronica Ferres mit Carsten Maschmeyer, Franziska Knuppe, ebenfalls in roter Spitze, Rea Garvey  und Arne Friedrich.  Und auch das gab es beim Ball: Ehegatten-Splitting. Der französische Botschafter Philippe Etienne war ohne sein Frau gekommen, die das Konzert eines befreundeten Pianisten besuchte. Auch wenn das seine Tanzlust eindämmte: An guten Gesprächspartnern mangelte es nicht.

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