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Verdi will vor Kindergarten protestieren: Berliner Kita-Leitungen appellieren an die Gewerkschaft

Für kommende Woche ruft Verdi erneut zum Kita-Warnstreik auf – von Montag bis Freitag. Die Geschäftsleiter appellieren an Verdi, nicht vor den Einrichtungen zu demonstrieren.

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Vor dem fünftägigen Kitastreik in der kommenden Woche appellieren die Berliner Kitaleiter mit einem offenen Brief an die Gewerkschaft Verdi, den Versammlungsort zu wechseln. Die Organisation will am Dienstag eine Protestkundgebung vor der Geschäftsstelle des Eigenbetriebs Kindergärten City in Mitte abhalten, wo sich auch der Kindergarten befindet.

Zum Wohl der Kinder bitten die Geschäftsleiterinnen und -leiter der Kitas Berlin eindringlich, auch keine Kitas anderer Eigenbetriebe als Versammlungsorte zu wählen. Die Kita befinde sich bereits in der Notbetreuung und die „Kinder leiden bereits unter den Folgen des Streiks“, heißt es in dem Schreiben. Das Vorhaben treffe vor allem Menschen, für die die Gewerkschaft nach eigener Aussage kämpfen möchte.

Hintergrund des gewählten Versammlungsortes am Dienstag ist eine Auseinandersetzung der Geschäftsführerin des Kita-Eigenbetriebs City und der Gewerkschaft Verdi. Sie stand der Demonstration ohnehin kritisch gegenüber. Die Streikankündigung für den vergangenen Donnerstag bezeichnete sie gegenüber dem Tagesspiegel als „inadäquate Eskalation“. Unter anderem könnte diese Aussage zum ausgerufenen Versammlungsort vor ihrem Kindergarten geführt haben.

Verdi strebt– trotz anerkannt üppiger Gehaltssteigerungen und trotz der Hauptstadtzulage im öffentlichen Dienst – einen „Entlastungstarifvertrag“ an. Er soll dazu dienen, die Kitagruppen in den kommunalen Kitas zu verkleinern.

Was Eltern jetzt wissen müssen

Die Gewerkschaft Verdi ruft von Montag bis Freitag zu dem Warnstreik in den Kita-Eigenbetrieben auf. Der Berliner Senat verweigere weiterhin die Aufnahme von Verhandlungen über den Tarifvertrag für pädagogische Qualität und Entlastung für die Kita-Eigenbetriebe, teilte Verdi mit. Dies sei ein „Schlag ins Gesicht der streikenden pädagogischen Fachkräfte, die sich für den Erhalt ihres Berufs einsetzen“. 

Im Rahmen des Warnstreiks seien an jedem Tag andere Aktionsschwerpunkte vorgesehen. Beginnen soll es am Montag mit einer Kundgebung vor der CDU-Zentrale und vor dem Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf. 

Die Lage ist verfahren: Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hat Verdi zuletzt scharf kritisiert und von „Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder und Eltern“ gesprochen. Nach seinen Angaben kann das Land Berlin nicht über einen entsprechenden Tarifvertrag verhandeln, mit dem Verdi unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen festschreiben will. Evers argumentiert, Berlin sei Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und könne deshalb in solchen tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden. Verdi kritisiert diese Haltung als nicht glaubwürdig. 

Sehr frühe Distanzierung des höchsten Elterngremiums

Der Landeselternausschuss für die Kindertagesstätten (LEAK) hatte sich bereits Anfang Juni von den Kitastreiks distanziert. Diese Haltung bekräftigte der LEAK-Vorsitzende Guido Lange am Sonntag auf Anfrage. „Unsere Sorge gilt den Familien, den Kindern und Eltern: Uns erreichen immer mehr teils verzweifelte Nachrichten“, sagte Lange.

Selbst viele Eltern, die dem Streik am Anfang wohlwollender gegenüberstanden, sind mittlerweile kritisch.

Guido Lange, Vorsitzender des Landeselternausschusses Kindertagesstätten.

Geplante Sommerfeste müssten entfallen, das Gleiche gelte für die Abschiedsphasen der Kinder, die im Sommer in die Schule kommen. Zudem wüssten die Eltern nicht mehr, „wie sie die zusätzlichen Schließungen durch die Streiks kurz vor den Sommerferien auch noch kompensieren sollen“.

Nach Angaben des Senats gibt es berlinweit rund 2900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Dort werden rund 165.000 Kinder betreut. Der Warnstreik betrifft die etwa 280 städtischen Kitas. Dort betreuen rund 7000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder. (mit dpa)

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