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Verkehr: S-Bahn fährt Gewinne ein – und spart am Service

Verschmutzte Züge, fehlende Informationen, Verspätungen: Die S-Bahn spart am Service - sehr zum Ärger der Fahrgäste. Gleichzeitig macht das Unternehmen Millionengewinne und wiegelt ab: Die Ausfälle seien „im üblichen Rahmen“.

Die S-Bahn spart und spart – am Service für die Fahrgäste, beim Personal und in den Werkstätten. Und die Fahrgäste spüren es: an ausfallenden und zunehmend verschmutzen Zügen sowie an oft fehlenden Informationen auf den Bahnhöfen. Gleichzeitig macht die S-Bahn einen Millionengewinn. Im vergangenen Jahr hat sie 34, 068 Millionen Euro an den Mutterkonzern Deutsche Bahn AG überwiesen. 2006 waren es sogar 34, 153 Millionen Euro. Ihren strikten Sparkurs setzt die S-Bahn aber fort. Von den Ländern Berlin und Brandenburg erhält das Unternehmen aus dem Verkehrsvertrag rund 250 Millionen Euro als Zuschuss. Bereits seit etwa einem Jahr gibt es auf dem Bahnhof Savignyplatz keine Anzeigen mehr zu den Endbahnhöfen der Züge, weil die S-Bahn die Aufsicht abgezogen hat, die zuvor die Anzeigen bedient hat. Auf den – teuren – Displays der Anzeigen steht jetzt nur noch, dass die Züge Richtung Friedrichstraße oder Richtung Westkreuz fahren. Ob sie nach Ahrensfelde, Wartenberg, Strausberg, Strausberg Nord, Hoppegarten, Spandau, Westkreuz, Charlottenburg oder Potsdam unterwegs sind, kann der Fahrgast nur am einfahrenden Zug erkennen, wenn er das Zielschild dort schnell ablesen kann. Manchmal ist auch noch die Durchsage des Fahrers zu verstehen.

Ähnlich sieht es seit Monaten auf dem Bahnhof Schöneweide aus. Dort erfahren die Fahrgäste meist nur noch, dass die Züge Richtung Baumschulenweg unterwegs sind. Ob sie dort auf den Südring gen Neukölln oder auf den Ostring über Treptower Park wechseln, erkennen die Fahrgäste nicht im Voraus. Auch dort hat die S-Bahn ihr Personal abgezogen. Bereits vor Wochen hatte das Unternehmen versprochen, das Problem zu lösen.

Inzwischen fehlen die Aufsichten bereits auf 86 der 166 Stationen komplett oder zumindest nachts. Damit gibt es auf diesen Bahnhöfen bei Betriebsstörungen oder Zugausfällen nur noch ganz selten Informationen dazu. Noch vorhandene Aufsichten müssen meist mehrere Bahnhöfe mitbedienen und dabei bei Durchsagen jede Station extra anwählen, was Zeit kostet und deshalb häufig unterbleibt.

Wenn durch Verspätungen der Fahrplan durcheinandergerät, stimmen außerdem oft Anzeigen und tatsächliche Fahrtziele nicht mehr überein. An den Anzeigen erfahren die Wartenden im besten Fall, dass es eine Verspätung gebe, nicht aber, ob in absehbarer Zeit ein Zug komme, kritisiert der Bahnkundenverband Berlin-Brandenburg. Informationen seien derzeit besonders wichtig, weil es häufig zu Unregelmäßigkeiten im Betrieb komme, sagen selbst S-Bahner. Das Unternehmen weist dies zurück. Die Zugausfälle seien „im üblichen Rahmen“, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Störungen gehörten zum Alltag.

Weil die S-Bahn auch die Zahl der Betriebswerkstätten reduziert hat, gibt es nach Angaben von S-Bahnern inzwischen einen „Reparaturstau“. Fahrzeuge mit kleinen Mängeln wie defekte Türen oder auch Verschmutzungen blieben länger im Einsatz als früher. Fallen sie ganz aus, müssen die Fahrgäste in der Regel lange warten. Reservezüge, die früher im gesamten Netz vorhanden waren und bei Ausfällen schnell eingesetzt werden konnten, sind dem Sparkurs zum Opfer gefallen.

Der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, hält das Vorgehen der S-Bahn für nicht akzeptabel. Zwingen könne der VBB die S-Bahn aber nicht, ihren Service zu verbessern. Erhält das Unternehmen in den vereinbarten Kundenbefragungen allerdings schlechte Noten, kann der VBB ihr Geld abziehen. Die nächste Befragung ist nach den Sommerferien vorgesehen.

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