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Bedroht: Wenn die umstrittene Autobahn-Verlängerung im Berliner Osten kommt, müssen das About Blank und andere Kulturorte weichen.

© IMAGO/F. Anthea Schaap

Verlängerung der Berliner Stadtautobahn: Diese Clubs und Kulturorte sind vom Ausbau der A100 bedroht

Die Clubcommission schlägt Alarm: Der Autobahnausbau gefährdet eine Vielzahl von Clubs, Kulturorten, Jugendzentren und sogar eine Schule. Ihnen droht der Abriss.

Seit 13 Jahren gibt es das About Blank am Ostkreuz. Der linke Technoclub mit seinem großen Garten zählt zu den beliebtesten Clubs in Berlin. Doch wenn es nach CDU und FDP geht, dann muss der Club in bester Lage in Friedrichshain in wenigen Jahren abgerissen werden. Denn das About Blank befindet sich auf einer sogenannten Vorhaltefläche für den Weiterbau der A100. Wenn die Verlängerung der Stadtautobahn vom Treptower Park bis zur Storkower Straße kommt, muss der Club weichen und Platz für Bagger und andere Baufahrzeuge machen.

„Die Autobahn ist eine Bedrohung für uns und viele andere Orte der Subkultur“, sagt Sulu Martini, ein Sprecher Clubkollektivs. Seit der Eröffnung des About Blank habe das Thema Verlängerung stets die Perspektive erschwert, größere Investitionen seien schwer möglich. Denn der Mietvertrag sei seit jeher befristet und werde immer nur um ein paar Jahre verlängert, „weil die Autobahn als drohendes Unheil am Horizont steht“, sagt Martini.

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Das About Blank ist nicht der einzige Club, der durch die geplante 4,1 Kilometer lange Strecke gefährdet ist. Auch Wilde Renate, Else, Oxi, Void und der Club Ost müssten laut Berliner Clubcommission wohl weichen, wenn die A100 nach Norden verlängert werden würde. Ebenfalls betroffen: Nachtvogel, M01, die Bars Zuckerzauber und Krass Böser Wolf.

Berliner Clubcommission fordert klares Signal von neuer Landesregierung

Hinzu kommen weitere Kulturorte und Jugendeinrichtungen, die sich entlang der Trasse befinden: das Kulturzentrum Villa Kuriosum, die Zukunft am Ostkreuz, die Jugendzentren Linse und Elok, die Raumerweiterungshalle Friedrichshain, der Hangar Friedrichshain und die Wagenplätze Rummelplatz, Scheffelstraße und Fips. Sogar für die Carl-von-Linné-Schule für Körper- und Lernbehinderte und die Notübernachtung am Containerbahnhof der Stadtmission könnte die umstrittene A100-Verlängerung das Aus bedeuten.

© Rita Boettcher, Fabian Bartel

Die aktuelle rot-grün-rote Koalition hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag dagegen ausgesprochen, die Verlängerung weiterzuverfolgen. Die CDU ist hingegen dafür, die A100 vom Treptower Park über das Ostkreuz bis zur Storkower Straße weiterzuführen.

Dass die Debatte nun im Zuge der Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD wieder an Fahrt aufnimmt, bereitet der Clubkommission Sorge. „Wir wünschen uns eine eindeutige Position von der neuen Landesregierung: Die A100 endet am Treptower Park“, sagt Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission.

Das ganze absurde Wegner-Neusprech von einer ‚Klimaautobahn‘ ist substanzlos.

Sulu Martini, About Blank

Solch ein Signal erhoffe sich das stadtweite Netzwerk für Clubkultur auch vom Bund und insbesondere dem FDP-geführten Verkehrsministerium, das die Planungen vorantreibt. „Wir brauchen Sicherheit für unsere Clubs. Die gibt es nur ohne den Weiterbau“, sagt Weber. Der Ausbau der A100 gefährde maßgeblich zahlreiche Clubs und Kulturstätten und spiegele eine rückwärtsgewandte Verkehrspolitik wider.

Von den Plänen der CDU, die A100 größtenteils unterirdisch zu verlängern, hält Weber nichts. Die Partei hatte kurz vor der Wiederholungswahl Pläne für die sogenannte „Klimaautobahn“ präsentiert. Die Trasse soll demnach auf einem Abschnitt von mindestens 2,7 Kilometern in einem Tunnel verlaufen – deutlich mehr als bislang vom Bund vorgesehen. Auf dem Deckel der Autobahn könnten dann Grünanlagen und Solarmodule entstehen, aber auch zuvor abgerissene Clubs wieder eröffnen, so die CDU.

Die Clubcommission bezeichnet diese Pläne als „absurd“. „Clubs kann man nicht einfach so umsiedeln“, sagt Marcel Weber. Sie seien gewachsene Orte. Es sei abwegig, für die vielen betroffenen Kulturorte Ersatzräume in Innenstadtlage finden zu wollen, die dann auch noch bezahlbar seien.

So sieht es auch Sulu Martini vom About Blank. „Das ganze absurde Wegner-Neusprech von einer unterirdischen „Klimaautobahn“ mit Clubs und Parks obendrauf ist so dermaßen substanzlos, dass es einfach peinlich wäre, darauf überhaupt einzugehen“, sagt er. „Die populistische Pro-Autobahn-Linie von Altherrenparteien aus dem Kartoffelkeller wie der CDU und die inhaltlich beliebige Biegsamkeit der Giffey-Geisel-SPD sind eine Provokation für die betroffenen Menschen und die Kieze.“

Das About Blank könne es nur am bisherigen Standort geben. Der Club will weiter gegen den A100-Ausbau kämpfen. Mit anderen bedrohten Kulturorten, Bündnissen und Bürgerinitiativen sei man im engen Austausch. Im Mai soll es einen Aktionstag gegen die Autobahn-Pläne geben. Und für die Party zum 13. Jubiläum hat sich der Club ein besonderes Motto gegeben: Gefeiert werden soll vom 21. bis 23. April unter dem Titel „Last Exit Auto13lank“.

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