
© Laurin Schmid
Volles Haus bei der „Berlin-Revue“: Wie Deutschlands berühmtester Medienanwalt einst den Checkpoint ärgerte
Viermal in Folge musste der Checkpoint dieselbe Gegendarstellung von Christian Schertz veröffentlichen. Bei der „Berlin-Revue“ wurde der Fall öffentlich aufgearbeitet – inmitten von Musik, Liebesgeschichten und lauten Lachern.
Stand:
Gut möglich, dass das Lachen bis zum Zoo zu hören war: Zum dritten Mal brachte das Team des Tagesspiegel-Newsletters „Checkpoint“ die „Berlin-Revue“ auf die Bühne. Zwischen eigens komponierten Berlin-Songs, urkomischen Dia-Shows und anrührenden Liebesgeschichten erfuhren die Anwesenden im ausverkauften Kabarett-Theater „Stachelschweine“, wie Deutschlands berühmtester Medienanwalt den Newsletter einmal dazu brachte, viermal in Folge eine gleichlautende Gegendarstellung zu veröffentlichen.
Tagesspiegel-Herausgeber und Checkpoint-Erfinder Lorenz Maroldt gab den Einheizer. Rasant moderierte er eine Bilder-Show mit Schnappschüssen von Lesern, die die Eigenheiten und Skurrilitäten der Hauptstadt zeigen: den täglichen Verkehrsschilder-Wahnsinn, die absurdesten Anzeigen des Nahverkehrs, die verrücktesten Werbeaufsteller.

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Spätestens bei der korrekt gegenderten Fleischer-Werbung „Brötchen mit Hackepeter und Brötchen mit Hackepetra“ grölte das Publikum vor Lachen.
Auf seinen Rechtsbeistand vertrauen die Promis
Dann begrüßte Lorenz Maroldt gemeinsam mit der stellvertretenden Tagesspiegel-Chefredakteurin Anke Myrrhe „Deutschlands berühmtesten Medienanwalt“ auf der Bühne: Christian Schertz.
Der Jurist vertritt Prominente wie Jan Böhmermann im Schmähgedicht-Streit, den ehemaligen Bundeskanzler Olaf Scholz ebenso wie Herbert Grönemeyer, der sich gegen die Verwendung seiner Songs für Wahlkampfauftritte wehrte. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner nahm seine Dienste in Anspruch, als er die Beziehung zu Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) öffentlich machte.
Ihr lasst mich Gastbeiträge schreiben, obwohl ich euch verklagt habe. Souverän.
Medienanwalt Christian Schertz über den Tagesspiegel
„Ich bin oft aufseiten der Politiker“, kommentierte Schertz. Doch zu den meisten Vorgängen blieb der Medienprofi sonst schmallippig. Zu laufenden Verfahren äußere er sich nicht.

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Ein Star-Jurist und sein bekannter Vater
Ganz frei und sehr gerne hingegen redete Schertz über die juristische Auseinandersetzung, die er mit dem Checkpoint hatte, nachdem im Newsletter behauptet worden war, Schertz arbeite nicht mehr für die Berliner Senatsverwaltung. 2017 brachte er Lorenz Maroldt dazu, vier Tage in Folge eine gleichlautende Gegendarstellung zu veröffentlichen – davon allein zweimal wegen fälschlich gesetzter Anführungszeichen. „Das war lustig“, erinnerte sich Schertz.
Im Laufe der Jahre veröffentlichte Schertz auch Texte im Tagesspiegel. „Ihr lasst mich Gastbeiträge schreiben, obwohl ich euch verklagt habe. Souverän“.
Gespannt verfolgte das Gespräch auch der Vater des Anwalts – von 1987 bis 1992 war der heute 90 Jahre alte Georg Schertz Polizeipräsident von Berlin. Als sein Vater das Amt annahm, war Christian Schertz gerade 21 Jahre alt. „Eher links“ sei er damals gewesen. „Ziemlich links“ sogar. „Als ich jünger war, war ich auch für die Enteignung der Reichen. Das sehe ich aber inzwischen anders.“

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Für wippende Füße sorgten zwischendurch immer wieder die musikalischen Einlagen der Checkpoint-Band, die für alle großen Berliner Themen einen eigens komponierten Song parat hatten: das Tempelhofer Feld, den Alexanderplatz und natürlich die Liebe zwischen „Kai und Kathi“.
Grenzenlose Liebe in Zeiten der Mauer
Es folgte eine weitere echte Berliner Liebesgeschichte. Checkpoint-Autor Robert Ide erzählte von Gitte und Gerd, die sich im Sommer 1974 auf einem Zeltplatz in Bulgarien kennenlernten, sich näher kamen und verliebten. Nach Ende des Urlaubs jedoch trennte sie die Mauer. Gegen alle Widerstände setzten sie sich durch und leben heute am Rande Berlins. Das Publikum lauschte der Geschichte andächtig.

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Gerührt zeigte sich das Publikum auch beim nachfolgenden Song über die Berliner Ringbahn. Naomi Fearn, die täglich die Comics für den Checkpoint zeichnet, verzauberte die Zuhörenden mit ihrer Ukulele und einem nachdenklichen Lied.
Ich habe lange nicht mehr so gelacht.
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) über die „Berlin-Revue“
Anschließend stellte sich die Charlottenburgerin Frauke Kern dem Berlin-Quiz. Checkpoint liest sie seit zwei Jahren, „aber das Wochenend-Rätsel habe ich noch nie gekonnt“.

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Die neun Multiple-Choice-Fragen meisterte sie jedoch mit Bravour. Beinahe strauchelte sie, als sie das älteste, kürzlich verstorbene Tier des Berliners Zoos benennen sollte. „Da war ich zuletzt vor 20 Jahren“, gestand sie. Damals war natürlich auch Ingo der Flamingo schon dort.
Der Senat sitzt mit im Publikum
Nach rund zweieinhalb Stunden verhallte der letzte Song zu lautem Applaus. „Ein wunderbarer Abend, ich habe lange nicht mehr so gelacht“, lautete das Fazit von Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), die an ihrem freien Abend mit im Publikum gesessen hatte.

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Das nächste Mal gelacht wird am 16. Oktober 2025, am 13. November und am 4. Dezember (Tickets hier).
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