zum Hauptinhalt

Große Pläne: Vorerst kein Kunstzentrum am Hauptbahnhof

Der Ausbau des Humboldthafens Hauptbahnhof zu einem Kunstzentrum ist vorerst gescheitert. Nur drei Bieter für Grundstücke am Hauptbahnhof gab es. Sammler Nocolas Berggruen hat sich nicht einmal beteiligt.

Nach Angaben der Grünen-Politikerin Alice Ströver haben sich zwar drei Investoren an der Ausschreibung des Grundstückes beteiligt. Keiner habe aber die Bedingungen des Wettbewerbs erfüllt, wonach der Erwerber neben dem Kaufpreis auch ein privates Museum sowie eine öffentliche Kunsthalle dort errichten soll. Nicolas Berggruen, Immobilienunternehmer und Sammler, habe sich überhaupt nicht beteiligt – obwohl er lange als aussichtsreichster Interessent galt.

Beim Berliner Liegenschaftsfonds, der das landeseigene Grundstück ausgeschrieben hat, wollte man die Angebote nicht bewerten. Geschäftsführer Holger Lippmann sagte, die Abgabefrist sei Anfang Dezember ausgelaufen, nun prüfe man die Angebote. Die Kulturverwaltung erklärt, sie wisse nichts vom Ausgang der Ausschreibung. Berlin habe aber vor, eine staatliche Kunsthalle zu bauen – unabhängig von der Vergabe der Flächen am Humboldthafen. Findet sich kein Investor, „dann machen wir es eben selber“, sagte Sprecher Torsten Wöhlert.

„Der Senat will nun 2000 Quadratmeter von dem 12 000 Quadratmeter großen Areal am Humboldthafen abzweigen und die Kunsthalle darauf selber bauen“, sagt Alice Ströver. Die Grünen-Politikerin macht sich selbst für die Einrichtung der Kunsthalle an einem anderen Standort stark: In der Kreuzberger Lindenstraße, gegenüber dem Jüdischen Museum, wird die Blumengroßhalle frei. Dies sei der bessere Standort für die Kunsthalle, weil in der Nachbarschaft auch die Berlinische Galerie liegt.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit favorisiert dagegen den Humboldthafen nahe dem Hauptbahnhof, weil die Kunsthalle dort von den vielen Besuchern des Hamburger Bahnhofs profitieren und zusammen mit den Galerien an der Heidestraße ein neues Kunstquartier im Stadtteil Mitte bilden könnte. Auf Initiative von Wowereit war die Ausschreibung des Humboldthafens beim Liegenschaftsfonds deshalb mit dem Bau der öffentlichen Kunsthalle sowie eines privaten „Museums des 21. Jahrhunderts“ verbunden gewesen. Das private Museum wünschte sich der Senat ähnlich dem Guggenheim in Bilbao, das durch seine spektakuläre Architektur besonders viele Besucher in die Stadt lockt.

All dies schien bislang auf Berggruen als Favoriten zu verweisen, der im Tauschgeschäft für das Topgrundstück in den ersten zehn Jahren seine Privatsammlung im dem Museum hätte zeigen sollen. Im Gegenzug habe Berggruen aber kein Geld für das Grundstück bezahlen wollen, heißt es aus informierten Kreisen. Und angesichts der guten Lage und der Möglichkeit, am Humboldthafen neben der Kunsthalle Büros, Läden und Wohnungen mit einer Fläche von 48 000 Quadratmetern zu bauen, hätte der Senat die Kunsthalle teuer bezahlt.

Berggruen selbst war gestern nicht zu erreichen. Seine Assistentin Ute Kiehn sagte, dass der Immobilienmakler an Berlin und dem Humboldthafen weiter Interesse habe, obwohl er an der Ausschreibung nicht teilgenommen hatte. Es seien Nachverhandlungen nötig, nicht zuletzt bei Fragen des Architektenwettbewerbs. Ende des Monats werde sich Berggruen mit Wowereit in der Sache beraten. Außerdem verfolge der Sohn des 2007 verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen nach wie vor die Erweiterung des nach seinem Vater benannten Museums. Nicola Kuhn/Ralf Schönball

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false