
© Monika Skolimowska/dpa
Hunderte Waffen: Vier Männer stehen in einem Prozess um illegale Geschäfte vor dem Berliner Landgericht
In Berliner Wohnungen werden bei Razzien etliche Schusswaffen entdeckt – auch in einer Dunstabzugshaube und unter einer Matratze. Die Ermittler gehen von einem internationalen Waffenhandel aus.
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Hunderte Waffen wurden quer durch Europa verschoben, nach Berlin geschmuggelt und verkauft. Davon geht die Staatsanwaltschaft im Prozess gegen vier Männer aus.
Als mutmaßliche Waffenhändler stehen die Angeklagten im Alter von 25 bis 29 Jahren seit Mittwoch vor dem Berliner Landgericht. Die illegalen Geschäfte sollen unter anderem über die Türkei und die Niederlande abgewickelt worden sein.
Es sind vier Männer ohne Vorstrafen, die im Juni dieses Jahres festgenommen wurden und sich seitdem in Haft befinden. Als ein Hauptakteur gilt Ogulcan E., ein Autohändler und Spediteur. So soll er im Mai 2024 mit einem 25-jährigen Mitangeklagten in die Türkei geflogen sein, um dort 72 Waffen für 145.000 Euro zu erwerben.
Mit Yildiray K. gehört einer der mutmaßlichen Verkäufer in dem Fall zu den Angeklagten. Er soll kurz nach dem Waffendeal nach Berlin gereist sein. Wegen ausstehender Kaufpreiszahlungen habe er einen Teil der Waffen wieder an sich genommen. Festgenommen wurde er am 11. Juni in Köpenick. Er soll in eine Razzia geplatzt sein – mit einer Waffe im Hosenbund. Beamte hätten auch 50.000 Euro bei ihm gefunden.
Im Prozess geht es um 14 Fälle des mutmaßlichen Waffenhandels sowie weitere vier Fälle des Besitzes von Waffen. Von Oktober 2022 bis Juni 2024 seien insgesamt knapp 340 halb- und vollautomatische Handfeuerwaffen sowie eine Maschinenpistole vertreiben worden. Die Angeklagten sowie vier gesondert verfolgte Männer sollen in unterschiedlichem Ausmaß beteiligt gewesen seien. E. und K. hätten insgesamt 258.000 Euro erlangt.
Die Ermittler waren den mutmaßlichen Waffenschiebern durch ein Verfahren in Bayern auf die Schliche gekommen. Damals sei ein Handy beschlagnahmt und ausgewertet worden. Der Verdacht auf Waffenhandel habe sich durch Überwachung von Telefongesprächen und Observationen erhärtet. Im Juni wurden mehrere Wohnungen durchsucht. Eine Waffe wurde unter einer Matratze gefunden, eine in einer Dunstabzugshaube. Ob sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern werden, ist noch offen. Der Prozess geht am 18. Dezember weiter.
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