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Zwei Beschäftigte der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wischen das Wasser auf, das durch Starkregen in der Magazin der Bibliothek gelaufen ist.

© dpa/Sven Käuler

Update

Wasserschaden in Berliner Stadtbibliothek: „Jeder kurze Platzregen gefährdet unsere Bestände“

Das Gewitter ist kurz, aber bringt kräftigen Regen mit. Dann stehen gefüllte Bibliotheksregale im Wasser. Mitarbeitende bemühen sich um Schadensbegrenzung – und fordern einen neuen Standort.

Stand:

Betritt man das Foyer der Stadtbibliothek in der Breiten Straße, weist zunächst nur ein durch den Wasserschaden ausgefallener Aufzug auf das Drama hin. Nach dem Starkregen am Mittwochvormittag war das Magazin im Untergeschoss des alten Gebäudes der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) knöcheltief mit Wasser vollgelaufen.

Um 11 Uhr war ein Anschlussbogen des Entwässerungsrohres für das Dach gebrochen. Das Rohr verläuft ausgerechnet in dem Raum, in dem vorrangig Bücher aus der Zeit vor 2015 gelagert werden. „Das Gebäude wurde nicht als Bibliothek entworfen. So ein Rohr würde normalerweise nie durch einen Raum verlegt werden, in dem Bücher lagern“, sagt Anna Jacobi, Pressesprecherin der ZLB am Donnerstag. „Jetzt wurde das Dach leider in unserer Sammlung entwässert.“

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Das Gebäude hatte bereits häufiger mit Wasserschäden zu kämpfen. Schon vor einem Jahr platzte durch Starkregen ein Rohr, Waschbecken, die sich ebenfalls in der Magazinsammlung befinden, liefen über. Das Dach des Hauses weist etwa ein Dutzend Lecks auf, unter denen auch am Mittwoch wieder Eimer platziert werden mussten.

„Gestern hatten wir noch Glück, dass es tagsüber passierte und direkt 60 Mitarbeiter helfen konnten, die Schäden möglichst gering zu halten“, sagt Jacobi. Mit einer Menschenkette wurde das Wasser in Eimern aus dem Gebäude gebracht und im Innenhof ausgeschüttet. Auf Instagram dokumentierte die ZLB die Aktion. Man sei auf solche Situationen bereits eingestellt, sagt die ZLB-Sprecherin am Donnerstag.

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Trotzdem äußerte sich Jonas Fansa, ZLB-Betriebsdirektor, in einem Beitrag des RBB am Mittwochabend besorgt: „Hier stehen Hunderttausende von teilweise auch alten Büchern, die akut gefährdet sind.“ Auf der Internetseite der ZLB hieß es: „Wieder ist in unsere Magazine in der Berliner Stadtbibliothek viel Wasser eingedrungen, jeder kurze Platzregen gefährdet unsere Bestände. Es wird Zeit für ein neues Gebäude für die ZLB.“ Das Magazin könne in Folge der Schäden zunächst nicht bedient werden.

Zwischen den Bücherregalen stehen am Donnerstag noch dutzende Paar Gummistiefel parat. Die Bibliothek verfügt auch über spezielle Wassersauger, die sich praktischerweise direkt aus den Fenstern der Magazinsammlung in die Spree entleeren lassen. Doch dort droht bereits die nächste Gefahr: Das Fenster befindet sich nur wenige Meter über dem Wasserspiegel, ein Hochwasser würde die alten Fenster fluten, befürchtet man in der Bibliothek.

60 Mitarbeiten halfen am Mittwoch, unter anderem mit Gummistiefeln bewaffnet, den Schaden im ZLB-Magazin möglichst gering zu halten.

© Alexander Conrad

„Wirklich nass sind die Bücher gestern zum Glück nicht geworden, aber klamm, was sie unbemerkt schimmeln lassen kann“, sagt Ingeborg Fries, Leiterin des Restaurierungsteams. Ihre Mitarbeiter gingen nun alle Bücher in den unteren Reihen der Regale durch. In einem höher gelegenen Raum, in dem noch Regale frei standen, werden nun die betroffenen Bücher aufgeklappt eingeordnet und mit Ventilatoren umringt.

Sorge um wertvolle römische Signaturen

Mit verschiedenen Methoden wird versucht, die feuchten Bücher möglichst schonend zu trocknen.

© Alexander Conrad

Auch in sogenannten Löschkartons aus ungeleimten Material werden einige Bücher platziert, um ihnen Feuchtigkeit zu entziehen. Geföhnt werden dürfen sie nicht, die Hitze hätte gravierende Folgen für die teils historischen Werke. Besonders um römische Signaturen aus dem Gründungsbestand, die wohl wertvollsten Stücken der Sammlung, macht sich Fries große Sorgen.

Am meisten durch das Wasser in Mitleidenschaft gezogen wurde die Schallplattensammlung, die sich ebenfalls in dem betroffenen Raum befand. Sie ist auch am schwierigsten zu retten, da die Vinyl-Platten anders behandelt werden müssen als deren Hüllen. Wie groß der Schaden genau ist, ließ sich am Donnerstag noch nicht sagen. Die Mitarbeitenden waren zunächst damit beschäftigt, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.

Die ZLB umfasst zwei Standorte: die Berliner Stadtbibliothek in Mitte, wo der jetzige Wasserschaden entstanden ist, und die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg. Seit Jahren wird ein neues Domizil gesucht, an dem alle Bestände zusammengeführt werden sollen.

Die ZLB befürwortet den Vorschlag von Berlins Kultursenator Joe Chialo, das Gebäude der Galeries Lafayette auf der Friedrichstraße dafür zu nutzen. Nach jüngsten Angaben schließt das Luxuskaufhaus Ende Juli. (mit dpa)

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