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Wegen des BVG-Streiks in Berlin: Buchungen bei Sharing-Anbietern steigen um bis zu 620 Prozent
Für viele Berlinerinnen und Berliner stellt ein BVG-Streik eine große Herausforderung dar. Sie versuchen unter anderem mit Leihwagen von A nach B zu kommen.
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Zwei Tage lang wird der Nahverkehr in Berlin weitgehend stillstehen, nur S-Bahnen und einige Busse werden fahren. Viele Berlinerinnen und Berliner griffen deshalb bei dem Streik in der vergangenen Woche bei Minusgraden auf Sharing-Anbieter zurück.
Nach Angaben der Mobilitätsplattform Bolt schossen die Nutzungszahlen an den vergangenen Streiktagen in die Höhe. Demnach gab es vergangene Woche Montag 150 Prozent mehr Fahrten mit E-Scootern und E-Bikes. Die zurückgelegten Strecken waren ein Drittel länger als sonst. Beim Carsharing registrierte das Unternehmen 84 Prozent mehr Fahrten.
Beim Taxi-Dienst des Unternehmens gab es im Wochenvergleich einen 337-prozentigen Anstieg der Suchanfragen. Die Zahl der vorgebuchten Fahrten ging demnach um 620 Prozent nach oben. Bei anderen Anbietern dürfte die Nachfrage ebenfalls deutlich nach oben gegangen sein.
Auch das Unternehmen Uber registrierte eine deutlich erhöhte Nachfrage. „Ganz sicher werden die Mietwagen- und Taxiunternehmen, bei denen die Fahrerinnen und Fahrer angestellt sind, alle Kapazitäten aktivieren, um die erhöhte Nachfrage zu befriedigen“, sagte eine Unternehmenssprecherin dem Tagesspiegel.
Während der vergangenen Streiks haben wir einen merklichen Anstieg der Fahrten festgestellt.
Nora Goette, Pressesprecherin bei Miles.
Das Gleiche gilt für den Mobilitätsanbieter Miles. „Insgesamt haben wir während der vergangenen Streiks einen merklichen Anstieg der Fahrten festgestellt, insbesondere zu den Zeiten, in denen die BVG sonst besonders stark frequentiert ist – also morgens, nachmittags und abends“, sagte Pressesprecherin Nora Goette dem Tagesspiegel. „Auch die Nachfrage nach Tagesmieten ist gestiegen.“ Zudem habe sich die Zahl der Neukund:innen deutlich erhöht.
„Wir beobachten auch, dass die App häufiger am Vorabend geöffnet wird, ohne dass direkt eine Buchung erfolgt. Hier gehen wir davon aus, dass bereits geschaut wird, wie die Verfügbarkeit der Fahrzeuge im eigenen Radius für den nächsten Tag ist.“ Eine genaue Zahl könne sie nicht nennen, da es immer weitere Einflussfaktoren wie das Wetter, den Wochentag oder den Zeitpunkt im Monat gibt, die ebenfalls eine Rolle spielen.
Ähnliche Erfahrungen verzeichnet auch der E-Scooter-Anbieter Dott, ehemals Tier. „Beim vergangenen Streik am 10. Februar haben wir einen Anstieg von 170 Prozent im Vergleich zum Montag der Vorwoche verzeichnet, sagte die Sprecherin Luisa Lindenthal dem Tagesspiegel.
Unser Team wird unsere geteilten E-Scooter und E-Bikes vermehrt an Verkehrsknotenpunkten positionieren, sodass die Menschen einfacher auf unsere Fahrzeuge umsteigen können.
Luisa Lindenthal, Pressesprecherin bei dem E-Scooter-Anbieter Dott.
Auf den Streik bereite sich das Unternehmen vor: „Unser Team wird unsere geteilten E-Scooter und E-Bikes vermehrt an Verkehrsknotenpunkten positionieren, sodass die Menschen einfacher auf unsere Fahrzeuge umsteigen können.“
Preiserhöhungen solle es nicht geben. „Tatsächlich haben wir zum ersten BVG Streik Ende Januar einen neuen Pass in Berlin gelauncht, den Dott Flex. Dieser kostet 1,99€ für 30 Tage und Nutzer*innen zahlen so nur jeweils ein Euro für eine Fahrt von maximal 10 Minuten.“ Darüber hinaus sei kürzlich die Freischaltungsgebühr von einem Euro auf 49 Cent gesenkt worden.
Auch Judith Duschl vom Mobilitätsanbieter Free2move vermeldet einen höheren Umsatz während der Streiktage. „Um die wachsende Zahl neuer Nutzer zu bewältigen, hat Free2move seine Fahrzeugflotte erweitert und ihre Verfügbarkeit in den am stärksten nachgefragten Gebieten und Knotenpunkten, wie Bahnhöfen, Stadtzentren und Wohngebieten, optimiert“, sagte sie dem Tagesspiegel.
Die Preise der Anbieter richten sich unter anderem nach der Nachfrage, insofern ist an den Streiktagen mit höheren Fahrpreisen als sonst zu rechnen.
Die Innung des Berliner Taxigewerbes schätzt die Nachfrage am zweiten Streiktag in der vergangenen Woche auf ein Drittel mehr als sonst. „Einen Unterschied gibt es in dieser und vergleichbaren Situation meist zum ersten Streiktag, wo der Berliner noch etwas Eingewöhnungszeit braucht“, sagte Danielo Baltrusch von der Innung dem Tagesspiegel.
„Dabei macht das Berliner Taxigewerbe daraus kein unmoralisches Geschäft“, so Baltrusch. „Wir sind in der glücklichen Lage, einen festen Tarif zu haben, der vom Senat vorgeschrieben ist.“ App-basierte Fahrdienste dagegen würden an solchen Tagen voll zuschlagen. „Dort bestimmt die Nachfrage den Preis und der ist dann bis zu viermal so teuer.“ Spitzenzeiten an Streiktagen seien so wie an allen Arbeitstagen: von 7 Uhr bis 9 Uhr und abends von 16 Uhr bis 20 Uhr.
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