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Wegen Diskriminierung: Humboldt-Forum streicht „Oberindianer“ aus Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“
Bei einem Chorfestival im Humboldt-Forum soll im November auch ein Hit von Udo Lindenberg erklingen. Doch ein Wort gilt nicht mehr als akzeptabel. In der DDR wurde gleich das ganze Lied zensiert.
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Weil sich Zuhörer diskriminiert fühlen könnten, ändert das Berliner Humboldt-Forum bei einer bevorstehenden Veranstaltung den Text von Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ ab. Wie ein Sprecher des Humboldt-Forums dem Tagesspiegel bestätigte, soll das Wort „Oberindianer“ ausgelassen werden. Zuerst hatte die „B.Z.“ berichtet.
Mit der Bezeichnung hatte Lindenberg einst den damaligen DDR-Staatschef Erich Honecker verspottet. „Ich muss da was klär’n mit eurem Oberindianer“, sang er im Jahr 1983, als er sich um einen Auftritt in Ost-Berlin bewarb. „Ich bin ein Jodeltalent und will da spiel’n mit ’ner Band.“
„Das Wort wird von vielen indigenen Menschen, aber auch von vielen unserer nationalen und internationalen Besucher*innen als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen“, zitierte die „B.Z.“ aus der Begründung des Humboldt-Forums für die Textänderung. „Diese Sichtweise nehmen wir ernst und respektieren wir.“
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Auch wenn Lindenberg das Wort „Oberindianer“ seinerzeit satirisch verwendet habe, klinge darin „die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen“ nach, hieß es weiter. „In der Verwendung des Wortes schwingen die lange Gewaltgeschichte der Kolonisierung und Stereotypisierungen mit, die indigenen Bevölkerungsgruppen angetan wurden und bis heute wirken.“
Zur Aufführung kommen soll der geänderte „Sonderzug nach Pankow“ bei einem Festival am 16. und 17. November im Humboldt-Forum. Acht Berliner Chöre wollen an diesem Wochenende unter dem Motto „Vielstimmig 2024“ Lieder von „Hanns Eisler bis Udo Lindenberg“ singen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Berliner Chorverband statt.
„Nach einer offenen Diskussion mit den Chören und der künstlerischen Leitung haben wir entschieden, das Lied ‚Sonderzug nach Pankow‘ zu singen und hierbei das Wort, das aus heutiger Sicht diskriminierend wahrgenommen werden kann, auszulassen“, erklärte das Humboldt-Forum dazu. Wie der Sprecher des Museums dem Tagesspiegel mitteilte, sollen die Chöre nun an der entsprechenden Textstelle lediglich „Ober-I“ singen, wobei das ‘i’ gehalten werden soll. „Wir sind hier aber noch in der weiteren Abstimmung“, sagte der Sprecher der dpa.
Im Oktober 1983 gab Lindenberg sein einziges DDR-Konzert. Er war vom damaligen Vorsitzenden der Freien Deutschen Jugend (FDJ), Egon Krenz, zum „Rock für den Frieden“ eingeladen worden. Dieser fand im Palast der Republik statt, an dessen Stelle inzwischen das Humboldt-Forum errichtet worden ist. Das einzige Lied, das Lindenberg nicht spielen durfte, war der „Sonderzug nach Pankow“. (mit dpa)
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