Kleines Blatt, große Wirkung: Wenn die „Zaeton“ zur Konkurrenz im Homeoffice wird
Erscheinungsweise: an Tagen ohne Kita-Notbetreuung. Unsere Autorin bekommt im Homeoffice Konkurrenz von der "Zaeton".
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Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft, das ist bei Schlagzeilen nicht anders als bei Schrippen. Bei Letzteren gilt: Je oller, desto doller – auch von Dinkelschrotseelen und Chia-Power-Korn lassen sich die guten alten Ost-Schrippen nicht vom Thron putschen.
Im Journalismus hingegen gilt das Gegenteil: Je aktueller, desto schneller, sozusagen. Wenig ist ärgerlicher als eine gründlich, aber fix reingehackte und rausgehauene Meldung, die Minuten später von der Konkurrenz mit einem aktuelleren Dreh überholt wird.
Da sitzt man also am heimischen Schreibtisch, tippt, telefoniert, gleicht ab, wie das denn nun genau ist mit den bevorstehenden Lockerungen oder Nicht-Lockerungen.
Und kaum ist die Meldung auf der Seite, geht die Zimmertür auf und die Nachmittagsausgabe der „Zaeton“ flattert herein (Verbreitungsgebiet: Homeoffice, Erscheinungsweise: an Tagen ohne Kita-Notbetreuung). Und der Aufmacher hat es in sich: „Mascn Vase vöet aen beschen strena“.
Dazu muss man wissen: Die Zaeton ist ein liberales Blatt, fair und undogmatisch. Wie der Tagesspiegel, der seinen Autoren seit Kurzem etwa freistellte, verschiedene Formen geschlechtergerechter Sprache zu nutzen, bedient sich auch die Zaeton eines unkonventionellen, inklusiven Sprachstils.
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Angesichts des harten Sparkurses beim gleichnamigen Zaetons-Verlag beeindruckt die professionelle Betriebsamkeit der wenigen Mitarbeiter. Überall gleichzeitig, immer mit einem Ohr an den Entscheidern, schnappt das kleine Blatt der Konkurrenz so manche Push-Nachricht vor der Nase weg.
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Wer nun im Senat an die Redaktion der Zaeton durchgestochen hat, dass die Maskenphase ein bisschen strenger wird, ist indes nicht herauszubekommen – Quellenschutz wird auch bei der Zaeton ganz groß geschrieben.
Und selbst wenn sich eine Meldung mal als Ente herausstellt („Bete nech zom Alex gen, aen Volkan is aosgebrorn, es likt ima nor Lava“), geht die Zaeton souverän damit um und recherchiert am nächsten Tag umso leidenschaftlicher weiter. Denn Fehler macht jeder. Kein Grund, kleinere Ost-Schrippen zu backen.
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