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2G-Regel in Clubs und Restaurants: Wenn sich Türen für Ungeimpfte schließen
In Berlins Clubs ist die 2G-Regel bereits angekommen. Auch Gastronomen erwarten sich mehr davon, wenn Ungeimpfte draußen bleiben müssen.
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Nach langer Corona-Auszeit haben am vergangenen Wochenende einige Clubs erstmals wieder ihre Innenbereiche geöffnet. Es war wohl ein Moment, auf den viele Menschen sehnsüchtig gewartet hatten, wenn die Länge der Warteschlangen vor den Türen als Indiz dafür gelten kann. Vor dem KitKat in Mitte, wo vor kurzem noch Menschen geduldig für Coronatests angestanden haben, war der Bürgersteig am Samstagabend schon lange vor der Öffnung voll.
Der Neustart auf Basis der 2G-Regelung für Geimpfte und Genesene war möglich geworden, nachdem das Berliner Verwaltungsgericht das Tanzverbot in Innenräumen im August gekippt hatte. Für viele große Namen unter den Berliner Clubs kam die Entscheidung aber zu kurzfristig. Sie müssen erst noch DJs buchen und Personal suchen.
Clubkommission für PCR-Tests
Trotz der Öffnungsperspektiven sorgt sich Lutz Leichsenring von der Berliner Clubkommission weiter um eine nachhaltige Lösung. Viele Clubs ständen vor dem Aus, falls es im Herbst verstärkt zu Impfdurchbrüchen und zu einem neuen Lockdown kommt. Seine Kommission favorisiert ein „inklusives Konzept“ auf Basis von PCR-Tests für Alle.
Für die Berliner Gastronomie sieht es so aus, als würde die 2G-Regelung als Option für die Wirte hinzukommen. Am Dienstag soll ein entsprechendes Eckpunktepapier im Senat diskutiert werden. Die Lösung nach Hamburger Vorbild sei das Vernünftigste, meint Thomas Lengfelder vom Berliner Landesverband des Hotel- und Gaststättengewerbes. Einer Meinung sei man allerdings nicht.
Restaurantbetreiber schätzen die Vorteile von 2G
Bei einem kurzen Stimmungstest unter Berliner Restaurantbetreibern war die 2G-Regel klar im Vorteil. Sie freue sich über jede Maßnahme, die einen neuen Lockdown im Winter verhindere, sagt Ilona Scholl. Die Mitbesitzerin des Sterne-Restaurants Tulus Lotrek in Kreuzberg will grundsätzlich niemanden ausschließen, hält aber 2G für den sichersten Weg, auch für ihr Personal.

© Mike Wolff
Ähnlich äußert sich Jette Klinkenberg, die mit zwei Geschwistern „Die Klinke“ betreibt, ein Restaurant mit regionaler Küche am Oranienplatz. An warmen Tagen ist der Außenbereich mit 100 Plätzen gut gefüllt, doch im Herbst wird der Platz drinnen knapp. Es ist unsicher, ob Heizpilze aufgestellt werden dürfen. Mit Abstandsregeln und Sperrstunde könne ihr Restaurant nicht überleben. Ohnehin seien ihre Kund:innen „eigentlich alle geimpft“, sagt Klinkenberg.
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Auch Max Setrak, Mitinhaber des Kreuzberger Restaurants Jolesch, setzt auf 2G. „70 bis 80 Prozent Umsatz sind besser als ein neuer Lockdown“, sagt er. Die Zeit der Schließung habe schlimme Folgen in der Branche gehabt. Viele Mitarbeiter:innen hätten den Beruf gewechselt und arbeiteten heute im Einzelhandel. Unter den 2G-Regeln können 120 Menschen an den Tischen in den Innenräumen des Restaurants mit österreichischer Küche Platz nehmen, unter Einhaltung der Abstandsregeln dagegen nur 60 Personen.

© Kai-Uwe Heinrich
In der vergangenen Woche musste Max Setrak eine Gruppe von 20 Personen wegschicken. „Keiner hatte einen Test“ – trotz Dauerberichterstattung in den Medien, erzählt er ungläubig. Als Folge musste er nicht nur die entgangenen Einnahmen der ausgefallenen Reservierung hinnehmen, sondern kassierte noch schlechte Online-Bewertungen. Das Jolesch beteilige sich „massiv an der Ausgrenzung und Diskriminierung ungetesteter und ungeimpfter Menschen“, ist im Internet zu lesen – wohl aus Rache für das geplatzte Treffen.
Andersherum liest sich die Bewertung wie ein Lob, denn Setrak verzichtete auf Einnahmen. Klar ist jetzt schon: Es bleibt wohl mitunter konfliktreich, wenn Gastronomen sich für eine Lösung entscheiden müssen.
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