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Während einer Veranstaltung wird auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA der erste Airbus A321neoLR an die Bundeswehr übergeben.

© Wolfgang Kumm/dpa

Viel Uniform auf der Luft- und Raumfahrtschau 2022: Wie US Army, Bundeswehr und Rüstungsindustrie die ILA prägen

Bei der Luftfahrtschau ILA dreht sich fast alles ums Militär. Aber es geht auch um Nachhaltigkeit. Und Fans der alten Air Berlin finden ihr Glück.

Wer mit der Bundeswehr fremdelt, sollte Schönefeld in den kommenden Tagen weiträumig umfahren. Bei der Luft- und Raumfahrtschau ILA auf dem Messegelände am südlichen Rand des Flughafens BER in Schönefeld gibt es praktisch kein Entkommen.

Wer aber Kontakt zur Truppe und ihren mit frischen Steuermilliarden aufgeheiterten Ausrüstern sucht, ist hier goldrichtig: Gleich hinter dem Eingang hat ein in modisch-kantigem Fleckentarnmuster lackierter Truck seine Stahltreppe ausgeklappt.

Wer die Stufen nimmt, erreicht die „Karrierebasis“, wie es groß auf einem Schild heißt. Man kommt schnell mit Offizieren ins Gespräch.

Ein "Karriere-Truck" der Bundeswehr auf der ILA direkt hinter einem Eingang zum Messegelände: Hier sollen Freiwillige für den Dienst geworben werden.
Ein "Karriere-Truck" der Bundeswehr auf der ILA direkt hinter einem Eingang zum Messegelände: Hier sollen Freiwillige für den Dienst geworben werden.

© Kevin P. Hoffmann

So geht es weiter auf dem gesamten Areal. Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin, der der Bundesluftwaffe nach jahrelangem Lobby-Bemühungen nun endlich 35 seiner besonders teuren F-35 Mehrzweckkampfbomber verkaufen darf, über Airbus, Liebherr, Diehl und MBDA: Alle Ausrüster bieten Kunden und potenziellen Mitarbeitenden viel zum Anschauen und Anfassen.

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Man kann Probesitzen im Eurofighter, vor dem das gesamte Arsenal an High-Tech-Raketen, mit dem man ihn bestücken kann, ausgebreitet ist. Oder man darf mit Soldaten der Luftwaffe einen Hubschrauberflugsimulator ausprobieren.

Auf der ILA 2022 posieren Soldaten der US Army vor ihrem Boeing CH-47 Chinook Hubschrauber.
Auf der ILA 2022 posieren Soldaten der US Army vor ihrem Boeing CH-47 Chinook Hubschrauber.

© Kevin P. Hoffmann

Das alles gab es früher auch schon, die Bundeswehr ist traditionell die größte Ausstellerin, allerdings fällt das Militär besonders auf bei dieser ILA, weil deutlich weniger zivile Unternehmen gekommen sind. Junge und mittelständische Firmen wie Volocopter aus dem baden-württembergischen Bruchsal, die früher eher untergegangen wären im Riesenangebot der ILA, fallen plötzlich auf als einer der wenigen Anbieter ziviler Technologie.

Zumindest ist nicht bekannt, dass auch die Bundeswehr deren „Flugtaxis“ anschaffen will. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm bei seinem Messerundgang am Mittwoch Platz im Cockpit eines Prototypen der Firma.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) gestikulieren vor einem US-Kampfjet. Links in weiß: Amy Gutmann, die Botschafterin der USA.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) gestikulieren vor einem US-Kampfjet. Links in weiß: Amy Gutmann, die Botschafterin der USA.

© Kevin P. Hoffmann

Kurzum, die üblichen Proportionen stimmen nicht auf der ILA 2022: Es gibt deutlich weniger Aussteller aus weniger Ländern und weniger Flugvorführungen als in den meisten Vorjahren bis 2018. Damals fand die ILA zum letzten Mal in Präsenz statt. Die Ausgabe 2020 dieser alle zwei Jahre angesetzten Schau musste wegen Corona ins Internet verbannt werden. Und weil mittlerweile der Flughafen BER eröffnet hat, durfte und wollte die Messe Berlin auf dem südlichen Teil des Flughafens BER keinen großen Flugzirkus mit Volksfestcharakter mehr veranstalten. Das hatte bis Ende Februar auch kaum jemand in der Branche bedauert, da Flughäfen, Airlines wie Flugzeughersteller weiter unter den Reisebeschränkungen leiden.

Doch dann griff Russlands Armee die Ukraine an, jetzt ist wenig mehr so wie vorher: Die lange vernachlässigten Streitkräfte werden in Geld schwimmen. Und auch das Interesse in der Bevölkerung scheint ungebrochen. Die reduzierten Kartenkontingente (nur noch jeweils 15 000 pro Publikumstage Sonnabend und Sonntag) sind bereits vergriffen. Wer die erhöhten Ticketpreise von bis zu 65 Euro pro Tagesticket an den Fachbesuchertagen bis Freitag nicht scheut, hat aber noch eine Chance, Einlass zu erhalten auf dem Gelände.

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Die Bundeswehr präsentiert sich in diesem Jahr besonders offensiv.
Die Bundeswehr präsentiert sich in diesem Jahr besonders offensiv.

© Kevin P. Hoffmann

Olaf Scholz träumte in seiner Eröffnungsrede in der sengenden Mittagshitze jedenfalls schon mal von einer Luft- und Raumfahrt, die „klimaneutral, geräuscharm und vor allem hoch innovativ“ sei. Das sei keine Science Fiction, vieles davon könne man schon heute auf der ILA bestaunen, sagte der Kanzler.

Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, besucht den Stand der Firma Diehl und informiert sich über das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLS (im Hintergrund).
Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland, besucht den Stand der Firma Diehl und informiert sich über das Luftverteidigungssystem IRIS-T SLS (im Hintergrund).

© Wolfgang Kumm/dpa

Mitunter wirken die Bemühungen der Branche und der Militärs, sich als Avantgarde der Klimaschützer zu präsentieren, arg bemüht: In einer Halle hält ein Luftwaffenoffizier in blauer Uniform eine Präsentation. Auf dem Bildschirm hinter ihm sieht man die in drei Grüntönen eingefärbten Umrisse eines Militär-Airbus A400M mit den Worten „Einsatzbereit, weltweit, nachhaltig.“ In einer anderen Halle präsentieren sich Ausrüster, die schon heute das Fliegen mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff versprechen. Airbus will erst 2035 einen entsprechenden Jet in Serie produzieren.

Flugzeugmodelle der Modellbaufirma Herpa auf der ILA 2022 in Schönefeld: Die Firma verkauft Modelle der Air Berlin USA aus den 1970er Jahren zum Sonderpreis im Maßstab 1:500.
Flugzeugmodelle der Modellbaufirma Herpa auf der ILA 2022 in Schönefeld: Die Firma verkauft Modelle der Air Berlin USA aus den 1970er Jahren zum Sonderpreis im Maßstab 1:500.

© Kevin P. Hoffmann

Zum Glück gibt es aber auch noch ein paar Ecken auf der ILA, die erfrischend frei sind von Militär und Klimaschutz: So bietet der Modellbauhersteller Herpa an seinem Stand ein kleines Set mit Modellen zweier Air-Berlin-Boeings im Maßstab von 1:500 zum Sonderpreis an. Ein Glücksmoment für machen Fan der Berliner Luftfahrtgeschichte zum Preis von 49,95 Euro.

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